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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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jeden Aktion so spät wie möglich zusammen, damit
die Einzelteile möglichst lange harmlos bleiben. Sind alle
zusammengefügt – wumm. Die Sache mit den Fallschirmen
ist ein Beispiel dafür.«
    »Wenn die Frage gestattet ist«, meinte Moh
bedächtig, »wüsste ich gern, wo diese Programme
ablaufen.«
    MacLennan zuckte die Achseln. »Sie sind verteilt. Es
gibt kein Zentrum, keinen Großrechner im Innern eines
Bergs. Die Programme teilen sich Rechenzeit auf jeder beliebigen
Hardware, zu der sie Zugang haben, und das ist dank der
Programmiersprache Dissembler – wie Sie sich wohl denken
können – praktisch überall möglich.
Zusätzlich verfügen wir natürlich noch über
eigene Hardware, auf der Systemsoftware der alten Republik und
zahlreiche Neuentwicklungen laufen.«
    Janis blickte vom Geländer aus stirnrunzelnd auf den
ANR-Kader nieder. »Mir ist immer noch nicht klar, woher Sie
die materiellen Ressourcen für Ihre… äh…
Aktionen nehmen.«
    »Die requirieren wir! Wir ziehen sie von überall
her ab! Das fällt kaum auf. Wenn wir dafür zahlen
müssen, erzeugen wir Geld.«
    »Kommt mir irgendwie unmoralisch vor«, meinte
Janis.
    »Och, das stimmt, das stimmt«, meinte MacLennan
fröhlich. »Aber wir sind eine rechtmäßige
Regierung und befinden uns im Krieg, verstehen Sie. Und den Krieg
finanzieren wir mit allgemein akzeptierten Methoden –
mittels Steuern und Inflation –, genau wie die
Rebellen.«
    Die Rebellen?, dachte Kohn, einen Moment verwirrt von der
Vorstellung eines Aufstands in den von der ANR kontrollierten
Gebieten (die Karlisten vielleicht, Anhänger des Neuen
Pretenders), und dann machte es Klick. Vom Standpunkt der
Republik aus betrachtet ging es nicht darum, einen Aufstand
anzuzetteln, sondern darum, einen zu unterdrücken.
    »Deshalb ist die Inflation also stets ein wenig
höher, als sie sein sollte«, bemerkte Kohn.
»Darüber habe ich mich schon häufiger
gewundert.«
    Alle lachten. MacLennan klopfte seine Pfeife aus und rief die
Versammlung zur Ordnung.
    »Ich weiß nicht, was die Sternenfraktion
ist«, sagte er. »Aber das wird der Sicherheitsdienst
der Republik herausfinden, das können Sie mir glauben. Die
trotzkistischen Genossen werden einiges zu erklären
haben.«
    »Ich glaube nicht, dass sie etwas damit zu tun
haben«, entgegnete Moh, bestürzt darüber,
womöglich Auslöser einer Hexenjagd zu sein. »Ich
glaube, sie ist viel weiter verbreitet, und es geht dabei auch
nicht um Politik.«
    »Warten wir’s ab«, meinte MacLennan grimmig.
»Wir sprechen hier nicht von einer Säuberung«,
setzte er hinzu. »Das müssen Sie sich klarmachen,
Kohn, Taine… und Dr. Van. Josh Kohn war bestimmt…
– och, ich weiß nicht –, ich kannte Leute, die
hielten ihn für brillant, trotzdem kann ich mir nicht
vorstellen, dass es ihm im Laufe der Jahre gelungen sein sollte,
eine AI zu programmieren. Da steckt noch mehr dahinter, und wir
müssen herausfinden, was. Allein schon die Vorstellung,
unser Handeln könnte von einer AI manipuliert werden, ist
verstörend. Zurückhaltend formuliert.«
    »Angenommen, es geht wirklich um eine AI«, sagte
Kohn. »Was treibt sie eigentlich so?«
    »Das wissen wir nicht«, räumte Van ein.
»Wir wissen, dass… unverständliche
Aktivitäten stattfinden, und wir wissen, dass zumindest
einige unserer Gegner darüber informiert sind. Unsere
Interfaces, die den Kontakt mit dem Schwarzen Plan herstellen,
haben bislang keine Probleme gemeldet, aber Sie können sich
denken, dass wir uns Gewissheit verschaffen müssen, dass
zumindest unsere Systeme verlässlich sind.«
    »Für die Endoffensive«, sagte Kohn ganz so,
als ob er daran glaubte. Er hatte den Begriff schon so oft
ironisch gebraucht, dass ihm dies nicht leicht fiel.
    MacLennan und Van nickten beide. Sie glaubten daran.
    »Wann soll die Endoffensive eigentlich
stattfinden?«, fragte Janis.
    »Zum gegebenen Zeitpunkt«, antwortete MacLennan.
»Und den kennt niemand. Aus der allgemeinen politischen
Lage folgern wir, dass sich eine Konstellation ergeben wird, die
für einige Tage, höchstens aber Wochen gute
Erfolgschancen für einen Aufstand bieten wird. Unsere
Streitkräfte sind dabei, Stellung zu beziehen, die Waffen
sind so gut wie bereit. Der Plan wird die zeitliche Koordinierung
bis auf die Stunde und die Sekunde genau vornehmen. Doch bevor
wir uns darauf verlassen, müssen wir uns vergewissern, dass
der Plan nicht von der neuen

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