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Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Maly
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waren glasig und trüb.
    »Verdammt gutes Bier«, sagte der Fremde und deutete auf den schweren Tonkrug vor sich. Seine Zunge war schwer, und er lallte ein wenig. Er sprach einen südlicheren Dialekt, vielleicht stammte er aus der Gegend rund um den Bodensee. Marek musste sich konzentrieren, um ihn zu verstehen.
    »Ja, das ist es. Aber zu viel davon, und Ihr habt morgen einen brummenden Kopf«, warnte Marek aus eigener Erfahrung.
    Der Mann lachte so laut, dass der tiefe Ton in Mareks Ohren lange nachhallte. »Keine Sorge. Ich vertrage einiges, schließlich bin ich jahrelang zur See gefahren. Ich kann ein ganzes Fass Rum austrinken und immer noch den Mast hochklettern bis zum Ausguck.«
    Das erklärte die sonnenverbrannte, ledrige Haut des Fremden, nicht aber den Dialekt.
    In dem Moment kam Mila und brachte eine Schüssel mit dampfenden Knödeln und einen schweren Krug Bier. Die dralle Wirtstochter stellte beides vor Marek auf den Tisch.
    »Schönes Mädchen, für mich auch noch einen Krug Bier«, rief ihr der Fremde zu. Dabei starrte er gierig auf ihren Busen.
    Mila verdrehte die Augen und fragte skeptisch: »Das wäre dann Euer fünfter Krug. Habt Ihr denn genug Geld?«
    Der Seemann grinste und legte dabei eine Reihe schwarzer Stummelzähne frei. »Geld hab ich keines. Dafür etwas viel Wertvolleres.«
    »Ihr habt kein Geld?«, schrie Mila schrill und schaute hilfesuchend zum Tresen, wo ihr Vater frisches Bier zapfte. Der Wirt, der vor dem Bauch eine nicht mehr ganz saubere Schürze trug, war ebenso klein und breit wie Mila. Er erkannte trotz des zunehmenden Lärmpegels in der Stube den Ernst der Lage, knallte den halbvollen Krug auf den Tisch und eilte seiner Tochter zu Hilfe.
    »Wenn Ihr kein Geld habt, rufe ich die Stadtwache. Wir brauchen hier keine Zechpreller!«, drohte er. Sein Gesicht war rot und glänzte. Vielleicht vor Ärger, vielleicht von dem Bier, das er an diesem Abend schon getrunken hatte. Aber die Wut in seinen Augen galt ganz allein dem Fremden, der nicht zahlen wollte.
    Das Stimmengewirr an den anderen Tischen verstummte für einen Moment, und aller Augen richteten sich neugierig auf den Wirt und seinen widerspenstigen Gast. Dem Seemann war die Aufmerksamkeit der vielen Gäste sichtlich unangenehm.
    »Beruhigt Euch«, sagte er leise, griff in seine Jackentasche und kramte nervös darin herum. Schließlich zog er mit seinen wettergegerbten riesigen Händen einen goldenen Anhänger hervor.
    »Reicht Euch dieser Schatz aus der Neuen Welt?«, fragte er und ließ das Medaillon an einer schäbigen Kette aus brüchigem Leder vor sich hin und her baumeln.
    Der Wirt blieb unbeeindruckt. »Euer Schatz interessiert mich nicht. Entweder Ihr bezahlt Eure Zeche, oder Ihr verbringt die Nacht im Stadtgefängnis.«
    »Das Medaillon ist ein … Vermögen wert«, sagte der Seefahrer langsam. Er senkte seine Stimme, bis er nur noch flüsterte. »Es stammt aus einem Land am anderen Ende der Welt. Nur wenige haben bis jetzt ihren Fuß auf diese reiche, üppige Erde gesetzt, in der das Gold wächst wie anderswo die Rüben. Ich habe unsagbare Schätze gesehen. Gold, das die Spanier tonnenweise auf ihre Halbinsel schaffen. Dieses Medaillon ist ein winzig kleiner Teil davon. Ein Fingerhut voll.«
    Seine rot unterlaufenen Augen glänzten bei der Erinnerung an das Ausmaß der Schätze, doch der Wirt schüttelte unbeeindruckt den Kopf: »Ich pfeife auf Euren Schatz. Wer weiß, ob das Ding echt ist. Ich will Münzen sehen.«
    Er hatte beide Hände in die breiten Hüften gestemmt. Das Medaillon, so wertvoll es vielleicht auch sein mochte, sah er überhaupt nicht an.
    Unterdessen starrte Marek auf das Schmuckstück, das nun auf der Tischplatte lag. Er trank einen Schluck von seinem Bier. Es schmeckte köstlich wie immer, aber heute bemerkte Marek das kaum. Wie konnte der Wirt pures Gold ausschlagen? Warum erkannte er den Wert nicht? Behutsam zog er seinen Geldbeutel aus der Hosentasche und kramte zwei Kupfermünzen hervor. Geräuschlos legte er sie auf die Tischplatte, schob sie zum Wirt und sagte leise: »Ich lade meinen Tischnachbarn ein.«
    Aber der Wirt war nicht so leicht zu beruhigen. »Der Kerl hat die letzte Nacht in einer meiner Kammern verbracht. Er schuldet mir die dreifache Summe.«
    Erneut griff Marek in seinen Beutel, seufzte und holte weitere Münzen hervor.
    »Das sollte reichen«, sagte er und fügte hinzu: »Und bringt dem Mann noch einen Krug von Eurem vorzüglichen Bier.«
    Gierig schlossen sich die roten

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