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Das Sternenprogramm

Das Sternenprogramm

Titel: Das Sternenprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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sie frottierte sich gerade das Haar.
    »Weiches Wasser«, meinte sie. »Was sollen
wir zum Frühstück essen?«
    Moh deutete aus dem Fenster. »Ich glaube, das Essen ist
schon unterwegs.«
    Nach einer Weile gingen sie nach unten, traten blinzelnd in
den Sonnenschein hinaus und erblickten MacLennan und Van. Beide
waren mit Khakihose und offenem Hemd bekleidet und hatten
große braune Papiertüten dabei.
    »Frühstück, Bürger«,
verkündete MacLennan.
    »Danke«, sagte Kohn; der Duft von frischen
Brötchen und Speck erinnerte ihn daran, wie lange es her
war, seit er zum letzten Mal etwas gegessen hatte. »Treten
Sie ein.«
    Kohn und MacLennan trugen einen Tisch und vier Stühle auf
die Veranda hinaus. Van, der sich anscheinend gut im Haus
auskannte, half Janis mit dem Geschirr und dem Besteck.
Während sie frühstückten, vermieden es die beiden
ANR-Kader sorgfältig, über etwas anderes als das Wetter
und das Essen zu reden. Van rauchte Marlboros, mehr oder weniger
zwischen den einzelnen Bissen. MacLennan kippelte mit dem Stuhl
zurück und stopfte sich eine Pfeife. Janis entfernte sich
ein Stück weit gegen die Windrichtung, setzte sich auf das
Verandageländer und beugte sich vor, die Ellbogen auf die
Knie gestützt.
    »Und nun?«, fragte sie.
    »Tja, nun«, sagte MacLennan. Er hatte einen
starken Hochland- oder auch Islandakzent, guttural und nasal
zugleich, eine Art weißer Trägerwelle hinter den
Worten. »Sie wollen ein paar Erklärungen hören.
Wir auch. Wir sind überhaupt nicht glücklich mit dem,
was in letzter Zeit im System vor sich geht. Überhaupt
nicht«, wiederholte er langsam, stieß Kohn das
Pfeifenrohr entgegen und blickte ihn finster an. »Was
– haben – Sie – getan?«
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich überhaupt etwas
getan habe?«
    »Wir wissen, wer Sie sind«, erwiderte MacLennan.
»Wir wissen über Ihre Eltern Bescheid, und wir
vermuten, dass Sie etwas freigesetzt haben, das Ihr Vater in das
System eingeschleust hat.«
    »Wie?«
    »Das will ich Ihnen sagen«, antwortete Van.
»Ich nehme an, Sie sind über meine Arbeit und meine
Stellung informiert?«
    Janis nickte, und Moh sagte: »Ja, sie hat es mir
erzählt. Wie kommt es, dass Sie als wissenschaftlicher
Berater für die ANR arbeiten?«
    »Ich wurde von einer Schwesterorganisation, der Lao
Dong, für diese Aufgabe abkommandiert.«
    »Aha«, meinte Kohn. Dass die beiden Gruppierungen
miteinander verbündet waren, war zu erwarten gewesen.
    Janis runzelte die Stirn. »Was für eine
Organisation meinen Sie?«
    »Die Organisation, die Sie als Neuer Vietkong
kennen«, erklärte Van, »hat einen harten Kern
mit vielen Namen. Gegenwärtig bezeichnet man ihn als
Vietnamesische Arbeiterpartei: Vietnam Lao Dong.«
    »Wofür setzt sie sich ein?«
    Van straffte sich und antwortete: »Nationale Einheit.
Unabhängigkeit. Freie Marktwirtschaft.«
    »Oh«, sagte Janis. »Kommunisten.« Ganz
so, als erklärte das etwas.
    »Das ist richtig«, bestätigte Van stolz.
»Wir sind seit jeher der Überzeugung, dass es nichts
Wertvolleres als Unabhängigkeit und Freiheit
gibt.«
    »Ich nehme an, das gilt nicht für Da Nang
Phytochemicals«, meinte Janis trocken.
    Van lachte. »Das ist keine Tarnfirma, wie Sie vielleicht
denken. Aber…« Er stockte, fixierte die Glut seiner
Zigarette. Dann schaute er hoch. »Zumindest keine Tarnfirma
meiner Partei. Wie mir jetzt klar ist, wurde ein Teil unserer
Forschung von einer anderen Organisation koordiniert. Das meiste
war harmlos, es ging dabei um die Erstellung von Datenbanken von
Gensequenzen möglichst vieler unterschiedlicher
Spezies.«
    »Das Genom-Projekt?« Kohn erinnerte sich, davon
gelesen zu haben – im Netz hatte man viele, viele Stunden
darüber gestritten, ob es sich dabei um eine sinnvolle
Maßnahme im Sinne des Naturschutzes oder um eine üble
Masche skrupelloser Drogenfirmen der Yanomamo handele.
    »Ja, genau«, sagte Van. »Jedenfalls ging es
bei einem anderen Forschungszweig anscheinend um
Lernfähigkeit und ums Gedächtnis…«
    »Sie wussten nicht, woran ich forsche?«, fragte
Janis.
    »Doch, schon«, meinte Van. »Jedenfalls so
ungefähr. Allerdings wussten wir nicht, dass dies einen
Verstoß gegen die Richtlinien für Tiefentechnologie
darstellte. Vor ein paar Tagen erfuhren wir über
Kanäle« – er schwenkte die Hand und
hinterließ dabei eine Rauchspur –, »die Sie
nicht zu interessieren brauchen, dass die Stasis vorhätte,

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