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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Richtung, in der sie die Bordsprechanlage vermutete. »Harris, die Helme zu. Zieht die Köpfe ein, Leute.« Was sie noch sagte, ging im dumpfen Grollen des Deko-Alarms unter. Ein weiterer Blitz leuchtete auf ihrer schmerzgepeinigten Netzhaut, und sie preßte hastig die Fäuste vor das Gesicht. »Das war der zweite Container«, rief jemand im allgemeinen Lärm. Etwas prasselte gegen die Außenhülle, wie ein Hagelschauer, die kleineren Trümmerstücke, die schneller waren. Charity griff nach hinten, nahm den Druckhelm von der Befestigung hinten am Sitz und schloß das Visier. Dann koppelte sie den Luftschlauch des Sitzes an. Ohne Tornister waren sie von den Bordsystemen abhängig, ein Umstand, der sich in den nächsten Minuten als verhängnisvoll erweisen mochte. Ein weiterer Blitz, der wieder den Strahlungsalarm auf den Plan rief. Wieder einmal fragte sie sich, wem das lähmende, infernalische Getöse verschiedener Alarmsirenen eigentlich nützen sollte. Sie konnten schließlich nicht mehr als einmal sterben. Der Hagelschauer ließ nach, gewann dann aber plötzlich wieder an Kraft. Vermutlich waren sie in die Trümmerwolke des zweiten Erzcontainers hineingeraten. Sie konnte schwach die Kontrollen erkennen und die sich vor den Lichtern hektisch bewegenden Silhouetten von Dubois und Bender, die halb blind versuchten, die HOME RUN von den Explosionen wegzudrehen. Ein vierter Blitz warf Schlagschatten in einen Teil des Schiffes, in dem sich niemand befand. Der Strahlungsmonitor zeigte ein furchterregendes Rot. Dann traf der erste große Brocken, und ein mörderischer Schlag schüttelte Menschen und Ausrüstung durcheinander wie Würfel in einem riesigen Becher. Der zweite Treffer war noch schlimmer als der erste. Durch den Lärm konnte Charity das grauenhaft pfeifende Geräusch entweichender Luft hören. Die Zentralachse brach knirschend auseinander, und die Brückenbefestigung gab unter der Wucht einer weiteren Kollision nach. Die Lichter gingen für zwei, drei Sekunden aus, und als sie wieder aufflackerten, explodierte unter Deck eine der Energiezellen in einer Wolke aus hellweißem Licht und pechschwarzem, öligem Rauch. Wieder kollidierte die HOME RUN mit einem Trümmerstück. Charity fühlte sich wie eine Fliege, die im Inneren einer riesigen, dröhnenden Glocke aus Gußeisen verzweifelt versuchte, Wänden und Glockenklöppel auszuweichen. Munitionsbehälter und Ausrüstungsgegenstände hatten sich in den Wandnischen gelöst und bewegten sich mit absurd geringer Geschwindigkeit majestätisch durch ihr Blickfeld. Dann verebbten die Geräusche, und es wurde totenstill, obwohl sie die neuen Erschütterungen deutlich spüren konnte. Das Schiff fiel torkelnd dem Boden entgegen. Ein Hauch von Rauhreif bedeckte die Pulte und Bildschirme. »Die Luft ist raus«, meldete Dubois über Bordfunk. Sie hatte Benders Konsole übernommen. »Wie viele noch?« fragte Charity mit deutlicher Furcht in der Stimme. »Zwei, aber sie sind schon an uns vorbei.« Dubois deutete auf den Bildschirm. »Ich habe diese Rakete hochgejagt, nach der dritten Explosion. Kann sein, daß der Strahlungsschock die Zünder gestört hat. Wir sind durch.« Charity sah sich um. Das Innere der HOME RUN war ein einziges Chaos aus treibenden Behältern, losgerissenen Verstrebungen, zerbrochenen Tanks. Flüssigkeitstropfen schillerten in apartem Rosa. Nach der Farbe zu schließen, handelte es sich um Kohlenstoff-Schmiermittel oder um die kümmerlichen Reste einer an Bord geschmuggelten Flasche Rotwein. Das Zwischendeck hatte ein großes, unregelmäßiges, brandgeschwärztes Loch, dort, wo die Energiezelle hochgegangen war, und mehrere saubere, rechteckige Löcher dort, wo sich Bodenplatten gelöst hatten. Die Brücke pendelte frei im Raum, nur noch an zwei Seiten mit der Hülle des Schiffes verbunden, und abgerissene Kabel peitschten in das Vakuum, sprühten Funken, wenn sie einander berührten. Jedesmal, wenn das geschah, flackerten Kontrollampen und Bildschirme. Trotzdem konnte Charity auf der Computerdarstellung erkennen, wie sich die beiden letzten Container gleichmäßig von ihnen entfernten. Der Massetreiber, der sich wie eine langgezogene Landebahn vor ihnen streckte, hatte anscheinend seine Munition verschossen. »Was war das?« fragte Skudder, die Stimme blechern über den noch immer gestörten Kanal. »Sie haben die Container vermint«, erklärte Charity, und ihre Wut brach sich Bahn. »Ein paar kleine taktische Atomwaffen, die eigentlich

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