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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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genauso kleine Löcher im Rücken und am Hinterkopf. Und bei Wiesner ist die Kugel ebenfalls am Hinterkopf ausgetreten, ohne große Spuren zu hinterlassen. Wollen Sie’s sehen?«, fragte er grinsend.
    »Scheiße!«, entfuhr es der Kommissarin. »Da hat er also doch ganze Arbeit geleistet. Nun gut, führen Sie die Autopsie durch und lassen Sie mich wenigstens wissen, ob Wiesner Alkoholprobleme hatte. Wann kann ich den Bericht haben?«
    »Morgen Mittag. Aber im Grunde genommen, wenn ich schon mal hier bin … Ich bin sowieso allein zu Hause, meine Frau ist bei ihrer Mutter in Dortmund … Ich kann mir den Wiesner ja gleich mal vornehmen. Vielleicht ruf ich Sie schon in anderthalb oder zwei Stunden an.«
    »Ich hab aber heute keinen Dienst. Sie können mich zu Hause erreichen. Vielen Dank, Sie haben wirklich was gut bei mir.«
    »In Ordnung. Hier drin ist es wenigstens schön kühl.«
    Durant musste unwillkürlich grinsen ob des makabren Humors von Bock. »Dann bis nachher, und erkälten Sie sich nicht.« In der Tür drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Hatten die beiden eigentlich Geschlechtsverkehr?«
    »Ich nehme an, die haben sich nicht nur wegen der Hitze nackt ausgezogen.«
    Julia Durant kam wieder auf Bock zu. »Gut, dann halten wir mal fest: Wiesner hatte 1,9 Promille, die Puschkin 2,3. Ist es da nicht eher wahrscheinlich, dass sie keinen Sex hatten? Ich meine, ich kann mich auch irren, aber Männer haben nach exzessivem Alkoholgenuss oftmals ziemliche Probleme, wenn Sie verstehen, was ich meine. Schauen Sie doch bitte mal nach, ob Sie irgendwelche Spermaspuren finden. Und zwar bei beiden. Ich will vor allem wissen, ob an Wiesners Penis …«
    Bock trat dicht vor Durant, die rechte Augenbraue hochgezogen. »Sagen Sie, haben Sie einen Verdacht?«
    »Noch nicht. Ich will nur sichergehen, das ist alles. Können Sie mir den Gefallen tun und nach Sperma oder Vaginalsekret an Wiesners kleinem Mann suchen?«
    »Ich werde den kleinen Wiesner genauestens inspizieren«, erwiderte Bock erneut grinsend.
    »Danke.«
    Als sie wieder im Freien war, empfand sie die Hitze als noch erdrückender. Ihr Wagen stand in der prallen Sonne, der Innenraum hatte sich in der kurzen Zeit auf über sechzig Grad aufgeheizt. Sie kurbelte die Fenster herunter, machte die Türen auf und wartete eine Weile. Nach etwa fünf Minuten setzte sie sich auf den glühend heißen Sitz und startete den Motor. Auf der Fahrt nach Hause dachte sie unentwegt an Wiesner und Puschkin. Irgendetwas stimmte nicht, aber sie kam nicht darauf, was es sein konnte.
    Als sie zu Hause anlangte, schlief Kuhn noch. Sie zog sich ausund stellte sich zum zweiten Mal an diesem Tag unter die Dusche. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, setzte sie sich bloß mit einem Slip und einem T-Shirt bekleidet auf die Couch. Sie zündete sich eine Zigarette an und überlegte. Es war nur ein vages Gefühl, Intuition, vielleicht auch Instinkt, doch sie spürte, dass irgendetwas an dieser Sache nicht zusammenpasste. Aber sie wusste nicht, woher dieses Gefühl kam. Julia, du verrennst dich da in eine Sache, dachte sie kopfschüttelnd, ging an den Kühlschrank und holte sich eine Dose Bier heraus. Sie öffnete sie, trank einen Schluck und blickte auf den Zettel mit der Adresse von Wiesners Frau. Sie wollte sich mit ihr unterhalten, um herauszufinden, was für ein Mensch ihr Mann gewesen war, und dann alles Weitere den Kollegen überlassen und sich wieder dem drögen Polizeialltag widmen, was nichts anderes hieß, als liegen gebliebene Akten aufzuarbeiten. Nur kurz mit Frau Wiesner sprechen. Nicht mehr. Nur mit ihr sprechen.

Sonntag, 17.45 Uhr
    Das Telefon klingelte, als Julia Durant gerade Dominik Kuhn wecken wollte, weil sie der Meinung war, dass er lange genug geschlafen hatte. Sie hatte schon vor einer Stunde einmal einen kurzen Blick ins Schlafzimmer geworfen, doch da atmete er ruhig und gleichmäßig, und sie brachte es nicht übers Herz, ihn zu wecken. Sie meldete sich nach dem zweiten Läuten.
    »Durant.«
    »Hier Bock. Lassen Sie’s mich ganz kurz machen, denn ich will jetzt wirklich bald nach Hause. Also, Wiesners Leber, Bauchspeicheldrüse und Nieren sind absolut in Ordnung. Für mich gibt es keine Anzeichen, die dafür sprechen, dass er über einen längeren Zeitraum hinweg Alkoholmissbrauch betrieben hat. Es kann natürlich nie ganz ausgeschlossen werden, dass jemand nur hin und wieder einmal kräftig einen über den Durst trinkt, und zwar über einpaar Tage hinweg, aber

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