Das Sündenbuch: Historischer Roman (German Edition)
handelte. Wenn Gott gütig war, so würde er ihre guten Wünsche erhören.
»Ob der Papst nun eine Expedition in die Neue Welt schicken wird?«, fragte Conrad, als Jana mit ihrer Erzählung fertig war.
Auf Ferdinands Gesicht breitete sich ein jugendliches Grinsen aus. »Ich nehme an, dass er es tun wird, aber er wird den Schatz nicht finden.«
Unter seiner Jacke holte er einen Goldanhänger hervor und überreichte ihn Jana. »Ich glaube, das gehört Euch«, sagte er gelassen.
Erstaunt riss Jana die Augen auf. Es war der Anhänger ihres Vaters.
»Aber … wie …?«, stotterte sie.
»Ich habe einen Freund, der ein hervorragender Goldschmied ist und präzise und äußerst schnell arbeitet. Er hat innerhalb eines Tages dieses Schmuckstück angefertigt. Ich muss zugeben, dass es mir wirklich großen Spaß gemacht hat, mir für den Ersatz ein neues Muster auszudenken, das in die veränderte Landkarte passt.« Ferdinand lehnte sich zurück und genoss die verwirrten Blicke seiner Freunde.
»Du hast nicht nur den Schmuck, sondern auch noch die Bücher gefälscht?«, fragte Conrad fassungslos.
»Natürlich, was sonst hätte ich zwei Nächte lang machen sollen? Ich habe geahnt, dass jemand versuchen würde, sie dir abzujagen. Und ich wusste, dass du für Jana alles geben würdest, und das ist auch gut so.« Er wandte sich an Jana: »Ich hätte nicht anders gehandelt. Einen wahren Schatz darf man nicht auslassen.«
Jana errötete. Conrads Freund war trotz seiner Krankheit und seiner Zerbrechlichkeit ein sehr charmanter und anziehender Mann.
»Aber du hast doch die ganze Zeit über gejammert, dass ich die Karte nicht hergeben soll!«, sagte Conrad verärgert.
»Ich kenne dich eben besser als du dich selbst, und das auch noch nach so langer Zeit. Hättest du geglaubt, eine Fälschung herzugeben, wärst du nicht so überzeugend gewesen, und der Mann wäre auf den Trick nicht hereingefallen. Du warst immer schon ein lausiger Schauspieler.«
»In diesem Punkt irrst du dich«, sagte Conrad ernst. »Ich habe in den letzten Wochen immer wieder hervorragend gelogen und Menschen hinters Licht geführt.«
»Das kann ich bestätigen«, meinte Jana. Sie dachte an Dijon und Bordeaux.
»Nun ja, ich denke, dieses Talent wirst du brauchen, wenn Ihr in die Neue Welt aufbrecht.«
»Wohin brechen wir auf?«, fragte Jana und sah Conrad an, der mit den Schultern zuckte. Er hatte in den letzten Stunden keinen Gedanken mehr an diese Idee verschwendet.
Ferdinand antwortete an seiner statt: »Ihr beiden müsst in die Neue Welt aufbrechen und mit Hilfe der echten Karte El Dorado finden.«
»Müssen wir das?«, fragte Conrad vorsichtig. Er war noch nicht ganz von der Notwendigkeit einer derart langen und gefährlichen Reise überzeugt, und vor allem wollte er zuerst Janas Meinung dazu hören.
Jana zögerte. »In die Neue Welt gelangt man nur mit einem Schiff«, sagte sie wenig begeistert.
»Es gibt Kapitäne, die nichts dagegen haben, dass Frauen sich an Deck aufhalten«, mischte sich Ferdinand ein. Er kannte natürlich die Geschichte vom Untergang der »Santa Maria« an der Küste vor Santiago de Compostela.
»Wochenlang auf See, rund herum nichts als Wasser. Stürme, Regen, Kälte und dann eine Hitze, die einen röstet wie ein gut gewürztes Stück Fleisch am Grill«, gab Conrad zu bedenken.
Jana schwieg noch. Allein der Gedanke daran trieb ihr eiskalten Schweiß auf die Stirn. Nach einer Weile meinte sie: »Fremde Länder, Abenteuer, Pflanzen, die nie zuvor jemand gesehen hat. Ein Muskelgift, das bei Operationen eingesetzt werden kann, und ein geheimnisvoller Schatz …«
Conrad begriff sofort. »Jana, du darfst diese Entscheidung nicht meinetwillen treffen. Wenn du hierbleiben willst, dann kann ich das nur allzu gut verstehen«, sagte er ernst. »Und ich werde sein, wo du bist. Ganz egal, wo.«
Eine Welle der Dankbarkeit überrollte Jana, aber sie schüttelte den Kopf. »Es ist das, was mein Vater gemacht hätte, und ich will vollenden, was er begonnen hat. Sein viel zu früher Tod darf nicht sinnlos gewesen sein.«
»Das soll mir recht sein«, sagte Conrad. Er freute sich, dass Jana nicht aufgeben wollte. »Das heißt, wir segeln in die Neue Welt und suchen nach El Dorado.«
Jana nickte. »Wir können der Kirche doch unmöglich all das Gold überlassen, oder?«
»Nein, das können wir nicht.«
Nun mischte sich Ferdinand ein: »Es ist Mitte September, euch bleibt nicht mehr viel Zeit. Denn setzen erst die Herbststürme ein,
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