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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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für Schönheitsmittel; besonders geschulte Meister bearbeiteten dort Holz, Schmelzglas {51} und Elfenbein; dort schuf man herrliche Gewänder aus Leinen und widmete sich der erlesenen Kunst der Blumenbinderei. Von unablässiger Emsigkeit erfüllt, war der Harem ebenfalls ein Mittelpunkt des Unterrichts, in dem die für die Oberste Verwaltung auserkorenen Ägypter und Fremden sich bildeten. Neben den mit allerprächtigstem Geschmeide gezierten Damen gingen Handwerker, Lehrer sowie Verwalter ein und aus, welchen die Versorgung der Kostgänger mit frischen Lebensmitteln aufgetragen war. Richter Paser wurde früh am Morgen in den Hauptpalast eingelassen. Sein Stand erlaubte ihm, durch die Absperrung der Wachen zu dringen und sich mit Hattusas Kammerherrn zu besprechen. Letzterer nahm das Ansuchen des Richters entgegen und legte es seiner Herrin vor, die es zur Überraschung ihres Untergebenen nicht zurückwies. Der Amtmann wurde in einen Raum mit vier Säulen geleitet, dessen Wände mit Malereien, die Vögel und Blumen darstellten, verziert waren. Ein vielfarbener Bodenbelag verstärkte noch den Zauber des Ortes. Um Hattusa, die auf einem Thronsessel von vergoldetem Holz saß, flatterten zwei Leibdienerinnen. Sie hantierten mit Schminktöpfchen und -spateln und Duftschatullen, um schließlich den morgendlichen Putz mit der heikelsten Verrichtung, nämlich dem Anpassen der Perücke, zu beenden, der die Geschickteste noch, nachdem sie die unvollkommenen Locken zurechtgemacht hatte, falsche Strähnen anheftete.
    Die hethitische Prinzessin hatte die Dreißig überschritten, und ihre Kopfhaltung bekundete Verachtung; sie bewunderte ihre Schönheit in einem Spiegel, dessen Stiel einen Lotosstengel beschwor.
    »Ein Richter bei mir, zu einer derart morgendlichen Stunde! Es macht mich neugierig. Welches ist der Beweggrund Eures Besuchs?«
    »Ich möchte Euch gerne einige Fragen stellen.« Sie legte den Spiegel beiseite und entließ die Perückendienerinnen.
    »Sagt Euch eine Unterredung unter vier Augen zu?«
    »Aufs beste.«
    »Endlich ein wenig Zerstreuung! Das Leben ist so langweilig in diesem Palast.« Mit ihrer sehr weißen Haut, ihren langen und feinen Händen und den schwarzen Augen war Hattusa anziehend und beunruhigend zugleich. Eigensinnig, geistreich, beißend und lebhaft, kannte sie keinerlei Nachsicht mit ihrem jeweiligen Gegenüber und fand Gefallen daran, dessen Schwächen, Sprachfehler, ungeschicktes Verhalten oder körperliche Unvollkommenheiten zu brandmarken. Sie musterte Paser mit großer Aufmerksamkeit. »Ihr seid nicht der schönste Mann Ägyptens, indes kann eine Frau sich in Euch verlieben und Euch treu bleiben. Ungeduldig, leidenschaftlich, stets nur nach höchsten Zielen und Werten strebend … Ihr vereint schlimme Mängel in Euch. Und seid in einem Maße ernsthaft, ja beinahe ernst, daß Ihr Eure Jugend vergeudet.«
    »Erlaubt Ihr mir, Euch zu befragen?«
    »Ein kühner Schritt! Seid Ihr Euch Eurer Unverschämtheit bewußt? Ich bin eine der Gemahlinnen des Großen Ramses und könnte Euch noch in diesem Augenblick Eures Amtes entheben lassen.«
    »Ihr wißt genau, daß dies nicht stimmt. Ich würde meine Sache vor dem Gericht des Wesirs verteidigen, und Ihr würdet wegen Mißbrauchs Eurer Macht vorgeladen.«
    »Ägypten ist ein befremdliches Land. Nicht allein, daß seine Bewohner an das Recht glauben, sie achten es auch noch und wachen über seine Anwendung. Dieses Wunder wird nicht andauern.« Hattusa nahm den Spiegel wieder zur Hand, um die Locken ihrer Perücke eine nach der anderen zu begutachten.
    »Falls Eure Fragen mich belustigen, werde ich sie beantworten.«
    »Wer liefert Euch frisches Brot?« Die Hethiterin riß verdutzt die Augen auf. »Mein Brot sorgt Euch?«
    »Genauer gesagt, der Bäcker des Westufers, der für Euch zu arbeiten wünschte.«
    »Alle Welt will für mich arbeiten! Meine Großzügigkeit ist allseits bekannt.«
    »Gleichwohl liebt Euch das Volk nicht sonderlich.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit. Das Volk ist töricht, hier wie anderswo. Ich bin eine Fremde und stolz darauf, es zu bleiben. Dutzende von Dienern liegen mir zu Füßen, weil der König mir die Leitung dieses Harems, des blühendsten von allen, anvertraut hat.«
    »Und der Bäcker?«
    »Sucht meinen Kammerherrn auf, er wird Euch unterrichten. Falls dieser Bäcker Brot geliefert hat, werdet Ihr es erfahren. Ist dies so wichtig?«
    »Habt Ihr Kenntnis von dem Verhängnis, das sich am Sphinx von Gizeh zugetragen

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