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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dir den Tod verweigern.« Paser schauderte. »Ich werde geduldig sein.«
    »Deine Geduld wird sinnlos sein, da du ein Eidbrüchiger bist.« Der Richter fuhr auf. »Ihr, mein Meister, Ihr …«
    »Die Wahrheit ist hart.«
    »Ich habe mein Wort nicht gebrochen!«
    »Dein Gedächtnis läßt dich im Stich. Als du dein erstes Amt in Memphis annahmst, hast du einen Schwur abgelegt, dessen Zeuge ein Stein war. Schau dir die Wüste um uns herum an; aus diesem Stein sind Tausende geworden, er gemahnt dich an die heilige Verpflichtung, die du vor Gott, vor den Menschen und vor dir selbst eingegangen bist. Du wußtest es, Paser; ein Richter ist kein gewöhnlicher Mensch. Dein Dasein gehört dir nicht mehr. Vergeude es, verheere es, das ist ohne Bedeutung; der Eidbrüchige ist dazu verdammt, unter den haßerfüllten Schatten zu irren, die sich gegenseitig zerfleischen.« Paser bot seinem Meister die Stirn. »Ich kann nicht ohne sie leben.«
    »Du mußt dein Amt als Richter erfüllen.«
    »Ohne Freude und ohne Hoffnung?«
    »Die Gerechtigkeit nährt sich nicht von Gemütszuständen, sondern von Rechtschaffenheit.«
    »Neferet zu vergessen, ist unmöglich.«
    »Erzähle mir von deinen Ermittlungen.« Das Rätsel des Sphinx, der fünfte Altgediente, Heerführer Ascher, das geraubte Korn … Paser faßte die Tatsachen zusammen, verhehlte weder seine Unsicherheiten noch seine Zweifel. »Du, ein schlichter Amtmann, der sich tief unten auf der hierarchischen Leiter befindet, bist mit außergewöhnlichen Angelegenheiten befaßt, die das Schicksal dir anvertraut hat. Sie reichen weit über deine Person hinaus und betreffen vielleicht die Zukunft ganz Ägyptens. Wirst du gewöhnlich genug sein, sie zu vernachlässigen?«
    »Ich werde handeln, da Ihr es so wünscht.«
    »Deine Stellung verlangt es. Glaubst du denn, die meine sei leichter?«
    »Ihr werdet bald in den Genuß der Ruhe des Inneren Tempels kommen.«
    »Nicht seiner Ruhe, Paser, sondern seines ganzen Lebens. Gegen meinen Wunsch hat man mich zum Hohenpriester von Karnak benannt.« Des Richters Gesicht hellte sich auf. »Wann werdet Ihr den Goldenen Ring erhalten?«
    »In einigen Monaten.«
    Zwei Tage lang hatte Sethi in ganz Memphis nach Paser gesucht. Er wußte, daß der Richter verzweifelt genug war, um seinem Leben ein Ende zu bereiten. Dann endlich erschien Paser in der Amtsstube mit von der Sonne gerötetem Gesicht. Sethi zog ihn sogleich in ein gewaltiges, von Kindheitserinnerungen beseeltes Saufgelage. Am Morgen danach badeten sie im Nil, ohne indes den dumpfen Kopfschmerz vertreiben zu können, der ihnen in den Schläfen pochte.
    »Wo hast du dich versteckt?«
    »Ich habe mich zum Nachsinnen in die Wüste begeben. Branir hat mich zurückgebracht.«
    »Was hast du nun tatsächlich entschieden?«
    »Selbst wenn der Weg glanzlos und grau ist, werde ich meinen Richterschwur achten.«
    »Das Glück wird sich einstellen.«
    »Du weißt, daß das nicht stimmt.«
    »Wir werden gemeinsam kämpfen. Womit fängst du an?«
    »Theben.«
    »Ihretwegen?«
    »Ich werde sie nicht wiedersehen. Ich muß mir Klarheit über diesen Getreideschwarzhandel verschaffen und den fünften Altgedienten aufspüren. Seine Zeugenaussage wird wesentlich sein.«
    »Und falls er tot ist?«
    »Dank Branir bin ich sicher, daß er sich versteckt hält. Sein Zauberstab irrt sich nicht.«
    »Es könnte langwierig werden.«
    »Überwache Ascher, erforsche sein Tun und Handeln, versuche, einen Schwachpunkt zu entdecken.«
     
    Sethis Streitwagen wirbelte eine Sandwolke auf. Der neuernannte Offizier stimmte ein wüstes Lied an, das die Untreue der Frauen rühmte. Sethi war zuversichtlich; selbst wenn Paser ein Nervenbündel blieb, würde er sein Wort nicht brechen. Bei der ersten Gelegenheit würde er ihn mit einem fröhlichen Weibsstück bekannt machen, das seinen Trübsinn zu vertreiben wüßte.
    Ascher würde der Gerechtigkeit nicht entgehen, so mußte auch Sethi nun Gerechtigkeit widerfahren lassen.
    Der Streitwagen fuhr zwischen den beiden Wegsteinen durch, welche den Eingang des Anwesens anzeigten. Die Hitze war derart drückend, daß die meisten Bauern sich im Schatten ausruhten. Vor dem Gutsgebäude bahnte sich ein Unheil an; ein Esel hatte soeben seine Last abgeworfen. Sethi hielt an, sprang ab und stieß den Eseltreiber zur Seite, der bereits seinen Stock hochreckte, um das Tier zu bestrafen. Der Offizier brachte den verschreckten Vierhufer zum Stehen, indem er ihn an den Ohren festhielt, und beruhigte

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