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Das Tahn-Kommando

Titel: Das Tahn-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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rutschten. Das erste war ein leerer Umschlag, das zweite eine dick eingravierte Papierkarte:
     
    MARR & SENN
    Würden sich freuen,
    Sie anlässlich eines Abendempfangs
    für
    KAI HAKONE
    begrüßen zu dürfen.
     
    Antwort erbeten
     
    Verwirrt starrte Sten auf die Einladung. Natürlich kannte er Marr und Senn als Imperiale Party-Ausrichter und inoffizielle Päpste des guten Geschmacks innerhalb der höfischen Gesellschaft. Bislang hatte er sie nur bei kurzen offiziellen Anlässen getroffen, war jedoch von ihrem hintergründigen Humor und ihrer Herzlichkeit stets sehr angetan gewesen. Jetzt fragte er sich, wie sie dazu kamen, einen kleinen Captain, auch wenn er Captain der Leibgarde war, zu einem offensichtlich hochrangigen gesellschaftlichen Ereignis einzuladen.
    Die Erklärung dafür fand er auf dem dritten Blatt, das ebenfalls handgeschrieben war. Dort stand einfach: »Es wird allmählich Zeit, dass sich alte Freunde wieder sehen« und war mit »Sofia« unterschrieben.
    Hmm. Sten wusste wohl, dass die Frau, mit der er bei einem seiner letzten Einsätze eine kurze, aber leidenschaftliche Affäre gehabt hatte, hier auf der Erstwelt lebte. Er selbst hatte dafür gesorgt, dass Sofia vor Ausbruch der Kampfhandlungen von Nebta wegkam. Doch seit er selbst auf die Erstwelt versetzt worden war, hatte er es halb absichtlich zu vermeiden gewusst, sich mit ihr in Verbindung zu setzen, weil er sich über seine Gefühle ihr gegenüber nicht mehr im klaren war.
    Sten fand, dass er einen guten Ruf nötig hatte. Im Imperialen Hofstaat war für inoffizielle Ratschläge für Offiziere der Großkämmerer zuständig. Seine Büros lagen nur wenige hundert Meter von den Geschäftsräumen des Imperators entfernt.
    Der Großkämmerer, Flottenadmiral i. R. Mik Ledoh sah aus, wie sich jeder seinen Großvater gewünscht hätte. Als Sten seinen Dienst im Palast angetreten hatte, hatte er als Teil seiner routinemäßigen Überprüfungen natürlich auch den Lebenslauf und beruflichen Werdegang des Admirals eingesehen.
    Vor einhundert Jahren war Ledoh im wahrsten Sinne des Wortes ein Feuerball gewesen. Während des Palafox-Aufstands hatte sein taktisches Kampfgeschwader Befehl erhalten, einer kleineren Planetenlandeaktion den Rücken zu decken. Unglücklicherweise hatte sich der Geheimdienst getäuscht: Der Planet wurde von einer Reihe hartnäckiger orbitaler Satelliten verteidigt.
    Ledoh hatte die Umwandlung der Kampfschiffe in pilotengesteuerte Atomraketen angeordnet und dann den Angriff selbst angeführt. Er und drei andere Piloten schafften es, ihre Kapseln erfolgreich abzuwerfen.
    In den nächsten Jahrzehnten stieg er zum Ersten Spezialisten für Planetenangriffe der Imperialen Flotte auf. Für einen Mann, der sich eigentlich auf Logistik spezialisiert hatte, kam die Beförderung ungewöhnlich rasch. Bei Ausbruch der Mueller-Kriege war Ledoh bereits Flottenadmiral.
    Die Mueller-Kriege gehörten zu den undurchsichtigsten Konflikten des Imperiums, da die Schlachten simultan auf einem Dutzend verschiedener Planeten ausgefochten wurden. In diesen Kriegen kommandierte Ledoh die Landungen im Krais-System und eroberte das System in einem für seinen gewaltigen Blutzoll und seine Sinnlosigkeit bekannten Krieg mit minimalen Verlusten – minimal jedenfalls im Vergleich zur Verlustrate von fünfzig bis siebzig Prozent, die die anderen Schlachten forderten.
    Nachdem der Frieden unterzeichnet war, setzte sich Ledoh für mehrere Jahre zur Ruhe und emigrierte dann auf die Erstwelt. Als der vorhergehende Großkämmerer in Erfüllung seiner Pflicht nach übermäßigem Genuss von geräuchertem Aal verstarb, fiel die Wahl seines Nachfolgers ganz automatisch auf Ledoh mit seiner Kampferfahrung und, was wichtiger war, seinen logistischen Kenntnissen.
    Sten konnte sich nicht erklären, wie Ledoh es schaffte, die vielgestaltigen offiziellen und inoffiziellen Anforderungen eines Haushalts von der Größe einer mittleren Stadt zur Zufriedenheit aller zu jonglieren und dabei auch noch seine Gutmütigkeit zu bewahren. Sten war heilfroh, dass er sich lediglich um seine 150 Gurkhas zu kümmern hatte – und darum, dass der Imperator am Leben blieb.
    Sten betrat Ledohs Büro und blieb dann stehen.
    Ledoh, Colonel Fohlee, der Kommandierende Offizier der Prätorianer, und Arbogast, der Zahlmeister des Imperialen Haushalts, standen vor einem aktivierten Wandschirm.
    »Colonel«, sagte Arbogast gerade, »ich habe nicht vor, mich in militärische Angelegenheiten zu

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