Das Tagebuch der Eleanor Druse
Art Kragen fixiert wurde, und ungefähr alle fünf Sekunden blies mich eine zischende Maschine auf wie einen gestrandeten Kugelfisch. Die Stahlgitter an beiden Seiten meines Bettes erinnerten mich an die Viehgatter, die ich als kleines Mädchen auf der Farm meines Onkels Mort gesehen hatte. Alles roch nach Desinfektionsmittel und Plastik, und ich hatte einen seltsam medizinischen Zitronengeschmack im Mund.
Eine hübsche Krankenschwester um die dreißig in Kittel und sterilen Handschuhen bediente an Stativen befestigte elektronische Geräte, von denen mit Flüssigkeit gefüllte Schläuche zu meinem Körper führten.
Ich hatte die Frau noch nie zuvor gesehen und wusste weder, wo ich mich befand, noch, wie lange ich hier bereits lag.
Ich wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus, lediglich der Plastikschlauch in meinem Hals verrutschte. Mir gelang nicht einmal ein Stöhnen, um die Schwester auf mich aufmerksam zu machen. Stattdessen wollte ich nach ihrem Ellbogen greifen, aber meine Hände waren mit Stoffbändern ans Bett gebunden.
Ich sah eine kleine Gruppe von Männern und Frauen in weißen Laborkitteln – Ärzte vielleicht? –, erkannte aber niemanden. Sie standen vor meinem – war das ein Zimmer?
Nicht ganz. Es war eher ein Schaukasten mit Glasfenstern, und ich war das krank im Bett liegende Ausstellungsobjekt, zum Schweigen gebracht durch einen Schlauch im Hals, im kurzen Operationshemd halb nackt zur Schau gestellt für jeden Gaffer, der im Vorbeigehen einen Blick auf eine alte Dame mit nacktem Hintern und schlimmen Kopfschmerzen werfen wollte.
Jetzt kamen die Ärzte zu mir herein. Sie hatten Namensschilder an den Kitteln, und Stethoskope hingen ihnen wie magische Amulette um den Hals. Ihr Chef, ein hochgewachsener Mann mit gewelltem Haar, stolzierte großspurig voraus. Die Formation, in der sie sich näherten, erinnerte mich an eine Herde Gorillas, angeführt von einem Silberrücken, dem ein oder zwei Subdominante Männchen und mehrere geschlechtsreif e Weibchen folgten. Dahinter kamen die unerfahrenen Jungtiere, die noch nicht ganz trocken hinter den Ohren waren.
Der Silberrücken ergriff das Wort.
»Ich bin Dr. Stegman«, sagte er, dann deutete er auf den Arzt rechts neben sich. »Und das ist Dr. Metzger.«
Dr. Metzger war stämmig und wirkte mit seinen manikürten Fingernägeln und sorgfältig über eine beginnende Glatze gekämmten Haaren recht pedantisch. Er war etwa fünfzehn Zentimeter kleiner als der Oberaffe, was ihn meiner Meinung nach ganz besonders für seine untergeordnete Rolle prädestinierte.
Beide Ärzte lächelten.
Wo ist mein Sohn Bobby?
»Bitte nehmen Sie es Dr. Metzger nicht übel, dass er so heißt«, sagte Stegman. »Er kann nichts dafür.«
Das Gefolge feixte und schüttelte den Kopf. Nein, er ist kein Metzger, er heißt bloß so.
Ich hatte den Eindruck, als hätte es im Jenseits eine Verwechslung gegeben und ich wäre direkt in der Hölle gelandet.
»Dr. Metzger ist Psychiater. Wir anderen sind Neurologen oder Gehirnchirurgen, und ein paar klassische Chirurgen haben wir auch dabei, sozusagen unsere Hinterbänkler«, sagte Stegman. »Dr. Metzger ist für die nicht organischen und nicht konkret fassbaren Probleme zuständig, und wir Gehirnspezialisten kümmern uns um die organischen und medizinischen Belange.«
Er schenkte mir ein gequältes Lächeln. »Alles klar?«
Wo ist mein Sohn? Wieso werde ich von Ihnen behandelt?
Dieser Stegman redete weniger mit mir, sondern setzte sich vor seinem Gefolge in Szene – und ich konnte nur an meinem Schlauch saugen und als stumme Stichwortgeberin für seine aufgeplusterte Überheblichkeit herhalten.
»Das war ganz schön knapp, junge Frau«, sagte Stegman.
Er schürzte die Lippen und ging um mein Bett herum. Seine welligen Haare hatte er sich so hingeföhnt, dass sie wie ein duftender Heiligenschein majestätisch über seinem Kopf zu schweben schienen.
»Wenn Sie das nächste Mal umkippen, Madam, würde ich mir an Ihrer Stelle einen weicheren Untergrund aussuchen.«
Er zwinkerte mir zu.
Ich deutete auf den Schlauch in meinem Mund und versuchte wieder zu sprechen, was Stegmann lediglich ein herablassendes Lächeln und seinem Gefolge wissende Blicke entlockte. Er ging zackig um das Fußende des Bettes herum und demonstrierte damit, dass er selbst bei unverschämt guter Gesundheit war.
»Versuchen Sie nicht zu sprechen. Mit dem Schlauch geht das nicht. Er führt zwischen Ihren Stimmbändern hindurch in Ihre Lunge.
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