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Das Sterben in Wychwood

Das Sterben in Wychwood

Titel: Das Sterben in Wychwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aussieht», sagte er. «Man braucht nur wenig Muskelkraft dazu. Es waren keine Spuren auf dem Fenstersims oder draußen?»
    Miss Waynflete schüttelte den Kopf.
    «Ich glaube nicht. Aber natürlich ist der Polizist hinaufgeklettert.»
    «So dass etwaige Spuren für die seinen gehalten worden wären! Die Polizei dein Freund und Helfer!»
    Miss Waynflete ging voraus ins Haus zurück.
    «Hatte Amy Gibbs einen festen Schlaf?»
    Miss Waynflete erwiderte säuerlich:
    «Es war außerordentlich schwer, sie früh zum Aufstehen zu bewegen. Oft pochte ich immer wieder an ihre Tür und rief ihren Namen, ehe sie antwortete. Aber Sie kennen das Sprichwort, Mr Fitzwilliam, niemand ist so taub, wie der, der nicht hören will!»
    «Wie wahr», bestätigte Luke. «Und nun, Miss Waynflete, kommen wir zur Frage des Motivs. Wenn wir mit dem Augenscheinlichsten beginnen: Glauben Sie, dass etwas zwischen diesem Ellsworthy und dem Mädchen war?» Er fügte hastig hinzu: «Ich frage Sie nur nach Ihrer Meinung.»
    «Wenn es nur Meinungssache ist, würde ich sagen ja.»
    Luke nickte.
    «Würde – Ihrer Ansicht nach – das Mädchen vor einer kleinen Erpressung zurückgeschreckt sein?»
    «Vermutlich nicht.»
    «Wissen Sie vielleicht zufällig, ob sie zur Zeit ihres Todes viel Geld hatte?»
    Miss Waynflete überlegte.
    «Ich glaube nicht. Wenn sie einen außergewöhnlichen Betrag gehabt hätte, wäre mir das gewiss nicht verborgen geblieben.»
    «Und sie war auch nicht auffallend verschwenderisch, bevor sie starb?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Das spricht so ziemlich gegen die Erpressungstheorie. Das Opfer zahlt gewöhnlich einmal, ehe es die letzte Maßnahme ergreift. Dann bliebe noch eine Annahme: Sie hat etwas gewusst.»
    «In welcher Art?»
    «Sie könnte etwas gewusst haben, das jemandem in Wychwood gefährlich hätte werden können. Nehmen wir einen rein hypothetischen Fall. Sie war hier in verschiedenen Häusern im Dienst. Gesetzt den Fall, sie hätte da etwas in Erfahrung gebracht, das jemandem, zum Beispiel Mr Abbot, beruflich schaden könnte.»
    «Mr Abbot?»
    Luke sagte rasch:
    «Oder irgendeine Nachlässigkeit oder Unkorrektheit vonseiten Dr. Thomas’.»
    Miss Waynflete begann: «Aber sicherlich…», und hielt dann inne.
    Luke fuhr fort:
    «Amy Gibbs war Hausmädchen, sagten Sie, bei Hortons, zur Zeit als Mrs Horton starb.»
    Es entstand eine kleine Pause, dann sagte Miss Waynflete: «Möchten Sie mir nicht sagen, Mr Fitzwilliam, warum Sie die Hortons da hereinbringen? Mrs Horton starb vor über einem Jahr.»
    «Ja, und Amy war damals dort.»
    «Ja so. Was haben die Hortons damit zu tun?»
    «Ich weiß nicht. Es ist mir nur so eingefallen. Mrs Horton starb an akuter Gastritis, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Kam ihr Tod unerwartet?»
    Miss Waynflete sagte langsam:
    «Für mich schon; denn, sehen Sie, es ging ihr schon viel besser – sie schien auf dem Weg der Genesung, und dann hatte sie einen plötzlichen Rückfall und starb.»
    «War Dr. Thomas überrascht?»
    «Ich weiß nicht. Ich glaube, ja.»
    «Und die Pflegerinnen, was sagten die?»
    «Meiner Erfahrung nach», sagte Miss Waynflete, «sind Pflegerinnen nie überrascht, wenn ein Fall eine schlimme Wendung nimmt! Nur Genesung überrascht sie.»
    «Aber ihr Tod überraschte Sie?» beharrte Luke.
    «Ja. Ich war erst am Tage vorher bei ihr gewesen, und es schien ihr viel besser zu gehen, sie hatte geplaudert und war ganz heiter gewesen.»
    «Wie dachte sie über ihre Krankheit?»
    «Sie klagte, dass die Pflegerinnen sie vergifteten! Eine hatte sie schon weggeschickt, aber sie sagte, diese beiden seien genauso schlimm.»
    «Ich vermute, Sie haben dem nicht viel Beachtung geschenkt?»
    «Nein, ich dachte, das sei alles ihrer Krankheit zuzuschreiben. Sie war auch sonst eine sehr misstrauische Frau und – es ist vielleicht unfreundlich, das zu sagen – sie machte sich gern wichtig; kein Arzt habe je ihren Fall verstanden – und es war nie etwas Einfaches – es musste entweder eine sehr geheimnisvolle Krankheit sein oder ‹jemand wollte sie aus dem Weg haben›.»
    Luke bemühte sich, seine nächsten Worte möglichst beiläufig klingen zu lassen.
    «Sie verdächtigte ihren Mann nicht des Versuchs, sie aus dem Weg zu räumen?»
    «O nein, diese Idee kam ihr nie!»
    Miss Waynflete zögerte einen Augenblick, dann fragte sie ruhig:
    «Das denken Sie?»
    Luke sagte langsam:
    «Ehemänner haben das schon öfter getan und sind nicht erwischt worden. Mrs Horton war nach allem, was ich so

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