Das Tahn-Kommando
begannen zu träumen, als der Imperator die Schüssel direkt vor ihnen hinstellte. Er wartete ab, bis der Mann zwei gewaltige Scheiben frischgebackenen Sauerteigbrotes abgeschnitten und zusammen mit einer Schale echter Butter danebengestellt hatte.
»Sie tun also folgendes: Zuerst ziehen Sie diesen Dienst durch. Dann verlassen Sie den Geheimdienst und alles, was irgendwie damit zu tun hat. Im Geheimdienst hat es noch nie jemand besonders weit gebracht. Dafür habe ich schon gesorgt. Vertrauen Sie denen bloß nicht. Niemand sollte ihnen allzu viel Vertrauen schenken. Dann gehen Sie zur Fliegerschule.
Nein, halten Sie den Mund. Ich weiß, dass das die Raumflotte ist. Wovon ich hier rede, ist ein Wechsel der Waffengattung. Sehen Sie zu, dass Sie in die Flotte kommen. Lernen Sie fliegen.«
Der Imperator butterte bedächtig seinen Kanten Brot. Sten folgte seinem Beispiel und prägte sich jedes seiner Worte ein.
»Es wird nicht lange dauern, dann sind Sie Lieutenant Commander, bald darauf Commander, Schiffscaptain und – mit ein wenig Glück – Flaggoffizier. Von dort aus sind Sie nur noch einen Katzensprung vom Admiral entfernt.«
Sten widmete sich ausgiebig seinem Glas, um seine Gefühle zu überspielen. Admiral? Quatsch. Niemand wird Admiral. Der Imperator goss wieder einmal Stregg nach.
»Ich höre auf meine Admirale«, sagte der Imperator.
»Tun Sie, was ich Ihnen rate. Kommen Sie in fünfzig Jahren oder so zurück, und ich werde womöglich auch auf Sie hören.«
Der Imperator löffelte eine große Portion Eintopf.
»Essen Sie auf, mein Sohn. Dieses Zeug hier ist ausgezeichnetes Gehirnfutter. Zuerst brennen die Ohren, dann die ganze graue Masse. Wer als letzter fertig ist, wird Großadmiral.«
Sten schluckte. Der Angelo-Stew lag pikant auf der Zunge und rutschte dann den Hals hinunter in den Magen. Dort entfaltete sich sofort eine kleine atomare Flamme, seine Augen tränten, seine Nase fing an zu weinen, und seine Ohren färbten sich knallrot.
Der Stregg in seinen Adern wurde von einer Horde Pfeffer-Moleküle in die Flucht geschlagen. »Na, wie finden Sie’s?«
»Was passiert, wenn man nicht an Krebs leidet?«
»Einfach weiteressen, mein Junge. Wenn Sie jetzt noch keinen haben, dann kriegen Sie ihn bestimmt bald.«
Kapitel 5
Der Imperator hatte zwei Probleme mit der Erstwelt.
Problem Nummer eins lautete: Warum war seine Hauptstadt in einem derartigen Zustand? Jetzt leitete er schon seit mehr als eintausend Jahren ein interstellares Imperium; wie zum Teufel war es möglich, dass eine beschissene Planetenhauptstadt einem solche Probleme bereitete?
Problem Nummer zwei lautete: Was lief schief?
Die Erstwelt war ein klassisches Beispiel für durchgedrehte Stadtplanung. In den frühen Tagen, kurz nachdem der Ewige Imperator den Leuten beigebracht hatte, dass er und er allein Antimaterie Zwei, den einzigen Treibstoff für interstellare Antriebe, kontrollierte, und dass er in der Lage war, sein Geheimnis für sich zu behalten und zu schützen, kam er auf den Gedanken, dass es eine ausgesprochen dumme Idee wäre, ein Imperium, insbesondere ein kommerzielles, von der Erde aus zu regieren.
Mehrere Gründe sprachen dafür, dass seine Wahl auf die spätere Erstwelt fiel: Der Planet war unbewohnt, die Umweltbedingungen glichen etwa denen der Erde; er verfügte über einen Satellitengürtel, der ideale Verladestationen für Raumfrachter abgab. Also kaufte der Imperator die Erstwelt, einen Planeten, der damals nicht mehr als eine Indexnummer auf einer Sternenkarte war. Obwohl der Imperator zu jener Zeit nicht mehr als 500 bis 600 Sonnensysteme kontrollierte, wusste er, dass sein Imperium noch wachsen würde. Mit dem Wachstum gingen Verwaltung, Bürokratie, Höflinge und der ganze andere Kram Hand in Hand.
Um das zukünftige Riesenreich zu regieren, schien der Erwerb eines dafür geeigneten Planeten eine plausible Lösung zu sein. Also machten sich die besten Planer ans Werk. Die Hauptstraßen wurden sehr, sehr breit angelegt. Der Planet sollte mit weitläufigen Parks ausgestattet sein, zum einen ihrer Schönheit wegen, zum anderen aber auch, um ihn davor zu bewahren, sich in ein Ghetto zu verwandeln, das sich selbst vergiftete. Grund und Boden wurde parzellenweise und mit Verträgen über Jahrhunderte verpachtet. Alle Gebäude mussten vor dem Bau einem Beirat vorgelegt werden, der aus ebenso vielen Künstlern wie Stadtplanern bestand.
Trotzdem sah die Erstwelt inzwischen, etwas mehr als tausend Jahre
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