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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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heißen?«
    »Sidney ist da. Den Gästen wird nur allzu bald der Hunger vergehen. Bei Lady Dudley dürfte das schon in wenigen Augenblicken der Fall sein.« Er schlug das Kreuzzeichen und senkte kurz das Haupt, dann wies er zur Flügeltür hinter der Königstafel, durch die Edwards Kammerherr mit feierlichem Ernst das Podest betrat. Sidney beugte sich zur Herzogin von Northumberland hinab und flüsterte ihr eine Nachricht zu. Die Lady riss die Augen auf und sah den Kammerherrn ratsuchend an. Sidney schien ihr einen Vorschlag zu machen. Die Herzogin gab ein unsicheres Zeichen in Richtung einer kleinen Narrentruppe. Doch nicht einmal die Gecken schienen an diesem Hof bereit zu sein, ihr zu gehorchen. Henry Sidney schickte dem Zeichen der Lady ein aufforderndes Nicken hinterher.
    »Das Zeichen!«, flüsterte Scheyfve. »Gleich ist alles vorbei.«
    »Bringt Ihr mich dann endlich zu Samuel? Ich muss ihm helfen«, gab Lunetta hinter vorgehaltener Hand zurück.
    »Nicht nötig, er und Cass sind längst in Sicherheit. Sie dürften jetzt auf dem Weg zu Eurem Haus auf der London Bridge sein.«
    Lunetta richtete sich empört auf. »Scheyfve!«
    »Nicht so laut! Ihr werdet noch Gelegenheit genug haben, mir Euren Dank zu erweisen«, murmelte er heiter »Ah, endlich! Schaut nach vorn. Der Spaß beginnt!«
    Ein Narr löste sich aus der Truppe bei der Königstafel. Die Mienen seiner Kumpane verrieten, dass sie die Bohnenstange in Geckentracht für einen bedauernswerten Anfänger hielten. Das schien der Bohnenstange Anreiz genug zu sein, um von der Bühne zu hopsen und auf den nächstbesten Tisch zu springen. Er vertauschte Schüsseln, goss Wein über Köpfe, warf mit Brot um sich. Einige lachten gezwungen.
    »Nicht gerade originell«, knurrte Scheyfve. »Das muss er sich auf dem Markt von Newgate abgeschaut haben.« Der Narr machte unbeirrt weiter, dann winkte er die Musiker von der Galerie und scheuchte sie in die Mitte des Saales. Er tobte durch den Saal, riss Höflinge von den Bänken, zerrte und drängte sie zum Tanz. Auch Scheyfve griff er beim Kragen.
    Auch Lunetta wollte sich erheben. »Können wir jetzt?«
    »Nein, das ist mein Tanz«, wehrte Scheyfve ab.
    Hüpfend folgte er dem Narren in die Mitte des Saales und gebärdete sich zur Freude seiner Gegner wie ein tanzender Eichkater. Franzosen, Engländer, sogar sein eigener Nachfolger Renard spendeten ihm spöttischen Applaus, während andere Tänzer vor ihm zurückwichen und ihm das Feld überließen. Lunetta beobachtete alles mit wachsendem Misstrauen.
    »Was ist?«, rief Scheyfve munter. »Muss ich allein die Genesung von Englands König feiern?«
    Ein Spielmann nach dem anderen setzte sein Instrument ab und schaute fragend zur Tafel des Königs. Doch von dort kamen keine Anweisungen. Was sollte man tun?
    Scheyfve lud sich die Laute eines Musikanten aufs Knie und begann zu spielen. »Kennt Ihr das noch?«
    Zeitvertreib mit guten Freunden
    liebe ich und soll ich lieben,
    bis meine Zeit vorbei.
    Grolle, wer mir mag,
    doch keiner sag,
    solange es Gott gefällt,
    ich ganz so leb, wie ich es mag.
    Wie ein beleidigtes Kind brach er ab und schüttelte den Kopf. »Welch bedauerlicher Mangel an Begeisterung! Erinnert Euch. Dieses Lied hat Edwards Vater komponiert. Es ist eins seiner besten! Niemand hielt es zu seiner Zeit auf den Bänken, wenn er es sang. Der unvergleichliche Heinrich der Achte! Ein so fruchtbarer Mann! Er hat der Welt so überaus viel hinterlassen. Unter anderem drei prachtvolle Kinder!«
    Unbehagen machte sich breit, alles schaute fragend zur Herzogin von Northumberland. Sie saß starr wie eine Statue. Zögernd hoben einige Minister ihre Becher und riefen: »Heil den Kindern Heinrich Tudors!«
    »Lauter!« Scheyfve legte die Laute zur Seite und sprang in die Mitte des Saales. »Es lebe König Edward! Es lebe Maria und – so Gott will – auch Elisabeth Tudor.«
    Er hielt inne, um Atem zu schöpfen. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass die Musikanten auseinanderwichen. Endlich! Bei Gott, Master Enoch konnte tatsächlich eine Erlösung sein! Nie hätte er geglaubt, dass es ihn, Jehan Scheyfve, so viel Kraft kosten würde, sich zum Narren zu machen, um die Freiheit zu erlangen, bei Hof das zu sagen, was jeder wusste, aber niemand wahrhaben wollte, solange Dudley – der Lord aller Lügen – den Ton angab.
    Zwei Gardisten drängten sich schreiend an wiehernden Pferden und Kanonieren vorbei, die fluchend und schwitzend die zwölf Apostel – gewaltige Bombarden

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