Das Syndikat
lachte, »keine Sorge, uns bleibt genügend Zeit.«
Wenig später konnte sie neben den dunkelgrauen Quadern der Rechenzentren die gold umgürtete Weltkugel aufleuchten sehen.
105
Vonnegut stellte den Mercedes direkt vor dem Eingang ab.
Das letzte Sonnenlicht war verschwunden, und ein heißer Wind wehte aus der Wüste heran, die sich direkt hinter dem Belling -Gebäude ausdehnte. Dennoch fröstelte Karen auf dem fast leeren Parkplatz. Es lag an der unerträglichen Anspannung, die sie in sich spürte.
Erst als die gläsernen Gebäudetüren sich öffneten und der Wachmann Vonnegut mit einem unterwürfigen Lächeln begrüßte, begriff sie, dass sie ihre Tasche nicht im Wagen gelassen hatte, sondern an sich drückte. Nur wenige Schritte trennten sie noch von der Sicherheitskontrolle, die Sig Sauer wog jede Sekunde schwerer ... Vonneguts triumphierendes Grinsen wollte sie sich lieber nicht vorstellen.
In diesem Augenblick winkte Vonnegut dem Wachmann zu. »Das ist meine Tochter! Wir gehen so durch.«
Ihre Hand hatte sich in die Handtasche gekrallt, und sie war sich sicher, dass der Wachmann sie gleich zurückhalten würde.
»Guten Abend, Sir!«, sagte er jedoch nur.
Vonnegut ging zu den Aufzügen, sie folgte ihm steif und sprachlos.
In der Enge der Kabine empfand sie Vonneguts Nähe noch erstickender als beim ersten Mal, als hätte sein Schatten sich ausgedehnt.
Wieder der Flur, wieder das Neonlicht, wieder dieselben grauen Betonwände. Diesmal würde sie ihrem Albtraum begegnen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Einen Augenblick lang fragte sie sich, wieso Vonnegut sich so arglos gab, doch da blieb er schon vor der roten Eisentür stehen.
»Fangen wir doch mit dem Technikraum an«, sagte er und schloss auf.
Wenn du diese Tür öffnest, wirst du dir wünschen, du hättest es nie getan, sagte eine Stimme in ihr. Für einen Rückzug war es längst zu spät.
Die Tür sprang auf, und der intensive Geruch, den sie immer und überall wiedererkennen würde, schlug ihr entgegen. Derselbe wie damals.
Der Geruch nach Angst. Beißend und scharf.
»Es stinkt«, sagt das Kind. Der Mann lacht.
»Es riecht ...«, sagte Karen.
»Das kommt von den Abflussrohren«, entgegnete Vonnegut. »Die Lüftungsanlage arbeitet schlecht.«
Er öffnete die Tür, doch noch immer ging kein Licht an im Raum.
Der Geruch wurde stärker, oder vielleicht empfand sie es nur so. Und war da nicht ein Geräusch? Ein Schreien oder Stöhnen?
Flackernd sprangen die Lichter an, und gleißende Helligkeit blendete sie. Und dennoch wich sie nicht zurück, denn da war etwas, das sie weiterdrängte, hineinschob in diese Hölle.
Blitzende Metalltische. Käfige. Schläuche. Zangen, Nadeln, Messer – und Tiere: Katzen steckten in Schraubstöcken, mit Elektroden im Kopf; aus einem gläsernen Kasten ragten Hasenköpfe, Schläuche im Maul; Hunde bellten in engen Käfigen, Affen kreischten in ihren Boxen, dazwischen Monitore, Kabel, Kameras und Computer. Und über allem hing dieser durchdringende Geruch.
» Komm näher, sie es dir an!«
Das weiße Kaninchen auf dem Metalltisch zittert. Der Mann nickt einem anderen in einem weißen Kittel zu, der nimmt eine Spritze und sticht dem Kaninchen ins Auge.
»Nein!«, schreit das Mädchen, es will sich die Augen zuhalten, aber der Mann hält es am Handgelenk fest.
In sprachlosem Entsetzen sah sie ihren Vater an. Er stand da, vollkommen ruhig, und genoss es, sie zu beobachten.
»Damals hast du das nicht verstanden«, sagte er schließlich und wandte sich einem Bildschirm zu. »Sie tragen Chips. Und wenn ich eine Frequenz aussende, werden bestimmte Hormone aktiviert. Pass auf!«
Jetzt, spätestens jetzt hätte sie sich auf ihn stürzen oder ihre Pistole ziehen, egal, irgendetwas tun müssen, aber sie stand nur da, paralysiert und stumm, und beobachtete, wie sein Finger eine Taste drückte.
Was jetzt begann, war schlimmer, viel schlimmer als ihr Albtraum. Die Hasen wanden sich, kämpften verzweifelt gegen ihre stählernen Halterungen, Katzen schrien voller Qual, während sie immer wieder gegen die Gitterstäbe ihres Käfigs sprangen, der Schimpanse in seinem Glaskäfig drehte sich in rasender Geschwindigkeit um sich selbst und schlug dabei wild auf die Glaswand ein, und irgendwo in einem anderen Käfig bellte ein Hund, schrill und voller Todesangst.
»Wir haben ihm eine Elektrode eingesetzt ... Wir können jetzt bestimmen, was das Kaninchen sieht! Spiel ihm etwas vor!«, sagt der Mann zu dem anderen in dem
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