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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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Finger des Wirtes um die Münzen und verschwanden unter seine Schürze. Etwas Unverständliches grunzend, schlurfte er zu seinem Tresen zurück, Mila folgte ihm erhobenen Hauptes und mit finsterem Blick. Kaum war der Streit geschlichtet, setzten die anderen Gäste ihre Gespräche fort. Sie hatten das Interesse an dem fremden Seemann verloren.
    Marek bemerkte den wieder einsetzenden Lärm nicht, er starrte gebannt das goldene Schmuckstück an. Der glänzende Anhänger schien ihn förmlich anzuziehen, so als hätte er die magnetischen Kräfte, die der englische Arzt William Gilbert vor kurzem in einer seiner umstrittenen Schriften beschrieben hatte. Während Marek noch überlegte, wie der Titel der wissenschaftlichen Arbeit lautete, kam Mila zurück. Sie brachte einen Krug frisches Bier für den Seemann und stellte ihn so schwungvoll ab, dass goldbraune Flüssigkeit überschwappte.
    Gierig zog der Fremde den Krug zu sich und musterte Marek neugierig. Seine glasigen Augen wirkten nun klar und bewegten sich nicht mehr unruhig nach allen Seiten. Langsam schob der Fremde das goldene Amulett näher zu Marek.
    »Gehört Euch«, sagte er.
    Marek schüttelte den Kopf, konnte aber nicht widerstehen und griff zögernd danach. Nie zuvor hatte er etwas auch nur annähernd Ähnliches gesehen. Das Schmuckstück war zwetschgengroß, oval und über und über mit bunten Zeichen übersät. Ein sehr geschickter Handwerker hatte im Zentrum des Amuletts ein Relief geformt, das eine Sonne oder gefiederte Schlange darstellte. Das seltsame Tier schien mit seinen Federn oder Flammen all die fremdartigen Zeichen zu beschützen. Einige davon sahen aus, als hätte man sie völlig unmotiviert nebeneinandergesetzt.
    »Woher habt Ihr das Schmuckstück?«, fragte Marek.
    »Ich habe es auf der Überfahrt aus der Neuen Welt einem Jesuitenmönch abgenommen. Der Mann lag im Sterben, er hätte ohnehin nichts mehr damit anfangen können.«
    Etwas in der Stimme des Seefahrers ließ Marek aufhorchen. Jahrelanges Unterrichten zahlreicher Schüler und Studenten hatte ihn gelehrt, eine Lüge von der Wahrheit zu unterscheiden. Das, was der Fremde ihm erzählte, stimmte, und dennoch entsprach das, was er sagte, nicht ganz den Tatsachen. Ähnlich wie bei seinen Studenten, wenn sie zu wenig für eine Prüfung gelernt hatten und ihr Unwissen mit halbwahren Ausreden zu entschuldigen suchten.
    Marek fuhr mit dem Daumen über das seltsame Schmuckstück. Es wog schwer in seiner Hand und war ganz sicher aus purem Gold gefertigt. Der Wirt war ein Narr gewesen, dass er es nicht als Zahlungsmittel akzeptiert hatte.
    »Das Schmuckstück ist sehr wertvoll.«
    »Es gehört Euch«, wiederholte der Seefahrer.
    Marek drehte das Amulett von einer zur anderen Seite und untersuchte es genau. Je länger er es betrachtete, umso dringlicher wurde sein Verlangen, dieses seltsame Stück aus einer anderen Welt zu besitzen. Die bunten Zeichen schienen ein Geheimnis zu bergen, und die gefiederte Sonne oder Schlange bewachte es. Seine Neugier war geweckt, er wollte mehr darüber erfahren. Woher stammte es? Was bedeuteten die merkwürdigen Zeichen? Mareks Gefühle spiegelten sich in seinem Gesicht wider. Es war ein Leichtes, ihn zu durchschauen. Sein Gegenüber konnte in ihm lesen wie in einem offenen Buch, und der Seemann war sichtlich zufrieden mit dem, was er sah. Bedächtig beugte er sich über den Tisch, hielt seine Hand schützend an den Mund, so dass nur Marek die Bewegungen seiner Lippen sehen konnte, und sagte sehr leise: »Es gibt ein Buch dazu.«
    »Ein Buch?« Mareks Mund wurde trocken. Vielleicht gab es in den schriftlichen Aufzeichnungen eine Erklärung für das Schmuckstück? Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die spröden Lippen und wünschte sich, er könnte seine Erregung besser verbergen.
    Vor Aufregung bemerkte er weder den fauligen Geruch aus dem Mund des Seefahrers noch die Kochdünste aus der Küche oder den Lärm der übrigen Gäste. Er kam sich vor wie auf einer winzig kleinen Insel, auf der es nur ihn, den Seemann, das Amulett und vielleicht ein Buch gab.
    »Was steht in dem Buch?«, fragte Marek tonlos.
    »Keine Ahnung! Ich kann nicht lesen. Aber wenn Ihr es haben wollt, verkaufe ich es Euch für fünf Silbermünzen. Das Amulett schenke ich Euch dazu.«
    Marek spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. Wollte der Seefahrer ihn hereinlegen? Vielleicht besaß er das Buch gar nicht, oder es war gefälscht oder gestohlen. Aber es konnte ebenso gut sein, dass das

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