Das Tahn-Kommando
Doktor Har Stynburn alias Dr. Knox verschwunden war; dass alle Unwägbarkeiten dieser Verschwörung entweder aus dem Weg geräumt worden waren – etwa durch die Ermordung des Chefs der Taktischen Eingreiftruppe – oder sich selbst aus dem Weg geräumt hatten. Er wusste jedoch, dass der Schlüssel zum Erfolg darin lag, die Geldleute niemals mit kleineren Problemen zu beunruhigen.
»Phase eins ist, wie Sie gesagt haben, fehlgeschlagen. Aber, und auch das dürfte Ihnen nicht entgangen sein, sie ist fehlgeschlagen, ohne dass der Imperator Verdacht geschöpft hätte – bis auf die Tatsache, dass er einen seiner Leibwächter mit der Untersuchung des Falls beauftragt hat. Wir haben jedoch, wie versprochen, keinerlei Spuren hinterlassen.
Trotzdem gibt es noch ein Problem. Unsere gewohnte Informationsquelle ist versiegt. Wir werden jetzt nicht mehr über die nächsten Schritte des Imperators unterrichtet.«
Hakone drehte seinen Stumpen im Cognac, zündete die Zigarre erneut an und wartete, bis sich das empörte Gemurmel gelegt hatte. ›Diese Hosenscheißer‹, dachte er. ›Diese Männer haben nie gelernt, dass es immer noch einen Kilometer gibt, den man zurücklegen muss.
Aber du hast schon vor langer Zeit gelernt‹, antwortete seine optimistische Seite, ›dass man sich stets auf die eigenen Reserven verlassen muss.‹
Erneut sorgte Hakone mit seinem Klopfen für Ruhe.
Als die Angst im Zimmer fast greifbar wurde, schwoll auch das Gemurmel an. Hakone benetzte einen Finger im Cognacschwenker und ließ ihn um den Rand des Glases kreisen. Das hohe Jaulen brachte den Aufruhr endlich zum Verebben.
»Ich danke Ihnen«, sagte Hakone. »Was geschehen ist, ist geschehen. Doch jetzt die guten Nachrichten.
Unser Koordinator ist von der Entwicklung der Dinge überaus angetan.«
»Wie das denn?« Es war nicht auszumachen, woher die hämische Frage gekommen war.
»Weil trotz unserer Aktionen und trotz der Reaktion von seilen des Palastes keinerlei Unterbrechungen aufgetreten sind.«
»Und was unternehmen wir als nächstes? Sollen wir uns Löcher suchen, in die wir uns verkriechen können?« Das war Ban Lucery gewesen, einer der wenigen Industriellen, denen Hakone Respekt entgegenbrachte.
»Selbstverständlich nicht. Unser Koordinator – dessen Entscheidung ich vollauf unterstütze – hat angeordnet, dass wir zu Phase zwei dessen, was wir Operation Zaarah Wahrid genannt haben, übergehen.
Beruhigen Sie sich, Gentlemen. Die Tage dieser unerträglichen Imperialen Kontrolle sind gezählt.
Phase zwei kann auf gar keinen Fall schief gehen.«
Kapitel 31
Die kleinen Männer zogen die Stämme mit langen Haken aus dem Teich und schoben sie in die Kettenwinde; dann setzte sich der Betrunkene hin, lehnte sich an einen Stapel geschälter Stämme und grölte.
Naik Rai und Subadar-Major Chittahang Limbu sahen voller Genugtuung zu.
Sten schaltete seinen Modellbaukasten ab, und die Gestalten lösten sich in Nichts auf, obwohl er sicher war, dass sein Trunkenbold Zeit genug hatte, um noch einmal kräftig an der Flasche zu nuckeln.
»Das ist nicht gut«, sagte Naik Rai. »Wer soll Sie daran erinnern, welche Socken Sie tragen sollen?«
»Sind Sie sicher, dass das stimmt?« wiederholte Limbu auf gurkhali.
»Verdammt noch mal!« fluchte Sten. »Ich bin mir überhaupt nicht sicher, Subadar-Major. Ich weiß nur, dass ich aus dem Imperialen Dienst abkommandiert worden bin. Ich weiß nur, dass Sie das Kommando über die Gurkhas übernehmen sollen. Und ich weiß nur, wenn Sie mir Schande machen, Subadar-Major, dann geht Ihnen nicht nur der Arsch auf Grundeis, wofür ich eigenhändig sorgen werde!«
Limbu prustete laut los, salutierte dann jedoch.
»Captain, ich habe keine Ahnung, was sich hier momentan abspielt. Aber ich habe so ein Gefühl, dass wir uns so bald nicht wieder sehen werden.«
Sten zog verächtlich die Oberlippe hoch. »Vielen Dank für Ihr Vertrauen, Chittahang. Aber dieses Gefühl können Sie sich sonst wo hinschieben. Sie können gehen.«
Die beiden Gurkhas salutierten und waren auch schon verschwunden. Sten packte weiter seine Siebensachen.
Es klingelte erneut, und Sten drückte auf den Türöffner.
Draußen stand Lisa. Sten fiel auf, dass sie einen Wanzendetektor bei sich trug – eingeschaltet. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, und Sten entschied, dass das Protokoll in dieser Situation als erstes einen ausgiebigen Kuss vorschrieb.
Als sie sich voneinander lösten, lächelte ihn Lisa an. »Alles ist
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