Das Tahn-Kommando
Raschid, Madam. Captain Raschid.«
»Das ist aber schon sehr lange her«, vermutete Sten.
Der Ewige Imperator nickte. »Wir waren kein Liebespaar mehr. Aber wir blieben gute Freunde. Ich habe die Credits für die Kneipe aufgebracht. Ich war ihr sehr, sehr stiller Partner. Bis auf Nische C. Ich wies sie an, diese Ecke für mich freizuhalten und für Leute, die ich dorthin schickte. Dort ließ ich die besten Anti-Abhörsysteme in meinem ganzen Imperium installieren. Godfrey Alain war nicht der erste, mit dem ich ein Geheimtreffen in dieser Kneipe arrangierte. Schon eigenartig, was man für seine alten Lieben so alles tut …«
Er dachte einige Augenblicke nach und zog dann die Flasche wieder unter dem Hocker hervor. Er nahm einen kleinen Schluck, um den Kopf klarzubekommen. »Was raten Sie mir, Captain?«
Sten erhob sich. »Wir wissen jetzt, dass irgendwo eine undichte Stelle ist, Sir.« Er stand auf und ging auf und ab. »Wir müssen alles dichtmachen. Jemand hat es offensichtlich darauf angelegt, Sie zu töten, Sir.«
Ein seltsames Lächeln huschte über das Gesicht des Imperators. Er wollte etwas sagen, behielt es dann aber doch für sich.
Sten wünschte, er hätte seine Gedanken in diesem Moment ausgesprochen. Was hielt er denn noch immer vor ihm zurück?
»Sie sind also das Ziel. Wir wissen nicht, mit wie vielen Verschwörern wir es zu tun haben. Also dürfen wir niemandem trauen. Ich folge weiterhin der Spur dieses Knox. Und Sie, Sir …«
»Ja, Captain? Wie soll ich mich Ihrer Meinung nach verhalten?«
Sten stutzte und glaubte schon, zu weit gegangen zu sein.
Der Imperator hob mehrere Finger in einem angedeuteten Salut. »Machen Sie sich um mich keine Gedanken, Captain«, sagte er. »Ich bin absolut in Sicherheit. Obwohl ich mir manchmal wünsche …« Der Ewige Imperator hob seine letzte zur Seite geworfene Gitarre auf. Er beugte sich tief über den hölzernen Klangkörper und entlockte den Saiten eine komplizierte Akkordfolge.
Selbst für Stens ungeübte Ohren hörte es sich ziemlich gut an. Es klang außerdem wie eine Aufforderung, sich zu entfernen.
Kapitel 30
Kai Hakone rieb die Handflächen gegeneinander, und die Tabakblätter bröselten auf das darunterliegende Blatt. Vorsichtig sprengte er etwas Wasser auf das Blatt, rollte es um die Tabakbrösel herum und knickte die Enden der Röhre ein. Als er damit fertig war, betrachtete er den Stumpen voller Zufriedenheit und tauchte ihn in ein Glas, das fast bis zum Rand mit Cognac von der Erde gefüllt war. Er schnitt ein Ende ab, zündete den Stumpen mit Hilfe eines hölzernen Stifts an und lehnte sich zufrieden um sich blickend im Sessel zurück. Er befand sich in einem Separee in einem der exklusivsten Clubs der Erstwelt, das er von Überwachungsgeräten hatte säubern lassen. Hier konnten er und seine Freunde sich ohne größere Umstände treffen.
Die anderen Männer in diesem Raum – es mochten an die fünfzig sein – waren in Hakones Alter oder älter.
Industrielle, hohe Offiziere im Ruhestand, Unternehmer, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen konnten.
Für einen Außenseiter rochen sie nach Reichtum, doch für Hakone stanken sie nach Tod.
Andererseits war dieser die Nase beleidigende Geruch – wie Lamm oder verbranntes Schweinefleisch – der Geruch seines Lebens und seiner Arbeit.
Manche Leute werden durch ein einziges Erlebnis geprägt.
Hakone war einer von diesen Leuten.
Fast von Geburt an hatte er fliegen wollen. Ins All fliegen. Die Welt, in die er geboren wurde, war recht wohlhabend, insbesondere seine Eltern. Seine Mutter hatte eine großartige Idee gehabt: Es müsste möglich sein, ein Geschäft zu eröffnen, das die Kunden betraten, in einer Kabine Maß nehmen ließen und sich dann ein bestimmtes Muster aussuchten, das in wenigen Minuten direkt auf sie zugeschneidert wurde. Diese Idee hatte die Hakones sehr reich und sehr zufrieden gemacht.
Für das Verlangen ihres Sohnes, hinauszuziehen, brachten sie kein Verständnis auf, stellten sich ihm jedoch auch nicht in den Weg. Und so wurde aus Kai Hakone ein Lieutenant und Kommandeur eines Aufklärers, gerade rechtzeitig zum Ausbruch der Mueller-Kriege.
Hakone hatte sich sämtliche Lektionen der Akademie zu Herzen genommen. Er setzte alles daran, seine achtunddreißig Mann auf dem winzigen Raumschiff zu führen, zu inspirieren und ihnen ein guter Vorgesetzter und Freund zu sein. Doch sein Aufklärer wurde als Abrufreserve für die Landung auf Saragossa bestimmt.
An
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