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Das Teehaus im Grünen

Das Teehaus im Grünen

Titel: Das Teehaus im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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die Mutter der Göre sie herschicken würde, um alles zu gestehen. Solche Vorfälle gab’s in Massen.«
    Lucy lachte. »Du hast dich wirklich nicht verändert!« Gleichzeitig wußte sie: Sie war froh, daß Vicky die alte geblieben war, trotz ihrer komischen Vorstellungen vom Wert der Wahrheit.
    »Naja. Was für einen Vorteil hat denn die Wahrheit, wenn sie die Menschen nur in Schwierigkeiten bringt? Außerdem ist es doch ganz lustig, wenn man in einer plötzlichen Eingebung einen netten kleinen Schwindel erfindet. Aber Tante Ellen dachte anders darüber. Es war eine elende Zeit!«
    »Aber hast du denn nicht irgendeine Schule besucht? Das war doch der eigentliche Anlaß, daß sie dich eingeladen haben!«
    Vicky besaß flinke und geschickte Hände und einen ausgezeichneten Verstand.
    »Das wollte ich ja auch. Ich fing dies und das an, aber ich kam nirgends zu einem Abschluß. Immer wieder wurde meine Tante krank und brauchte mich. Ich glaube freilich, der wahre Grund war der, daß sie in Aufregung waren wegen eines albernen Mannes.«
    Das glaubte Lucy auch. Vicky war immer von albernen Männern umschwirrt gewesen. »Dann hast du eigentlich überhaupt nicht gearbeitet?«
    »Nicht für meine Ausbildung; aber sonst hart genug. Meine Tante spielt gern die Leidende, und sie kann nie eine Hilfe finden. So war ich in erster Linie ihre Krankenschwester und Gesellschafterin. Dann kam die Todesnachricht von Daddy, und das machte alles noch komplizierter. Und niemand wollte mich erlösen.«
    Lucy nickte. Sie hatte von Tim O’Briens Tod gehört und wußte, daß das ein harter Schlag für Vicky gewesen war. Als sie sieben gewesen war, war ihre Mutter gestorben, und sie war das einzige Kind. Sie und ihr Vater waren gute Freunde gewesen, und als sie die Schule verlassen hatte, hatte sie ihm den Haushalt versorgt. Tim war ein charmanter Mann, fröhlich, aber unzuverlässig, und als er nach einer langen Party bei einem Autounfall ums Leben kam, wunderte sich niemand. Er hatte immer zuviel getrunken.
    »Arme kleine Vicky! Und da hast du dich entschlossen, nach Haus zurückzufahren?«
    »Ja, aber es war furchtbar schwierig, dort wegzukommen. Tante Ellen fiel von einer Krise in die andere. Mir blieb nichts übrig, als ein paar Briefe meines hiesigen Rechtsanwalts zu fälschen, des Inhalts, man brauche mich hier dringend, um Vaters Nachlaß zu ordnen. Zum Glück kannte ich einen Mann in einem Anwaltsbüro, und der hat sie für mich getippt. Sie sahen famos aus und taten ihren Dienst. Selbstverständlich gibt es gar keinen Nachlaß. Nur ein Haus, das nicht zu verkaufen ist.«
    »Warum hast du nicht einfach gesagt, du möchtest nach Hause?«
    »Das hätte sie doch gekränkt, und sie waren überzeugt, mich mit Liebe zu überschütten. Jedenfalls bin ich wieder da, und wir beide sind nicht länger getrennt.«
    »Und du bist schon seit zehn Tagen hier und hast mich nicht angerufen?«
    Vicky sah schuldbewußt drein. »Ich wollte es gerade tun.«
    Aber Lucy wußte, daß das nicht stimmte. Sie wartete wahrscheinlich auf einen guten Job, um sich anständige Kleider zu kaufen. Sie wollte sich Lucy nicht in ihren schäbigen Sachen zeigen und sie merken lassen, daß sie finanziell am Ende war.
    Lucy ging nicht weiter darauf ein und fragte: »Was machst du jetzt?«
    »Jobs verlieren«, erwiderte Vicky heiter. »Wenigstens habe ich heute morgen einen verloren.«
    »Was war das für eine Arbeit, und warum bist du sie losgeworden?«
    »Ich habe in einer Bücherei ausgeholfen. Wenig Gehalt, aber sehr viel Spaß. Bloß die erste Bibliothekarin war sehr streng und ernst.«
    »Und deshalb hast du nicht weitergemacht?«
    »Es gab viel Lärm um nichts. Ich hatte Mitleid mit einer Frau. Sie sah so arm aus, und es ging um ein teueres Buch. Ihr junger Hund hatte den Umschlag angeknabbert, und Mrs. Walsh verlangte, sie sollte ein ganzes Pfund bezahlen. Ich merkte, daß sie einfach nicht so viel hatte, und ich sollte an diesem Nachmittag mein Gehalt bekommen. Ich wollte das Geld dann gleich in die Geldschublade legen.«
    »Ich nehme an, du hast gesagt, sie hätte bezahlt?«
    »Warum nicht? Aber das blöde Weib zählte das Geld in der Kasse nach, ehe ich das Pfund hineintun konnte. Sie war fuchsteufelswild und faselte etwas von Rechtschaffenheit und so. Ich hasse solche Leute.«
    Lucy seufzte. Natürlich hätte Vicky das Geld ersetzt, statt die so dringend benötigten Handschuhe zu kaufen. Und sie hätte irgendeinen kleinen Schwindel erzählt, damit sich niemand

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