Das Tahn-Kommando
direkt wieder ins Glas zurück. »Du machst wohl Witze?«
Sten schüttelte den Kopf und trank. Das Zeug schmeckte sogar noch schlimmer als in seiner Erinnerung.
»Und was bringt das?«
»Du wirst zugedröhnt, was sonst. Außerdem löst es eine leichte körperliche Abhängigkeit aus. Es braucht ungefähr einen oder zwei Tage mit Schweißausbrüchen und Zittern, um davon loszukommen.«
»Wirklich hervorragend! Zuerst bin ich ein Zuhälter, dann ein Dämlack, und jetzt darf ich mich noch in einen Süchtigen verwandeln. Der Imperator hat keine Vorstellung davon, was ich hier durchmache!«
Sten stellte jedoch zufrieden fest, dass die Information Alex nicht davon abhielt, sein Glas auszutrinken. Alle weiteren Beschwerden wurden von einem lauten Gegröle unterbrochen, mit dem die anderen Wärter plötzlich zwei Neuankömmlinge begrüßten, ebenfalls zwei Wärter, die Sten und Alex in den drei Wochen hier auf Dru noch nie gesehen hatten.
»Die Furlough-Zwillinge!«
»Na, was hat euch das Losglück beschert?«
Die etwas ältere und drallere der beiden Frauen ließ mit einer Handbewegung Ruhe einkehren.
»Wollt ihr genau wissen, was los war? Na schön. Der verstorbene Gefangene, unser betrauerter Wie auch immer – oder war es eine sie? – ist erfolgreich seiner Bestimmung zugeführt und recycelt worden.«
»Weg mit dem Schurken! Wen kümmert das schon?«
»Ich und Kay haben auf Heath eine neue Art des Zeitvertreibs entdeckt.«
Die anderen Wachen lauschten jetzt mit offensichtlich großem Interesse.
»Euch anderen fällt ja bei den Leichentransporten nichts anderes ein, als die Freizeitzonen aufzusuchen. Lasst euch sagen, es gibt wesentlich Besseres.
Da die Flotte ausgebaut wird, gibt es dort jetzt jede Menge Rekruten. Das sind verdammt junge Kerle. Dürfen sich nicht von ihrem Standort entfernen. Ich und Kay, wir haben gleich rausgekriegt, dass sie Credits haben und niemanden, für den sie das Zeug ausgeben können.
Ich kann euch flüstern, sie haben es für uns ausgegeben. Wir haben einfach von unserem Recht Gebrauch gemacht und uns im Militärlager rumgetrieben, im Freizeitzentrum.«
»Tolle Zeiten«, kicherte einer.
»Lasst euch eins sagen«, fuhr die Frau fort. »Dort waren die Zeiten noch viel besser. Die gehen mit dir ins Bett, weil sie wollen, nicht weil sie unbedingt müssen. Euch Frauen darf ich ein kleines Geheimnis verraten«, sagte sie mit einem gehässigen Seitenblick. »Auf diese Weise ist es … viel stärker.
Außerdem zahlen sie einem alles!«
Ein Wachsergeant erhob sich und schwenkte feierlich seinen Krug. »Wir sind froh, dass ihr wieder bei uns seid. Hört sich ganz so an, als hättet ihr großartige Geschichten mitgebracht. Aber wenn die Lotterie sich beim nächsten Mal dreht und ihr wieder das große Los zieht, dann passiert ein Unglück. Das war nämlich schon das dritte Mal innerhalb von zwei Jahren, dass ihr zwei zurück nach Heath durftet.«
Sten und Alex blickten einander an. Sie mussten sich nicht weiter über die Angelegenheit verständigen, zapften sich frisches Narkobier aus der Maschine und gesellten sich zu der Gruppe, in der ein interessanter Streit aufzulodern schien.
Das einzige Problem, das Sten und Alex bislang noch nicht gelöst hatten, bestand darin, wie sie gemeinsam mit Dynsman, sobald sie ihn gefunden hatten, wieder von Dru wegkamen. Als erfahrene Mantis-Leute vertrauten sie darauf, dass es immer einen Weg gab, doch in den drei Wochen war ihnen noch keine Möglichkeit aufgefallen. Dru war von bemannten und unbemannten Wachschiffen umgeben. Der einzige Weg, auf den Planeten oder von ihm wegzukommen, lief über die Gefangenentransporter oder über die Robotfrachter, die die Luxusartikel ausflogen. Die Gefangenenschiffe wurden von starken Wachkommandos begleitet, und nicht einmal Sten und Alex fühlten sich dazu in der Lage, ein Schiff zu übernehmen, das von hundert Leuten bewacht wurde. An Bord der Robotfrachter herrschte ausnahmslos eine tiefgekühlte Atmosphäre aus reinem Stickstoff. Diese »Lotterie« hingegen klang recht interessant.
Sie stellte sich auch als sehr interessant heraus.
Die Tahn waren sehr stolz auf Dru. Nicht nur, dass der Gefängnisplanet schwarze Zahlen schrieb, auch die Gefangenen wurden benutzt, sogar noch nach ihrem Tod.
Wie bei anderen Säugetieren produziert die Hirnanhangdrüse des Menschen unter Stress eine schmerzstillende Droge. Je größer der Stress, desto kräftiger wird die Produktion angeregt. Da die meisten Gefangenen auf
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