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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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setzten sich auf und lehnten sich an die Mauer.
    »Wir?«, wunderte sie sich.
    »Lee und ich.«
    »Lee?«
    Er nickte. »Lee Emerson«
    »Emerson? Ist Lee etwa ...?«
    »Der Sohn von Ken Emerson, ja.« Er schob eine Haarsträhne zurück. Ein Rußstreifen bildete sich auf seiner Stirn. »Vic und deine ...« Er brauchte nicht weiterzusprechen, sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte es dir im Motel sagen ...«, redete er trotzdem weiter, »sie hat es wohl schon lange geplant, doch dann bist du aufgetaucht ...«
    Mom, Herrgottnochmal ... Die Wahrheit, nichts als die Wahrheit, warum hast du sie nicht wenigstens ein Mal mir gesagt?
    »Wo ist sie jetzt?«
    »In Frankfurt, zu Hause. Sie meinte ... du würdest die richtige Entscheidung treffen.«
    Mom, Mom, Mom ...
    » Ich muss dir was sagen«, begann Nyström in dem Augenblick.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf.
    Nur keine Geständnisse.
    »Und jetzt?«, fragte er, und es kam ihr vor, als sei er zum ersten Mal unsicher.
    Da schoss etwas Dunkles auf sie zu und warf sich auf sie.
    »Er wollte unbedingt mitkommen. Ich hab dein Auto genommen«, sagte Nyström.
    Sie umarmte Gibbs, der nicht müde wurde, ihr übers Gesicht zu lecken.
    »Wir sollten besser fahren«, sagte Nyström. Er stand auf und zeigte zur Straße. Sirenen und Blinklichter kamen näher.
    Nyström half ihr hoch, dann lief sie hinter ihm und Gibbs zu dem Toyota Landcruiser. Nyström setzte sich hinters Steuer. Gibbs kletterte auf ihren Schoß.
    »Wohin?« Nyström sah sie an.
    Während hinter ihnen das Inferno loderte, breitete sich vor ihnen, jenseits der Mauer, die unendliche Wüste aus.
    Karen spürte das warme Fell, und sie spürte Nyströms Nähe. Sie fühlte sich nicht bedrohlich an, nicht unangenehm, nicht erdrückend und auch nicht zu nah.
    »Einfach vorwärts«, sagte sie.
    Während der Wagen vom Parkplatz hinunterfuhr, warf Karen einen Blick zurück. Sie sah nur noch grauen Qualm, als hätte es das unterirdische Labor, Belling und Legend nie gegeben.
    Sie tastete über ihre Narbe, und endlich wusste sie, dass sie ihren Albtraum nie wieder träumen würde.
    Am Horizont fing ein violetter Bogen an zu glühen. Wie viele Tiere hatte sie retten können? Sie wusste es nicht. Aber die, die es geschafft hatten, der Hölle zu entkommen, waren längst in der Ferne verschwunden. Sie würden Wasserstellen finden, Bäume, Nahrung, einen Platz für ein neues, besseres Leben ...
    Da sah Nyström zu ihr herüber, und sie empfand etwas Seltsames. Sie hatte nie geglaubt, dass so etwas möglich sein würde: Sein Lächeln wärmte ihr Herz.

106
    Belgien, bei Spa in den Ardennen
    Zur selben Zeit auf dem europäischen Kontinent, bei Spa in den Ardennen, gab das bekannte Dröhnen des sich nähernden Hubschraubers Hermès das verabredete Zeichen. Er trug das Paket, das ihm vor zwei Tagen in der Verpackung eines neuen Heizlüfters von einer – nicht existierenden – Firma in Frankfurt geliefert worden war, in den Wintergarten und stellte es zwischen die beiden Campingstühle. Mit routiniertem Blick überprüfte er, ob alles wie üblich gerichtet war: das Spielbrett auf dem Tisch, das Tablett mit dem Kartoffelsalat in der Frischhalteschüssel, die beiden Gläser und die Flasche Preiselbeersaft. Er schob den Stuhl des Barons etwas weiter weg vom Tisch, wie immer, damit er sich leichtertat beim Hinsetzen, dann ging er zur Haustür, um ein letztes Mal Ken Emerson hereinzulassen, der gerade aus dem Helikopter gestiegen war.
    »Hallo, Hermès! Ist der Alte schon angezogen?« Emerson lachte ihm entgegen. »Der verdammte Pilot wäre beinahe vorbeigeflogen. Nächstes Mal soll der Baron wieder jemanden schicken, der sich auskennt.«
    »Sehr wohl«, sagte Hermès. »Der Herr Baron erwartet Sie wie immer im Wintergarten.«
    »Ach, Hermès, steif wie eh und je.« Er lachte. »Hier, den können Sie uns später zum Lunch servieren, anstatt dieses grässlichen Preiselbeersaftes! Und das hier auch.« Emerson zwinkerte ihm zu und drückte ihm eine Flasche Champagner und zwei große Frischhalteboxen in die Hand.
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Hermès.
    Er wartete, bis Emerson durch die Halle in Richtung Wintergarten verschwunden war. Dann stellte er die Flasche Bollinger in den Schirmständer, legte die beiden Boxen eines Londoner Feinkostgeschäfts auf die Hutablage, zog seinen Mantel an und ging ohne Hast hinaus in den Garten. Geduckt lief er – Emerson hätte sich über seine plötzliche Geschmeidigkeit gewundert – auf den mit wirbelnden

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