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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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darüber zu erfahren, das ist nur verständlich. Kann ich mit Eurer Verschwiegenheit rechnen?«
    Der Richter beherrschte sich.
    »Eine meiner Schülerinnen, Neferet, hat Fehler begangen, die ich gebührend bestraft habe. In Theben hätte sie sich in umsichtiger Zurückhaltung üben und sich fachkundigeren Standesbrüdern anheimstellen sollen. Sie hat mich sehr enttäuscht.«
    »Neuerliche Verfehlungen?«
    »Zusehends bedauerlichere falsche Schritte. Unbeaufsichtigte Tätigkeit, ungeziemliche Verordnungen, eine eigene Arzneiwirkstätte.«
    »Ist das ungesetzlich?«
    »Nein, doch Neferet verfügte nicht über die Mittel, sich niederzulassen.«
    »Die Götter waren ihr gewogen.«
    »Nicht die Götter, Richter Paser, sondern eine Frau liederlichen Lebenswandels namens Sababu, die aus Memphis stammende Wirtin eines Hauses des Bieres.«
    Angespannt und ernst hoffte Neb-Amun auf ein Zeichen der Entrüstung. Paser wirkte gleichgültig.
    »Die Lage ist sehr besorgniserregend«, bekräftigte der Oberste Arzt. »Eines nahen oder fernen Tages wird irgendjemand die Wahrheit entdecken und ehrbare Heilkundige beschmutzen.«
    »Euch selbst, beispielsweise?«
    »Ganz sicher, da ich doch Neferets Lehrer war! Ich kann eine solch drohende Gefahr nicht länger hinnehmen.«
    »Dafür habe ich Verständnis, jedoch erfasse ich nur schwer meine Rolle hierbei.«
    »Ein unauffälliges, doch entschiedenes Einschreiten würde diese Verdrießlichkeit beseitigen. Da Sababus Haus des Bieres unter Eure Zuständigkeit fällt, da sie in Theben unter falschem Namen arbeitet, wird es Euch nicht an Anklagepunkten mangeln. Droht Neferet mit äußerst schweren Ahndungen, falls sie an ihren unüberlegten Unternehmungen festhält. Die Warnung wird sie zu einer bäuerlichen Heilkunde nach ihrem Maß zurückbringen. Selbstverständlich erbitte ich keine unentgeltliche Hilfe. Eine Laufbahn ist im Werden; ich verschaffe Euch eine gute Gelegenheit, in der Hierarchie emporzukommen.«
    »Dafür bin ich empfänglich.«
    »Ich wußte, daß wir uns verstehen würden. Ihr seid jung, klug und ehrgeizig, im Unterschied zu so vielen Eurer Berufsgenossen, die derart kleinlich auf dem Buchstaben des Gesetzes bestehen, daß sie darüber den gesunden Menschenverstand vergessen.«
    »Und wenn ich scheitere?«
    »Dann werde ich Anzeige gegen Neferet einreichen, Ihr werdet dem Gericht vorsitzen, und wir werden die Geschworenen auswählen. So weit möchte ich allerdings nicht gehen müssen; zeigt Euch überzeugend.«
    »Ich werde es nicht an Mühe fehlen lassen.« Entspannt beglückwünschte sich Neb-Amun zu seinem Schritt. Er hatte den Richter doch richtig eingeschätzt.
    »Ich bin hocherfreut, an die rechte Tür geklopft zu haben. Unter Leuten von Rang ist es leicht, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.«
     
    Theben, die Göttliche, in der ihm das Glück und das Unglück begegnet waren. Theben, die Betörende, in der sich die Pracht der Morgenröten mit dem Zauber der Abende verbündete. Theben, die Unerbittliche, zu der ihn das Schicksal auf der Suche nach einer Wahrheit zurückführte, die wie eine verschreckte Eidechse entfloh. Und dann, auf dem Fährkahn, erblickte er sie.
    Sie kehrte vom Ostufer heim, er setzte über, um sich in das Dorf zu begeben, in dem sie ihre Heilkunst ausübte. Entgegen seinen Befürchtungen stieß sie ihn nicht zurück.
    »Meine Worte waren nicht leichtfertig. Niemals hätte dieses Wiedersehen stattfinden sollen.«
    »Habt Ihr mich ein wenig vergessen?«
    »Nicht einen Augenblick.«
    »Ihr peinigt Euch.«
    »Welche Wichtigkeit hat das für Euch?«
    »Euer Leid betrübt mich. Haltet Ihr es für nötig, es noch zu steigern, indem Ihr mir erneut begegnet?«
    »Es ist der Richter, der sich an Euch wendet, einzig und allein der Richter.«
    »Wessen werde ich beschuldigt?«
    »Die Großzügigkeiten einer Dirne anzunehmen. Neb-Amun verlangt, daß sich Eure Tätigkeiten auf das Dorf beschränken und Ihr die ernsten Fälle Euren Berufsgenossen überweist.«
    »Ansonsten?«
    »Ansonsten wird er danach streben, Euch wegen Unsittlichkeit bestrafen zu lassen, Euch also die Ausübung der Heilkunde zu verbieten.«
    »Ist die Drohung ernst zu nehmen?«
    »Neb-Amun ist ein Mann mit Einfluß.«
    »Ich bin ihm entwischt, und er duldet es nicht, daß ich ihm widerstehe.«
    »Zieht Ihr es vor, die Waffen zu strecken?«
    »Was würdet Ihr von meinem Verhalten denken?«
    »Neb-Amun baut auf mich, Euch zu überreden.«
    »Er kennt Euch schlecht.«
    »Das ist unser

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