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Das Tagebuch der Eleanor Druse

Das Tagebuch der Eleanor Druse

Titel: Das Tagebuch der Eleanor Druse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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immer, nur ich hatte mich verändert. Die Reise in den Grenzbereich zwischen Diesseits und Jenseits hatte einen anderen Menschen aus mir gemacht. Die Physiker haben Recht: Wir sind nur Hologramme von Partikeln, die sich in einem Universum voller anderer Hologramme bewegen. Ich hatte ein Gefühl wie im Jahr 1954, als ich aus Indien zurückgekehrt war, wo ich an der Universität von Delhi zwei Jahre lang die Rigveda studiert hatte. (Was waren das nur für herrliche Zeiten damals, als ich noch frei und ungebunden war und weder Mann noch Vollzeitjob hatte.) Zurück in Maine war mir meine Heimat völlig fremd vorgekommen. Dabei war das Androscoggin Valley noch genau wie früher, nur ich hatte mich verändert. So fragte ich mich beispielsweise, warum wir bei Hochzeiten Reis auf das Brautpaar werfen und es in unseren Aufzügen kein 13. Stockwerk gibt. Was passiert, wenn wir uns bekreuzigen? Und worum geht es bei Halloween eigentlich wirklich?
    Meine Reise hatte mich zu einer Fremden im eigenen Land gemacht. Aber mein Sohn fühlte sich in diesem Land noch immer zu Hause, und das würde auch immer so bleiben, und deshalb musste ich vorsichtig sein.
    »Bobby, hast du in der Nacht, in der ich umgekippt bin, eigentlich Madeline Krugers Leiche gesehen?«
    Bobby runzelte die Stirn, und ich sah, wie sich eine Erinnerung ihren sorgenvollen Weg durch die verborgensten Winkel seines sanftmütigen Gehirns bahnte. Etwas, das er gehört und sofort ad acta gelegt hatte, weil er ungefähr so neugierig ist wie ein Bär im Winterschlaf.
    »Nein, Mom. Ich habe sie nicht gesehen. In dieser Nacht kam eine Katastrophe nach der anderen. Damals, als du umgekippt bist, ist auf der Intensivstation ein kleines Mädchen gestorben.
    Grauenhafte Sache! Dr. Egas, der Kinderkardiologe, hatte eine Routineoperation vorgenommen. Er wollte ihre Pulmonalklappe aufdehnen, eigentlich ein relativ harmloser Eingriff. Aber dabei muss er wohl mit dem Ballonkatheter das Herz des Mädchens perforiert haben, denn am Abend ging es der Kleinen so schlecht, dass sie noch einmal operiert werden musste. Die Ärzte haben alles versucht, aber es war nichts mehr zu machen. Sie starb noch auf dem Operationstisch.
    Dabei war sie erst acht Jahre alt. Als sie die Mutter zu ihrer toten Tochter ließen, rastete sie völlig aus, packte ein Skalpell und stach damit wie verrückt auf Egas ein. Zu viert mussten wir sie von ihm wegreißen. Jetzt lässt die Krankenhausleitung untersuchen, ob Egas vielleicht an diesem Tag gekokst hat.«
    Er schnüffelte an seinem Daumen und setzte zu einer Erklärung an.
    »Ich weiß schon, was das heißt, Bobby. So alt war ich in den wilden sechziger Jahren nun auch wieder nicht. Aber wie kann man nur so bescheuert und verantwortungslos sein und Drogen nehmen, bevor man ein Kind operiert?«
    »Kurz nach dem Tod des Mädchens bist du umgekippt, und dann gab es auch noch ein Erdbeben, bei dem Rohre geplatzt sind und der Fußboden unten im Keller Risse gekriegt hat.«
    Bobby zuckte zusammen und wirkte so, als wollte er mir etwas lieber nicht sagen.
    »Und was noch?«
    »Nichts, Mom«, antwortete er etwas zu hastig.
    »Was ist los?«, fragte ich und kramte aus meinem Hirn mit Müh und Not eines der wenigen dort vorhandenen Shakespeare-Zitate hervor: »›Ein eigentliches Nichts bedarf keiner solchen Hast, sich zu verstecken.‹ Hat es etwas mit diesem armen Mädchen zu tun?«
    Er schaute weg. Also ja.
    »Sie …« Er hielt den Atem an und fuhr sich mit seinen fleischigen Händen über die herabhängenden Wangen. »Sie haben ihren Leichnam in die Leichenhalle gebracht, weil in diesem Fall natürlich eine Autopsie durchgeführt werden muss.
    Die Kellergewölbe stammen noch vom alten Krankenhaus, Mom, das vor langer Zeit abgebrannt ist. Sie haben das neue einfach drübergebaut. Na ja, und bei dem Erdbeben hat es nun diese Risse gegeben, und aus denen sind dann jede Menge Ratten und alles mögliche andere Ungeziefer gekrochen. Und die Ratten haben sich dann über die Leichen hergemacht …«
    »Meine Güte, Bobby …«
    »Und stell lieber keine Fragen mehr wegen Mrs. Kruger. Die haben alles vertuscht. Die Familie ist stockkatholisch, und Selbstmord gibt es bei ihnen nicht.«
    »Ich kann dir sagen, warum es in dieser Nacht eine Katastrophe nach der anderen gab, Bobby. Es war Vollmond und ein Freitag, der dreizehnte. Bei den Indianern heißt der Dezembervollmond ›Mond des langen Schnees‹. Hast du denn vor der Stationszentrale in der Psychiatrie nicht den

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