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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Wesenheit im Netz kontaminiert
wurde.«
    »Wollen Sie damit sagen, der Plan steuere das
Ganze?« Obwohl sie bereits ausgiebig darüber
spekuliert hatten, vermochte Kohn sich mit der Vorstellung noch
immer nicht so recht anzufreunden. Und MacLennan machte sich
Sorgen, womöglich von einer AI manipuliert zu werden! Sah
der Mann denn den Wald vor lauter Bäumen nicht? Ihm fiel
ein, was Jordan über den Schwarzen Plan gesagt hatte:
»Der verfügt über seine eigene beschissene Armee.«
    »Die letzte Entscheidung liegt beim Armeerat«,
erklärte MacLennan. »In einer solch komplizierten Lage
wird er guten Rat aber sicherlich nicht
verschmähen…« Er breitete lächelnd die
Arme aus.
    »Ich frage mich, wie Ho, Dung und Giap wohl
zurechtgekommen sind«, sagte Kohn.
    Van musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen, was nicht
unbedingt Ausdruck von Zustimmung war. Er drückte eine
Zigarette aus und steckte sich nach einem Moment vager Verwirrung
eine neue an. »Richtig, wir könnten auch ohne das
System auskommen, aber nicht im Moment. Die Zeit für die
militärische Revolution… kommt erst nach der Revolution.« Er lachte. »Wie Trotzkij einmal sagte,
es ist schwer, mitten im Fluss das Pferd zu wechseln.
Außerdem sind wir nun mit Veränderungen im Fluss
selbst konfrontiert. Deshalb unsere Bitte an Sie.« Er
zögerte und sah MacLennan an, der sich ganz auf seine Pfeife
konzentrierte.
    »Ja?« Kohn glaubte, die Antwort bereits zu kennen.
Er bekam Herzklopfen bei der Vorstellung, sich ungeachtet des
vervielfachten Gewichts des Grauens in dieses
Licht-das-kein-Licht-war zu wenden.
    »Tun Sie, was Sie schon einmal getan haben«, sagte
Van bedrückt. »Versuchen Sie, sich mit dieser
Wesenheit zu verständigen. Finden Sie heraus, ob der Plan
noch intakt ist.«
    Kohn hatte das Gefühl, alles habe sich verlangsamt;
bloß noch ein Zittern in seinen Händen, ähnlich
dem Zucken eines Uhrenicons, kündete vom Verstreichen der
Zeit. Sekunde für Sekunde. Er hatte Angst, Angst, Angst. Im
Geist vernahm er seine eigene Stimme – unreif, heiser, von
vor vielen Jahren: Ich suche nach Antworten.
    »Also gut«, sagte er. Er stand auf, reckte sich
und grinste alle an. »Ich brauche ein Terminal, mein
Gewehr, die Drogenproben, ein paar Muntermacher und eine halbe
Packung Filterjoints.« Er schaute einen Moment lang weg,
dann seufzte er. »Mittlerer Teergehalt.«
     
    Moh hatte eigentlich erwartet, mitten in der Nacht zu einem
tief in den Bergen gelegenen Bunker verfrachtet zu werden,
vollgestopft mit Rechnern und Bildschirmen, wuselnden
Elektrofahrzeugen und Menschen in elegant-lässigen
Uniformen, die sich zielstrebig umherbewegten… Kaum hatte
er eingewilligt, zog MacLennan ein Handy hervor und machte einen
Anruf. Van bat Janis, ihm ins Haus zu folgen. Kurz darauf
mühte sich ein Pick-up die Dorfstraße hoch, und zwei
Männer (zufällig mit elegant-lässigen Uniformen
bekleidet) luden Ausrüstung aus und schleppten sie ins Haus.
Als sie wieder abgefahren waren, geleitete MacLennan sie in den
kleinen, kahlen Raum im ersten Stock, der Aussicht bot aufs
Wasser. Die Männer hatten ein Feldbett und drei Stühle
aufgestellt, und das Terminal auf dem Tisch war nun umgeben von
einem eindrucksvollen Gerätepark. Sein Gewehr, seine
VR-Brille und ein großer Aschenbecher
vervollständigten das Arrangement.
    »Tolle Aussicht«, sagte er.
    Van gesellte sich zu ihnen, und Moh und MacLennan fuhren den
Rechner hoch, wobei sie sich leise unterhielten. Janis kam
herein, das Tablett, das sie mitbrachte, machte leise klirrende
Geräusche. Sie setzte es behutsam ab. »Im
Kühlschrank sind ein paar mir verdächtig gut bekannte
Präparate aufgetaucht«, sagte sie. Sie schaute die
dünnen, verschlossenen Röhrchen an. »Weißt
du noch, welches du geöffnet hast?«
    Kohn verglich die Etiketten mit seiner Erinnerung, dann nickte
er.
    »Versuchen wir’s ohne Drogen«, meinte er
plötzlich. »Muntermacher und ein Joint sollten
eigentlich reichen.«
    Van blickte zweifelnd drein. »Wir haben nicht viel Zeit
für Experimente«, sagte er.
    Kohn verspürte jähe Ungeduld. Er wusste, dass er die
Drogen nicht benötigte: er schmeckte die Gewissheit auf der
Zunge, dass er bloß high zu werden und seinen Verstand zu
schärfen bräuchte.
    »Bringen wir’s hinter uns.«
    Er nahm am Schreibtisch Platz und schloss den Helm, die Brille
und das Gewehr am Terminal an. Er ließ das Zippo-Feuerzeug
aufspringen,

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