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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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ohne aufzublicken, vernehmen. Dabei machte er eine wegwerfende Handbewegung, als wollte er die Ungebetene vom Schiff scheuchen. »Oder soll ich die Security rufen?«
    »Möchten Sie das wirklich?«, flötete Jasmin, während sie ihr Bein an seinem knochigen Hintern rieb.
    Morgan fuhr hoch, aber seine Empörung fiel augenblicklich in sich zusammen. Vor ihm stand in koketter Pose das, was er ein Traumweib nannte. Eine Figur zum Zungeschnalzen, dazu ein aufgewecktes Gesicht mit prallen Lippen, umrahmt von einer wallenden blonden Mähne, die bis weit über die Schultern reichte.
    »Yvonne …«, stammelte er und umklammerte die Füße seiner Besucherin, »mein Liebchen. Du bist also doch gekommen …«
    Der Frau, die sich Jasmin nannte, wurde plötzlich bewusst, dass sie in einem Rollenspiel gefangen war. Leider wusste sie nicht, welche Rolle ihr dabei zugedacht war. Also zog sie es vor zu schweigen.
    »Lass uns hinaussegeln!«, rief der General euphorisch, während er unablässig ihre Schuhe küsste. »Hinaus aufs weite Meer, nur du und ich, nur du und ich, Liebchen … Ich werde jetzt ans Ruder gehen, und du machst dich inzwischen schön für mich, ja? Ja, Liebchen?«
    »Ich werde mich schön machen für dich«, antwortete die Frau.
    Der alte Mann gluckste auf wie ein Kleinkind und verschwand an Deck, um die Leinen zu lichten. Wenig später nahm die Jacht Kurs auf die offene See. Die junge Frau schüttete den Inhalt des Lederbeutels auf den Sessel und sortierte das Nuttengeschirr, wie sie die mitgebrachten Utensilien verächtlich nannte. Sie zwängte sich in die rote Korsage, band den Strapsgürtel um, streifte die Nylons über, schlüpfte in die roten High Heels und betrachtete das Ergebnis ihrer wundersamen Verwandlung im Spiegel. Nicht schlecht, dachte sie leicht amüsiert, während sie sich mit dem Lippenstift noch einmal über den Mund fuhr. Nicht schlecht … aber auch nicht ungefährlich. Hoffentlich lassen mich die Jungs mit diesem devoten Sack nicht allzu lange allein, hoffentlich kommt der General nicht auf die Idee, sich eine andere Bucht für seine perversen Spiele mit Yvonne zu suchen als gewöhnlich. Als das Motorengeräusch wenig später erstarb und sie nur noch sanft dahindümpelten, war sie jedoch sicher, dass Francis Morgan seine Obsessionen immer nach demselben Muster auslebte – Ausführung, Ambiente und Örtlichkeit schienen sich in diesem Lustspiel endlos zu wiederholen.
    Die junge Frau wunderte sich, dass sie immer noch allein saß, obwohl der Anker bereits vor Minuten zu Wasser gelassen worden war. Vielleicht beobachtete er sie. Lange musste sie sich darum nicht sorgen, denn der General kam pfeifend die Treppe hinuntergestiegen. Zunächst sah sie seine dürren Beine, die in karierten Kniestrümpfen steckten, er hatte Sandalen an und trug eine kurze Lederhose, in der ein blütenweißes Hemd steckte, das über der Brust mit frischer Marmelade bekleckert war.
    »Hi Mum«, bemerkte er in kindlicher Manier. Als sie nicht reagierte, zischte er: »Wie siehst du denn aus, Francis?! Los, sag es!«
    »Mein Gott, Francis«, schimpfte die junge Frau weisungsgemäß, »wie siehst du denn aus!«
    Der General, oder das, was von ihm übrig geblieben war, trat verlegen auf der Stelle. Nach einer Weile stampfte er auf: »Du bist nicht bei der Sache, Yvonne! Die Peitsche! Im Sekretär!«
    Während sie in den Schubladen wühlte, hörte sie Morgan in ihrem Rücken wimmern: »Bitte, Mum, nicht schlagen. Nicht schlagen, Mum …«
    »Halt den Mund, Francis!«, schrie sie und war selbst überrascht über die Wucht ihrer Worte. Sie griff sich die lederne Gerte, die zusammengerollt zwischen der Wäsche steckte. Morgan lag in Erwartung seiner Strafe mit heruntergelassener Hose über der Sessellehne. Sie war drauf und dran, den dürren Hintern dieses Schweins mit einem einzigen Hieb zum Platzen zu bringen, als vier vermummte Gestalten die Kajüte stürmten. Der Anführer riss ihr die Peitsche aus der Hand und nahm sie in den Arm.
    »Es ist vorbei, Laureen«, flüsterte er der Zitternden ins Ohr, wobei er zärtlich über ihren Rücken streichelte, »es ist vorbei …«
    General Morgan kauerte mit aufgerissenen Augen auf dem Boden. Er fühlte sich um die Wonnen des Schmerzes betrogen, das war zu sehen.
    »Ziehen Sie sich etwas Vernünftiges an, General«, sagte der Anführer, »wir sind nicht daran interessiert, Ihr Sexualleben zu kolportieren.«
    Er half Morgan auf und begleitete ihn nach nebenan, wo sich der General

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