Das Tahn-Kommando
Schönheiten lagerte rings um ihn und sonnte sich. Der Mann ließ es sich gut gehen, achtete jedoch darauf, dass er Chetwynd nicht aus den Augen verlor, falls dieser etwas von ihm wollte. Chetwynd bewegte sich kaum, als er den Flitzer hinter sich heransausen hörte. Und er tat so, als hörte er nicht, wie die Maschine ausgestellt wurde und Schritte über den Sand auf ihn zukamen.
»Chetwynd?«
»Was denn?«
»Steh auf, wenn ich mit dir rede.«
Chetwynd drehte langsam den gewaltigen Kopf und schaute dann mit gespieltem Erstaunen auf die beiden Wachmänner. Mit der gleichen trägen Langsamkeit stand er auf und nahm eine ironisch respektvolle Haltung an.
»Tschuldigung, Mister, hab gar nicht gewusst –« Er ließ seine Stimme in vorgeblicher Nervosität verklingen. »Wir waren nicht auf Besuch eingestellt.«
»Tut mir schrecklich leid, dass wir einem so wichtigen Straftäter wie dir Unannehmlichkeiten bereiten.« Sten versuchte, den Koloss einzuschätzen.
Nur die Überheblichkeit in seinem Blick verriet Chetwynd. Alles andere war so demütig und respektvoll, wie es ein Wärter auf Dru von einem Gefangenen nur erwarten konnte. ›Ein sehr gefährlicher Mann‹, dachte Sten.
»Wir suchen einen Straftäter«, blaffte Sten.
»Da suchen Sie am richtigen Ort, Mister«, antwortete Chetwynd gedehnt.
Sten ignorierte die unterschwellige Aufsässigkeit.
»Sein Name ist Dynsman.«
»Dynsman … Dynsman …« überlegte Chetwynd. Dann ließ er seine Augen aufleuchten. »Richtig. Der Mann lebt noch. Wir haben hier einen Dynsman.«
»Wo?«
Chetwynd zeigte mit dem Finger auf einen Mann, der am Strand gerade damit beschäftigt war, ein flaches Boot sauberzumachen.
»Ein nutzloser Kerl, wenn ich mal so sagen darf, Mister. Kriegt kein einziges Mal sein Tagespensum zusammen. Ich würde ihn Töpfe schrubben lassen, wenn ich nicht Angst hätte, dass er uns bei seiner Schusseligkeit alle vergiften würde.«
Sten und Alex ignorierten Chetwynd und gingen mit vernehmlich knirschenden Absätzen quer über den Strand auf den Mann zu.
Dynsman konnte sie unmöglich herankommen sehen.
Gerade als er den Kopf hob, packte ihn Alex am Genick und hielt ihn am ausgestreckten Arm in die Luft.
»Strafgefangener Dynsman?«
»Jaaaa, Mister.«
»Wir müssen mit dir reden, mein Freund.«
Alex schleuderte den kleinen Mann in das Boot, warf Sten einen Blick zu und kletterte hinter Dynsman her.
Er nahm die Ruder auf, während Sten das Haltetau löste und sich ebenfalls hineinschwang. Alex ruderte unverzüglich aufs offene Meer hinaus.
»Ehrlich, Mister«, winselte Dynsman, »ich hab nichts getan …« Dann, in einem Geistesblitz, deutete er mit einem Finger auf den am Strand entschwindenden Berg namens Chetwynd. »Er hat mich dazu gezwungen, die Bombe zu bauen!«
»Tatsächlich?« fragte Sten. »Du bist also ein Bombenleger, Dynsman?«
Dynsman packte helles Entsetzen. Vielleicht wußten sie ja gar nichts davon … oh verdammt, wo hatte er sich da nur wieder hineingeritten?
»Erzähl uns doch ein wenig davon, mein Freund«, schlug Alex vor.
»Also … wissen Sie … er fragte mich … und ich sagte, dass ich mich ein bisschen mit Sprengstoff auskenne … und …«
»Halt den Mund«, zischte Sten. »Dieser Chetwynd ist uns egal.«
Dynsman starrte Sten an, und allmählich dämmerte ihm, dass etwas Schreckliches geschehen würde.
»Erzähl uns lieber etwas über den Covenanter «, fuhr ihn Sten an.
»Mein Gott«, keuchte Dynsman.
Alex versetzte ihm einen leichten Stoß. »Blasphemie kann ich nicht dulden.«
»Egal«, sagte Sten. »Bringen wir ihn gleich um, dann ist es erledigt.«
Sten krümmte die Finger und ließ sein schmales, nadelspitzes Messer in seine Hand gleiten. Dynsman bemerkte es und fing vor Angst zu schwitzen an. »Ich wusste nicht, dass es was Politisches war. Ich mache nie was Politisches. Sie können alle fragen, die werden’s Ihnen bestätigen. Ich bin nur ein … nur ein …« Er starrte Sten ins Gesicht und brach in Tränen aus. »Ich mach nichts Politisches«, schluchzte er.
Sten kam sich wie ein Kammerjäger vor.
»Worauf wartest du noch, Alex, wir haben den richtigen Mann. Mach ihn fertig, los!«
Alex nickte und griff in die Tasche seiner Uniform.
Dynsman schrie und stand halb auf. Es war das durchdringendste Geräusch, das Sten je gehört hatte – obwohl er schon so manchen in Todesangst ausgestoßenen Schrei gehört hatte. Dann erst wurde ihm klar, dass Dynsman nicht ihretwegen schrie.
Sten drehte sich
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