Das Tahn-Kommando
war es einfacher, mit den kleineren Übeln zu leben, mit der enormen Bevölkerungsdichte etwa, oder mit Stadtkarten, die schon nach dreißig Tagen veraltet waren.
Abgesehen von den Städten und den Parks gab es jede Menge Privatgrundstücke auf der Erstwelt. Die meisten davon lagen so dicht wie möglich um den Ring des Imperialen Hofes. Schließlich galt auch hier die Nähe eines Anwesens zum Palast als Zeichen des sozialen Status seines Bewohners.
Noch ein weiteres Gebäude stand in der Nähe des Palastes. Es befand sich in ungefähr zehn Kilometern Entfernung von Arundel und beherbergte das Parlament des Imperiums. Es hatte sich als notwendig erwiesen, eine Art von Regierungsgebäude einzurichten, und nachdem der Ewige Imperator seine Struktur bewilligt hatte, ließ er sofort eine künstliche Berglandschaft von einem Kilometer Höhe zwischen seinem Schloss und dem Parlament in die Landschaft setzen. Wenn er sich schon notgedrungen mit Politikern abgeben musste, so wollte er zumindest in seiner Freizeit nichts von ihnen sehen …
Aus all diesen Gründen war die Erstwelt ein ziemlich eigenartiger Ort geworden. Das beste und das schlechteste, was man von ihr behaupten konnte, war, dass sie funktionierte – mehr oder weniger.
Die Städte waren durch unterirdische Pneumobahnen miteinander verbunden, für den Transport innerhalb des Systems bediente man sich, großer Gleiter oder kleiner Raumschiffe. Fracht von außerhalb des Erstsystems wurde auf den Satelliten außerhalb des Planeten abgefertigt oder aber auf einem der künstlichen Raumhäfen, die schon bald nach der Expansion des Imperiums erforderlich geworden waren.
Dort wurden sie entweder auf einen anderen Frachter umgeladen oder, falls die Güter für die Erstwelt selbst bestimmt waren, von Landefähren zur Planetenoberfläche gebracht.
Direkt auf der Erstwelt gab es fünf Frachthäfen, und wie alle Häfen zu allen Zeiten waren sie schmutzig und gewalttätig.
Der größte Hafen, Soward, war derjenige, der Fowler am nächsten lag. Einen Kilometer von Sowards Hauptflugfeld befand sich Der Covenanter .
Wie überall auf der Erstwelt gab es auch in Soward Expansionsprobleme. Die Lagerung und das Verladen mussten jedoch so dicht wie möglich in Bodennähe abgewickelt werden.
Untergeordnete Gebäude wie Freizeithallen, Büros, Bars und so weiter wurden über den bis zu einem Quadratkilometer großen Lagerhallen errichtet.
Überall führten teilweise automatisierte Rampen zu dem spinnenbeinartigen Stahlgerüst empor, auf dem die Nebengebäude untergebracht waren.
Der Covenanter saß auf der dritten Ebene. Um in seine heiligen Hallen zu gelangen, musste man eine Frachtrampe und eine Rolltreppe hinauffahren und dann eine ölverschmierte Treppe hochsteigen. Trotzdem waren die Räumlichkeiten des Covenanter normalerweise immer überfüllt.
Aber nicht nachts.
Nicht, wenn es regnete.
Godfrey Alain bewegte sich so gut es ging im tiefen Schatten und blieb oben an der Rolltreppe stehen, um sich vorsichtig umzusehen.
Einige Minuten vergingen, doch bis auf den wasserfallartig von den Rampen auf den Asphalt niederklatschenden Regen war nichts zu hören. Er zog seinen Regenmantel fester um sich und wartete weiter.
Alain hatte sein Hotelzimmer in Fowler verlassen.
Vier weitere zur Tarnung angemietete Zimmer hatten ihm momentane Sicherheit verschafft, eine Gelegenheit zu überprüfen, ob man ihm auf der Spur war – und außerdem eine Möglichkeit, die Kleider zu wechseln.
Allem Anschein nach war er in jeder Hinsicht sauber.
Ein erfahrenerer Agent hätte Alain womöglich zu einer weniger teuren Kostümierung geraten; seine kostspieligen Klamotten und sein gegenwärtiger Aufenthaltsort machten ihn zum idealen Opfer von Raubüberfällen.
Doch Godfrey Alain war kein Spion; die Finessen der Spionage waren ihm fremd. Für das Imperium galt er wohl als Terrorist; in seinen eigenen Augen, denen seiner Mitrevolutionäre und der Tahn-Welten war Alain ein Freiheitskämpfer.
Dabei hatte Alains Status eigenartigerweise weniger mit Politik als mit Bevölkerungsentwicklung zu tun.
Die Tahn-Welten, ursprünglich von Low-Tech-Flüchtlingen besiedelt, lebten mit der Garantie, dass das Imperium sie in Ruhe ließ. Da sie über einen ganzen Sternhaufen verstreut waren, war eine Einmischung des Imperiums sehr unwahrscheinlich. Doch die Expansion des Lebensraums der Tahn garantierte ebenso, dass sich das Imperium und die Tahn früher oder später in die Quere kommen mussten. Genau das
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