Das Sterben in Wychwood
ist sie hingegangen, glaube ich, Sir. Ist die ganze Nacht ausgeblieben, und Seine Lordschaft hat es erfahren (sie diente damals in Ashe Manor) und ziemlich scharf mit ihr gesprochen, und sie ist keck geworden, da hat er ihr gekündigt, was nur zu erwarten war.»
«Hat sie je viel zu Ihnen darüber gesprochen, was in den Häusern vorging, wo sie diente?»
Mrs Church schüttelte den Kopf.
«Nicht sehr viel, Sir. Ihre eigenen Sachen interessierten sie mehr.»
«Sie war einige Zeit bei Major und Mrs Horton, nicht?»
«Beinahe ein Jahr, Sir.»
«Warum ist sie dort fort?»
«Nur um sich zu verbessern. Es wurde eine Stelle frei in Ashe Manor, und dort war natürlich der Lohn höher.»
Luke nickte.
«Sie war zur Zeit von Mrs Hortons Tod dort?» fragte er.
«Ja, Sir. Und sie hat viel gemault darüber – die zwei Pflegerinnen im Haus, die immer Extraarbeit machten, ihnen das Essen extra bringen und eins zum andern.»
«Bei dem Rechtsanwalt, Mr Abbot, hat sie nicht gedient?»
«Nein, Sir. Mr Abbot wird von einem Ehepaar versorgt. Amy ging wohl einmal in seine Kanzlei, aber warum, weiß ich nicht.»
Luke notierte sich im Geiste diese kleine Tatsache, die vielleicht von Bedeutung sein konnte. Da jedoch Mrs Church offenbar nicht mehr darüber wusste, verfolgte er es nicht weiter.
«War da irgendein anderer Herr im Ort, mit dem sie befreundet war?»
«Niemand, worüber ich reden möchte.»
«Aber, aber, Mrs Church! Ich will die ganze Wahrheit wissen, merken Sie sich das!»
«Es war kein Herr, weit davon entfernt. Heruntergesetzt hat sie sich damit, das habe ich ihr auch gesagt.»
«Möchten Sie nicht etwas deutlicher werden, Mrs Church?»
«Sie werden von den ‹Sieben Sternen› gehört haben, Sir? Kein besonderes Haus, und der Wirt ein ordinärer Kerl und die meiste Zeit betrunken.»
«Amy war mit ihm befreundet?»
«Sie ist ein paar Mal mit ihm spazierengegangen; ich glaube, mehr war nicht daran; ganz bestimmt glaube ich das.»
Luke nickte nachdenklich und wechselte das Thema. «Haben Sie einen kleinen Jungen, Tommy Pierce, gekannt?»
«Wen? Den Sohn von Mrs Pierce? Natürlich kannte ich ihn. Hatte immer nur Unfug im Kopf!»
«War er viel mit Amy zusammen?»
«O nein, Sir. Amy wurde ihn rasch los, wenn er seine Späße mit ihr versuchte.»
«War sie mit ihrer Stelle bei Miss Waynflete zufrieden?»
«Sie fand es ein wenig langweilig, und der Lohn war nicht hoch. Aber natürlich, nachdem sie auf diese Weise von Ashe Manor wegmusste, war es nicht leicht, wieder einen guten Platz zu finden.»
«Sie hätte doch fortgehen können von hier, nicht?»
«Nach London, meinen Sie?»
«Oder irgendwo anders hin?»
Mrs Church schüttelte den Kopf und sagte langsam:
«Amy wollte nicht fort von Wychwood – wie die Dinge lagen.»
«Wie meinen Sie das – ‹wie die Dinge lagen›?»
«Nun, mit Jim und dem Herrn vom Antiquitätenladen.» Luke nickte nachdenklich.
«Miss Waynflete ist eine sehr liebe Dame, aber sehr genau mit dem Putzen von Silber und Türklinken und dass alles gut abgestaubt wird und die Matratzen umgewendet. Amy hätte sich das Getue nicht gefallen lassen, wenn sie sich nicht auf andere Weise unterhalten hätte.»
«Das kann ich mir vorstellen», sagte Luke trocken.
Er überdachte, was er gehört hatte; es fiel ihm keine weitere Frage ein. Er war ziemlich sicher, dass er alles, was Mrs Church wusste, herausbekommen hatte. Aber er entschloss sich zu einem letzten, versuchsweisen Angriff.
«Ich vermute, Sie können den Grund aller dieser Fragen erraten. Die Umstände von Amys Tod sind ziemlich geheimnisvoll. Wir sind nicht überzeugt davon, dass es ein Unglücksfall war. Wenn nicht – so verstehen Sie, was es gewesen sein muss?»
Mrs Church sagte mit einer gewissen scheußlichen Befriedigung:
«Mord!»
«Ganz richtig. Nun, gesetzt den Fall, Ihrer Nichte wäre das widerfahren, wen halten Sie verantwortlich für ihren Tod?»
Mrs Church wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
«Da gäbe es wohl eine Belohnung, wenn man die Polizei auf die rechte Spur brächte, was?» fragte sie bedeutungsvoll.
«Es könnte sein», wich Luke aus.
«Ich möchte nichts Bestimmtes sagen», meinte Mrs Church und fuhr sich mit hungriger Zunge über die schmalen Lippen. «Aber der Herr vom Antiquitätenladen ist ein merkwürdiger Kauz. Sie erinnern sich vielleicht an den Fall Castor, Sir – wie man Stücke des armen Mädchens überall in Castors Bungalow fand, und dann noch fünf oder sechs Mädchen
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