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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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verzeihe Euch Euer gewaltsames Vorgehen, denn ich bin ein Mann des Friedens. Kein Engländer wünscht einen Bruderkrieg. Wir wollen hören, was Maria zu sagen hat. Sidney, lasst Wein bringen!«
    Bei Gott, dieser Mann war und blieb der Herr aller Lügen, dachte Scheyfve erbost, während Zimenes in vollendeter Verneigung vor Dudley versank. Er öffnete den Mund.
    »Ihr schweigt, bis wir endlich alle heil aus diesem Saal hinausgekommen sind!«, zürnte Lunetta. Sie wies mit dem Kopf zum Leichnam des Propheten. Sie sah Scheyfve aufgebracht an. »Reicht es Euch nicht, dass Eure Narrheiten diesen armen Teufel das Leben gekostet haben?«
    »Der Tod war eine Erlösung für ihn, glaubt mir.«
    »Wie könnt Ihr so verächtlich über einen solch bedauernswerten Mann reden!«
    »Ich kann alles erklären ...«
    »Nein.«

6.
    N EWGATE M ARKET
    D IENSTAG, 18. J ULI
    Seit dem Nachmittag läuteten alle Kirchenglocken. Wie überall in der City prasselten auch auf dem Markt von Newgate die Freudenfeuer. Fackeln knisterten und zischten wie zu grünes Holz. Riesige Fässer waren in der Mitte des Marktes aufgebockt, in endlosen Strömen floss roter und weißer Ratswein in Becher und Mäuler. Ganz London tanzte.
    »Ich weiß wirklich nicht, was du hier noch willst«, brummte Nat. »Du machst dich nur zum Narren.«
    »Das habe ich schon auf Dudleys Fest getan«, erwiderte der Page fröhlich. »Und es hat sich gelohnt. Scheyfve ist ein überaus großzügiger Dienstherr.« Stolz strich er sich über seine neue schwarz-gelbe Tracht mit einem gestickten Wappenadler. »Ach, es ist schon etwas anderes, im Dienst einer Königin zu stehen, als einem Herzog zu dienen.«
    »Noch is Maria nicht gekrönt, und Dudley is mit seinen Truppen im Norden.«
    Der Page winkte ab und spähte zwischen den Feuern nach Bess. »Pah! Scheyfve bekommt mit jedem Tag immer bessere Nachrichten. Die ganze Flotte ist von Dudley abgefallen, seine Soldaten desertieren, immer mehr Städte läuten für Heinrichs Tochter die Glocken und – was noch entscheidender ist –, wir Londoner haben sie zur Königin proklamiert, und Jane Grey sitzt im Tower.«
    »Weil sie auf ihre Krönung wartet, du Dummkopf! Außerdem bist du kein Londoner.«
    Der Page verdrehte die Augen. »Seit du deinen Propheten nicht mehr hast, begreifst du wirklich gar nichts mehr. Jane Grey wollte nie Königin werden, und länger als neun Tage war sie es auch nicht. Oh, ich glaube, da ist Bess! Ich habe ihr gezuckerte Veilchen mitgebracht. Scheyfve behauptet, dass Mädchen wie sie mit solchen Blumen mehr anfangen können als mit Rosen.«
    Nat verdrehte die Augen. »Na, der muss es wissen.«
    »In der Tat, in Liebesdingen ist mein Herr unschlagbar. Denk nur an Samuel, seinen letzten Sekretär. Er hat mir geraten, Bess hartnäckig den Hof zu machen, vor allem nachts. Ein wirklich großzügiger Mann.«
    Der Page strebte auf eine Gruppe von Tänzern zu und stellte bedauernd fest, dass die dralle Magd, die in ihrer Mitte einen Sprungtanz vorführte, nicht Bess war. Wo steckte sie nur? Sie ließ sich nur ungern ein Fest entgehen, und arbeiten brauchte sie nun wirklich nicht mehr. Zumindest nicht nachts. Sein Lohn war stattlich. Er wandte sich an Nat. »Ich werde sie in ihren Dachkammern suchen. Vielleicht schläft sie noch.«
    »Wers glaubt, wird selig«, murmelte Nat.
    »Wie?«
    »Ach nix. Tu, was du nicht lassen kannst.«
    Der Page machte sich frohgemut auf den Weg zu Bess’ Hurenschenke. Nat schlenderte lustlos zwischen den vergatterten Marktbuden herum. Newagte war einfach nicht mehr das, was es einmal gewesen war. Naja, zumindest für ihn. Schon erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnen konnte, in einem Haus zu leben, das nicht stank, in dem es satt zu essen gab und in dem die Zahl der Flöhe die der Bewohner nur wenig überstieg.
    Die van Bercks waren eine wirklich erstaunliche Familie. Er begriff auch, dass sie dem Propheten nicht nachtrauern konnten.
    Obwohl er ein Teil ihrer Familie gewesen war. Ein ziemlich finsterer. Zumindest als er noch nicht Enoch der Prophet, sondern Aleander von Löwenstein gewesen war, der Bruder von Lunettas Vater und der Inquisitor, der ihre Mutter wegen Ketzerei und dem Tarotspiel zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt hatte. Er hatte sogar versucht, den eigenen Bruder zu töten, um Titel und Vermögen der Familie zu erben. Später hatte er Lunetta verfolgt, in der Hoffnung, ihr das Geheimnis des Tarots zu entlocken, weil er darin einen Schlüssel zur Macht sah.
    Ja,

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