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Das sterbende Tier

Das sterbende Tier

Titel: Das sterbende Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Roth
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am Anfang unserer Affäre, war sie für mich schwer zu enträtseln, was ich irrtümlich - oder vielleicht auch nicht - ihrer kubanischen Herkunft zuschrieb. »Ich liebe meine heimelige kubanische Welt«, sagte sie. »Ich liebe die Heimeligkeit meiner Familie, und ich merke jetzt schon, daß das nichts ist, was du magst oder was du willst. Und darum kann ich nie wirklich zu dir gehören.«
    Diese naive Nettigkeit in Kombination mit ihrem phantastischen Körper war für mich so verlockend, daß ich mir selbst damals, in jener ersten Nacht, nicht sicher war, ob ich sie so vögeln konnte, als wäre sie eine zweite verspielte Miranda. Nein, Consuela war nicht das Geißlein, das sich in der Uhr versteckte. Was sie sagte, spielte keine Rolle - sie war so verdammt attraktiv, daß ich ihr nicht nur unmöglich widerstehen konnte, sondern es auch unvorstellbar fand, irgendeinem anderen Mann könne das gelingen, und so entstand in jenem Augenblick, da ich ihren Hintern streichelte und sie mir erklärte, sie könne nie meine Frau werden, meine schreckliche Eifersucht.
    Die Eifersucht. Die Ungewißheit. Die Angst, sie zu verlieren, obgleich ich gerade auf ihr lag. Es waren Obsessionen, wie ich sie in meinem an Erfahrungen reichen Leben nie gekannt hatte. Bei Consuela geschah, was bei keiner anderen geschehen war: Mein Selbstvertrauen sackte beinahe sofort in sich zusammen.
    Wir gingen also miteinander ins Bett. Es passierte ganz schnell, weniger wegen meiner Berauschtheit als vielmehr wegen ihres Mangels an Komplexität. Oder meinetwegen ihrer Klarheit. Ihrer noch ganz neuen Reife, auch wenn diese, wie ich finde, eher von der schlichten Art war: Sie hatte zu ihrem Körper eine so innige Beziehung, wie sie sie zur Kunst haben wollte, aber nicht haben konnte. Sie zog sich aus, und nicht nur ihre Bluse war aus Seide, sondern auch ihre Unterwäsche. Sie hatte geradezu unanständige Unterwäsche. Eine Überraschung. Man weiß, daß sie damit gefallen will. Man weiß, daß sie beim Kauf an den Blick eines Mannes gedacht hat, selbst für den Fall, daß kein Mann diese Unterwäsche je zu sehen bekommen würde. Man weiß, daß man keine Ahnung hat, was diese Frau ist, wie intelligent oder dumm sie ist, wie seicht oder tiefgründig, wie unschuldig oder hinterhältig, wie raffiniert, wie klug, wie verderbt womöglich. Bei einer zurückhaltenden Frau von solcher sexueller Kraft hat man keine Ahnung und wird auch nie eine Ahnung haben. Das Chaos, das ihr Wesen ausmacht, bleibt hinter ihrer Schönheit verborgen. Dennoch war ich zutiefst bewegt vom Anblick ihrer Unterwäsche. Ich war bewegt vom Anblick ihres Körpers. »Donnerwetter«, sagte ich.
    Es gibt zwei Dinge, die einem an Consuelas Körper auffallen. Erstens die Brüste. Die herrlichsten Brüste, die ich je gesehen habe, und ich bin, wie Sie wissen, 1930 geboren und habe eine Menge Brüste gesehen. Diese waren rund, voll, perfekt. Die Art von Brüsten, bei denen die Warzen wie Untertassen sind, nicht wie Zitzen. Große, blasse, rosigbraune Brustwarzen, so unerhört erregend. Das zweite war, daß sie glattes Schamhaar hatte. Normalerweise ist es kraus. Ihres aber wirkte wie das Schamhaar einer Asiatin. Glatt, anliegend und spärlich. Das Schamhaar ist wichtig, denn ich werde später noch einmal darauf zurückkommen.
    Ja, ich schlug die Decke zurück, und sie stieg zu mir ins Bett: Consuela Castillo, das superklassische fruchtbare Weibchen unserer Säugetierspezies. Und schon bei diesem ersten Mal und mit erst vierundzwanzig Jahren war sie bereit, auf mir zu sitzen. Als sie dort saß, war sie sich ihrer selbst nicht so sicher: Bis ich ihren Arm tätschelte, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, und ihr zu verstehen gab, sie solle langsamer machen, ging sie, ohne sich dessen bewußt zu sein, mit übermäßiger Energie zu Werke und wippte mit geschlossenen Augen auf mir herum, verloren in einem Kinderspiel, das sie sich selbst ausgedacht hatte. Es war ein bißchen wie zuvor, als sie so getan hatte, als dirigierte sie ein Orchester. Wahrscheinlich versuchte sie, sich ganz und gar hinzugeben, doch dafür war sie zu jung, und so sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht. Doch weil sie wußte, wie verführerisch ihre Brüste waren, und wollte, daß ich sie im besten Licht sah, stieg sie auf mich, als ich sie darum bat. Und sie tat etwas, was für ein erstes Mal ziemlich unanständig war, und zwar - zu meiner abermaligen Überraschung - aus eigenem Antrieb: Sie ließ ihre Brüste um meinen

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