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Das Tahn-Kommando

Titel: Das Tahn-Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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das gerade stattfindende Scannen von Dynsmans Bewusstsein. Doch Dynsmans Bewusstsein war in einem Trauma gefangen und bestand darauf, die immergleichen Momente kurz vor seinem Beinahe-Tod zu wiederholen.
    Sten betrachtete den bewusstlosen Bombenleger, der nackt und mit Tausenden von Sonden gespickt ausgestreckt vor ihm lag. Er hatte Dynsman diese Augenblicke jetzt schon ein Dutzend Mal nacherleben sehen, und bislang hatte der Attentäter außer der Gurionattacke nichts weiter preisgegeben. Sogar der Augenblick seines kurzen Erwachens auf dem Flitzer verwandelte sich sofort wieder in die schreckliche Gurion-Sequenz.
    Sten erhob sich und ging zu Rykor hinüber. Sie streckte ihm in einer herzlichen Geste eine Flosse entgegen und umarmte ihn. »Du bist schon immer einer meiner … ganz besonderen Lieblinge gewesen«, sagte sie gerührt.
    Sten streichelte mit der Hand über ihren Schulterwulst.
    Rykor riss sich von Dynsmans Phantasmagorien los.
    »Hast du immer noch dieses Messer im Arm?« fragte sie plötzlich.
    Sten grinste nur und tätschelte sie freundschaftlich, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    Als sich Rykor unversehens aufsetzte, seufzte der A-Grav-Sessel erneut. »Wir müssten tiefer gehen; den Trauma-Block durchstoßen.«
    »Es ist wirklich wichtig«, sagte Sten. »Andere Menschen sind seinetwegen gestorben.«
    Rykor nickte und lehnte sich entspannt zurück. Sie konzentrierte sich voll auf den Gehirnscanner und machte den Schieberegler weiter auf. Dynsman stöhnte.
    Der Bildschirm über ihm wurde wieder lebendig.
    Zuerst in Schwarzweiß, dann bildete sich ein Wirbel bunter Streifen. Die Streifen fügten sich zu einem Bild zusammen. Zuerst war alles verschwommen, dann drohte einen Augenblick lang wieder der Gurion, zerfiel jedoch sofort zu einem hartnäckigen Muster aus gelben Linien. Sten sah zu, wie Dynsman sein Leben erneut durchlebte, in Farbe und mit allen Details.
     
    Der hochgewachsene, schlanke Mann mit dem dichten grauen Haarschopf reichte ein Narkobier über den Tisch. Dynsmans Bildschirmhand nahm das Glas am Griff und zog es heran.
    »Die nächste Runde geht auf mich«, hallte Dynsmans Stimme.
    Der Mann lächelte Dynsman an. An den Empathie-Anzeigen des Monitors konnte Sten ablesen, dass Dynsman dem Lächeln nicht recht traute. Er hatte sogar erhebliche Angst.
    »… falls Sie nichts dagegen haben, Dr. Knox«, fügte Dynsman mit leicht zitternder Stimme hinzu.
    Der Gurion streckte einen langen Strahlenarm nach Dynsman aus. Er schrie auf, als er spürte, wie sich das lange Band um seinen Hals wickelte – »Stop!« Der Ruf kam von Sten.
    Rykor warf einen Blick auf den erstarrten Horror auf dem Monitor und legte ihre Flosse auf den Gleitregler. Dynsmans Körper auf dem Tisch entspannte sich. Rykor wartete auf Stens Anweisungen.
    »Knox«, sagte Sten. »Näher ran.«
    Das Bild auf dem Monitor verwischte, als Rykor die Aufzeichnung zu Knox zurückspulte. Dort angekommen, schaltete sie auf Standbild. Sten betrachtete sich das Bild genau.
    »Das ist unser Mann«, sagte er dann. »Auch die Beschreibung aus dem Krankenhaus passt auf ihn. Was können wir sonst noch über ihn herausfinden? Geruch?
    Benutzt er ein bestimmtes Parfüm?«
    Rykor rief weitere Daten ab. »Nein, da ist nichts«, sagte sie. »Was allerdings ziemlich ungewöhnlich ist – für einen Mann, der offensichtlich soviel Wert auf seine äußere Erscheinung legt.« Um ihre Aussage zu unterstreichen, zeigte sie mit dem Cursor auf sein sorgfältig frisiertes Haar.
    »Eigentlich ist an diesem Mann überhaupt nichts dran«, sagte sie dann, »einmal abgesehen von seiner visuellen Erscheinung, die im Prinzip jedes Wesen ansprechen müsste. Geruch: keine Eintragung … Stimme: fest und bestimmt, sonst keine Eintragung…
    ...Auradruck … keine Eintragung …«
    Sie drehte den Kopf verunsichert in Stens Richtung.
    »Dieser Mensch zeichnet sich durch nichts aus. Höchst verdächtig. Körperbewegungs-Signale … sprachliche Eigenheiten … kannst du alles vergessen. Nichts, nichts, nichts.«
    Sten betrachtete das Standbild des Dr. Knox. Der Mann sah aus wie ein perfekter Scherenschnitt.
    Niemand, abgesehen von einem Superprofi, konnte derart zweidimensional wirken. Dann fiel Sten doch etwas auf: ein stumpfer gelber Fleck auf Knox’ linker Hand.
    »Näher ran, linke Hand«, sagte er zu Rykor.
    Die Hand füllte den ganzen Bildschirm. Das stumpfe Gelb war ein Ring mit einem deutlich sichtbaren Emblem auf der abgeflachten Oberfläche. Sten Starrte

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