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Das Tao der Physik

Das Tao der Physik

Titel: Das Tao der Physik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Capra
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Wort, die Elemente der Dinge.« 24
    Solch eine fundamentalistische Ansicht steht in auffallendem
Gegensatz zur Bootstrap-Philosophie und unterscheidet sich
stark von der Ansicht des Mahayana-Buddhismus, der alle fundamentalen Einheiten oder Substanzen ablehnt. Leibniz' fundamentalistische Denkweise drückt sich auch in seiner Ansicht
der Kräfte aus, die er als Gesetze »durch göttlichen Erlaß« und
als wesentlich verschieden von der Materie betrachtet. »Kräfte
und Aktivitäten«, schreibt er, »können nicht Zustände von etwas Passivem sein, wie es die Materie ist.« 25 Dies steht wiederum im Gegensatz zu den Ansichten der modernen Physik
und der östlichen Mystik.
    * Die Parallelen zwischen Leibniz' Ansicht von der Materie und dem Hadronen-Bootstrap wurden kürzlich erörtert; vgl. G. Gale, »Chew's Monadology« in: Journal of History of ldeas, Band 35 (April-Juni 1974), S. 339-348.
    Was die tatsächliche Wechselbeziehung zwischen den Monaden anbelangt, scheint der Hauptunterschied zum Hadronen-Bootstrap darin zu liegen, daß die Monaden nicht miteinander wechselwirken; sie »haben keine Fenster«, wie Leibniz
sagt, sie spiegeln sich lediglich wider. Im Hadronen-Bootstrap
dagegen, wie im Mahayana liegt die Betonung auf der Wechselwirkung oder gegenseitigen Durchdringung aller Teilchen.
Darüber hinaus sind die Ansichten von der Materie sowohl des
Bootstrap als auch des Mahayana »Raum-Zeit«-Ansichten, die
Objekte als Vorgänge sehen. Deren gegenseitige Durchdringung versteht man nur, wenn einem klar ist, daß sich Raum und
Zeit auch gegenseitig durchdringen.
    Die Bootstrap-Theorie der Hadronen ist bei weitem noch
nicht vollständig durchdacht, und die Schwierigkeiten bei ihrer
Formulierung sind noch beträchtlich. Dennoch haben die Physiker bereits damit begonnen, den Begriff der Stimmigkeit oder
des folgerichtigen Gesamtzusammenhanges über die Beschreibung der stark wechselwirkenden Teilchen hinaus zu erweitern.
Eine solche Erweiterung muß über den gegenwärtigen Kontext
der S-Matrix-Theorie hinausgehen, die ja speziell für die Beschreibung der starken Wechselwirkungen entwickelt wurde.
Es muß ein allgemeiner Rahmen gefunden werden, in dem einige der Begriffe, die bisher noch ohne Erklärung akzeptiert
werden, nach dem Bootstrap-Prinzip behandelt werden. Das
heißt, sie müssen von der Stimmigkeit des Ganzen abgeleitet
werden.
    Nach Geoffrey Chew könnte unser Begriff von der makroskopischen Raum-Zeit dazugehören und vielleicht sogar das
menschliche Bewußtsein:
Wenn man sie logisch zu Ende denkt, impliziert die BootstrapHypothese, daß die Existenz des Bewußtseins zusammen mit allen
anderen Aspekten der Natur nötig ist für die Stimmigkeit des Ganzen. 26
    Dies steht wiederum völlig im Einklang mit den mystischen
Überlieferungen des Ostens, die das Bewußtsein immer als integralen Bestandteil des Universums betrachteten. Nach östlicher Anschauung sind die Menschen sowie alle anderen Lebensformen Teile eines unteilbaren organischen Ganzen. Aus
ihrer Intelligenz läßt sich daher auf die Intelligenz des Ganzen
schließen. Der Mensch wird als lebender Beweis für die kosmische Intelligenz angesehen. In uns wiederholt das Universum
immer und immer wieder seine Fähigkeit, Formen zu erzeugen,
durch die es sich seiner selbst bewußt wird.
    In der modernen Physik entstand die Frage des Bewußtseins
im Zusammenhang mit der Beobachtung atomarer Phänomene. Die Quantentheorie hat klar erwiesen, daß diese Phänomene nur als Glieder in einer Kette von Prozessen zu verstehen
sind. Das Ende dieser Kette liegt im Bewußtsein des menschlichen Beobachters. Nach den Worten von Eugene Wigner:
»Die Gesetze (der Quantentheorie) konnten nur unter Bezugnahme auf das Bewußtsein folgerichtig formuliert werden.« 27 Die pragmatische Formulierung der Quantentheorie, die die
Wissenschaftler bei ihrer Arbeit benutzen, bezieht das Bewußtsein nicht ausdrücklich ein. Wigner und andere Physiker argumentieren jedoch, daß die ausdrückliche Einbeziehung des
menschlichen Bewußtseins ein wesentlicher Aspekt künftiger
Theorien von der Materie sein könnte.
    Eine solche Entwicklung würde erregende Möglichkeiten
auftun, daß Physik und östliche Mystik einander befruchten
könnten. Das Verstehen des eigenen Bewußtseins und seine
Beziehung zum übrigen Universum ist der Ausgangspunkt aller
mystischen Erfahrung. Die östlichen Mystiker haben Jahrhunderte hindurch verschiedene Bewußtseinsmodalitäten erforscht, und die

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