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Das Tartarus-Orakel

Titel: Das Tartarus-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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Lächeln, doch das zeigte er nur selten.
    Heute trug er ebenso wie die übrigen Mitglieder des Teams eine entschieden nichtmilitärische Uniform: eine strapazierfähige, karamelfarbene Segeltuchjacke, eine abgerissene Cargohose und mit Stahlkappen bewehrte Wanderstiefel von Salomon, die von den Spuren zahlreicher früherer Abenteuer gezeichnet waren.
    Seine Hände steckten in Handschuhen, doch wenn man genau hinschaute, konnte man am linken Ärmelbund seiner Jacke silbernen Edelstahl aufblinken sehen. Sein ganzer Unterarm samt der Hand war künstlich, eine mechanische Prothese. Wie es dazu gekommen war, wussten nur wenige Menschen; einer davon war Max Epper.
    West verfügte über ausgezeichnete Kenntnisse der Kriegskunst wie auch der Geschichte des klassischen Altertums. Auch kümmerte er sich fürsorglich um das ihm anvertraute Mädchen. Was also Jack West jr. betraf, war eines klar: Wenn jemand diesen unmöglichen Auftrag ausführen konnte, dann war er es.

    In diesem Moment stieß ein kleiner brauner Wanderfalke mit schrillem Schrei aus den Bäumen herab und landete leichtfüßig auf Wests Schulter – der hoch fliegende Vogel von vorhin. Mit scharfem, herrischem Blick beäugte er die Umgebung. Er hieß Horus.
    West nahm den Vogel gar nicht wahr. Er starrte nur gedankenverloren in das dunkle, quadratische Loch im Morast.
    Er wischte die Schlammschicht von der Kante ab, unter der eine in den Rand gemeißelte Hieroglyphe zum Vorschein kam:

    »Man begegnet sich wieder«, sagte er leise, an das Bildnis gewandt.
    Er drehte sich um. »Leuchtstab.«
    Man reichte ihm einen Leuchtstab, den er knickte und in das Loch warf.
    Das Licht fiel rund fünf Meter tief und leuchtete auf dem Weg nach unten einen röhrenartigen Steinschacht aus, bevor es mit einem leisen Aufklatschen im Wasser landete, in dem sich etwas regte – Etliche Krokodile. Nilkrokodile.
    Schnappend, knurrend und schnaubend krochen sie übereinander.
    »Noch mehr von Sobeks Gefolge«, sagte West. »Hübsch. Sehr hübsch.«
    In diesem Moment griff der Funker des Teams, ein hoch aufgeschossener Jamaikaner mit gebleichten Dreadlocks, pockennarbigem Gesicht und baumdicken Armen, beunruhigt an seine Kopfhörer. Sein richtiger Name lautete V. J. Weatherly, seine ursprüngliche Codebezeichnung Witch Doctor , aber hier nannte ihn jeder nur Fuzzy.
    »Huntsman«, sagte er, »die Europäer haben gerade das dritte Tor überwunden. Sie sind in der großen Kaverne. Jetzt schaffen sie eine Art Kran rein, um die unteren Ebenen zu überwinden.«
    »Mist …«
    »Es kommt noch schlimmer. Die Amerikaner haben gerade die Grenze überschritten. Sie stoßen hinter uns rasch vor. Eine starke Truppe: 400 Mann, Hubschrauber, Panzer, dazu sind trägergestützte Kampfflugzeuge auf dem Weg. Und die Bodentruppen werden von der CIEF angeführt.«
    Jetzt horchte West wirklich auf.
    Die CIEF – die Commander-in-Chief In Extremis Force, »Sief« ausgesprochen – war Amerikas beste Einheit für Spezialeinsätze; eine Truppe, die sich nur dem Präsidenten gegenüber verantworten musste und praktisch die Lizenz zum Töten hatte. Wie West aus Erfahrung wusste, wollte man nicht in der Nähe sein, wenn die CIEF anrückte.
    Er stand auf. »Wer hat das Kommando?«
    »Judah«, erwiderte Fuzzy mit unheilvollem Unterton.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er persönlich kommt. Verdammt. Wir sollten uns jetzt besser ranhalten.«
    West wandte sich an sein Team.
    »Na schön. Noddy – du übernimmst den Wachdienst. Alle anderen …«
    Er hakte einen sonderbar aussehenden Helm von seinem Gürtel und setzte ihn auf.
    »… es geht los.«

    Und so stiegen sie in die dunkle Tiefe hinab.
    Rasch.
    Ein stählerner Dreifuß wurde über dem röhrenartigen Schacht aufgebaut, und nacheinander seilten sich acht der neun Mann an einem daran befestigten Tau ab.
    Nur ein Mann, ein dunkelhaariger spanischer Einzelkämpfer – einst Matador genannt, jetzt Noddy – blieb oben und bewachte den Zugang.

    Der Einstiegsschacht

    West rutschte am Seil hinab und sauste an drei steil ansteigenden Querstollen vorbei, die vom Hauptschacht abzweigten.
    Sein Falke saß in einem Beutel an seiner Brust, und auf dem Kopf hatte er einen verbeulten und zerschrammten Feuerwehrhelm mit der Kennung »FDNY Precinct 17«. Der ramponierte Helm war mit einem halbrunden Visier zum Schutz der Augen und einer starken Stiftlampe auf der linken Seite bestückt. Die übrigen Mitglieder des Teams trugen ähnliche Helme, die mit Stablampen, Visieren

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