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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Verbindung einer Prinzessin mit einem ausländischen Prinzen wäre also das gesamte Inselreich in fremden Besitz übergegangen.
    Kein Wunder, dass Heinrich es im Laufe seines Lebens nicht aus schierer Lendenlust auf sechs Ehen bringt. Zweifelsohne hält er sich Mätressen, dies entbindet ihn jedoch nicht von der Pflicht, im Ehebett einen männlichen Erben zu zeugen. Getreu dem Motto »one heir, one to spare« – ein Erbe und einen Ersatzmann – wären dem Tudor-Monarchen mehrere lieber, um seine Dynastie zu sichern.
    Um diesem Ziel näher zu kommen, betreibt er ab 1526 die Scheidung von Katharina von Aragon, die ihm lediglich vier tot geborene Söhne und eine lebende Tochter geschenkt hat. 1533 heiratet er seine Geliebte Anne Boleyn und spaltet sein Inselreich 1534 endgültig vom Vikar Christi – dem Papst – ab. Als Oberhaupt der englischen Kirche kann sich Junker Heinz – wie Luther ihn geringschätzig nennt – die Annullierung der Ehe mit Katharina selbst gewähren und die Heirat mit Anne Boleyn für legitim erklären. Tochter Maria gilt fürderhin als unehelich geboren. Zu seinem Glück fehlt ihm nur noch der Sohn. Doch die schwangere Anne kommt mit Elisabeth nieder. Heinrichs Leidenschaft für seine zweite Frau versiegt nach einer weiteren Fehlgeburt im Januar 1536 endgültig. Zur Freude aller Katholiken lässt er Anne als Ehebrecherin anklagen und köpfen. Papsttreue Vertreter des englischen Adels haben Heinrichs Blicke längst auf die so lammgesichtige wie lammfromme Jane Seymour gelenkt, eine Fürsprecherin des alten Glaubens.
    1537 bringt sie als Heinrichs dritte Ehefrau den ersehnten Stammhalter zur Welt und ihre Familie gleichzeitig an die Spitze der Höflingshierarchie. Jane Seymour verstirbt zwölf Tage später, begleitet von hässlichen Gerüchten. So kursiert die Legende, Heinrich habe, als sich die Geburt verzögerte, einen lebensgefährlichen Kaiserschnitt verordnet, um den Sohn statt die Mutter zu retten. Es sind Katholiken, die dieses Gerücht verbreiten. Sie wissen, dass ihre Gegner unter Heinrichs Ministern nach einer protestantischen Stiefmutter für Edward Ausschau halten, um die Zukunft der Reformation zu sichern. Es scheint ratsam, Englands künftigen König früh in Misskredit zu bringen, um indirekt seine katholische Halbschwester Maria wieder als Thronkandidatin aufzubauen. Edwards Leben ist von Anfang an von höfischer Ränke und der Glaubensspaltung überschattet, die sein Vater angestoßen hat, aber nur halbherzig vollzieht.
    Heinrich schätzt die Vorteile einer Antipapst-Politik – neben dem Recht auf Scheidung schwemmt seine Kirchenreform das Vermögen des englischen Klerus in die Staatskassen. Eine protestantische Reformation des Glaubens hat er allerdings nie angestrebt. Im Herzen bleibt Heinrich Katholik und vor allem ein König, der nur Gott über sich duldet – solange dieser im Himmel verbleibt und sich nur zu Heinrichs Gunsten in irdische Belange einmischt.
    Jane Seymour ist vermutlich an inneren Blutungen gestorben. Medizinhistoriker sind überzeugt, dass Reste der Plazenta nicht vollständig entfernt wurden und dass sie Opfer eines zweifelhaften Privilegs geworden ist. Als Königin hatte sie das Recht auf männliche Geburtsbegleitung. Doch anders als die meisten Hebammen kennen sich nur wenige Ärzte der Tudor-Zeit mit dem Geburtsvorgang aus – dies liegt weit unter ihrer Würde. Zudem hat kein Mann das Recht, Hand an den Leib ihrer Majestät zu legen.
    Immerhin gelingt es den königlichen Ärzten, den kleinen Edward sicher durch die üblichen Kinderkrankheiten zu bringen oder sie zumindest nicht zu verschlimmern. Lange spricht alles dafür, dass der Stammhalter die Konstitution seines hünenhaften Vaters geerbt hat.
    Der deutsche Hofmaler Hans Holbein d. J. hat Edward im Alter von dreizehn Monaten porträtiert. Ein dickes, pausbäckiges Baby mit dem roten Haarschopf des Vaters. Heinrich ist ein stolzer, zeittypisch vor allem abwesender Vater und vor allem Dynast. Er bemüht sich, das Überleben des Thronfolgers zu sichern. Deshalb bringt er den Stammhalter abseits von London auf Landsitzen unter, die für gesunde Luft bekannt sind, sorgt für Badezimmer mit direkter Wasserzufuhr vom Fluss und erlässt penible Hygiene- und Pflegevorschriften für das Prinzenpersonal. Tägliches Putzen der Schlafkammer ist Pflicht.
    Zum Haushalt des jungen Prinzen gehört auch eine spezielle »Rocking-Maid«, die genaue Anweisung erhält, wie oft und wie lange das Wiegenkind zu

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