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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ist?«
    »Wenn er gestorben wäre, hätte ich es mit meiner Wünschelrute gespürt.«
    »Da er heimlich untergetaucht ist und somit auf seinen Ruhesold verzichtet hat, ist er genötigt, für sein Überleben zu arbeiten. Kanis Nachforschungen waren planvoll und gründlich, jedoch ergebnislos.« Von der Terrasse aus schaute Paser auf Memphis. Mit einem Mal schien ihm der lautere Frieden der großen Stadt bedroht, als legte sich eine heimtückische Gefahr über sie. Falls Memphis betroffen war, würde Theben bald erliegen, und schließlich das ganze Land. Von einem Unwohlsein übermannt, setzte er sich.
    »Auch du nimmst es wahr.«
    »Welch grauenhaftes Gefühl!«
    »Es verstärkt sich.«
    »Sind wir nicht Opfer einer Täuschung?«
    »Du hast das Übel tief in deinem Innern gespürt. Zu Anfang, es ist schon einige Monate her, glaubte ich an einen Wahntraum. Es ist zurückgekehrt, immer häufiger und immer bedrückender.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Eine Geißel, deren Wesen uns noch unbekannt ist.« Der Richter schauderte. Sein Unwohlsein ließ nach, doch sein Körper bewahrte die Erinnerung daran. Ein Wagen hielt vor dem Haus. Sethi sprang heraus und stieg zum ersten Stock hinauf. »Scheschi ist als gebürtiger Beduine vor Jahren Ägypter geworden! Ich verdiene doch wohl ein Bier? Vergebt mir, Branir, ich habe es versäumt, Euch zu begrüßen.«
    Paser bediente seinen Freund, der sich ausgiebig erfrischte. »Während ich von der Grenzfeste zurückfuhr, habe ich nachgedacht. Qadasch ist Libyer; Scheschi ein Beduine syrischer Herkunft, Hattusa eine Hethiterin! Alle drei sind Fremde. Qadasch ist ein ehrbarer Zahnheilkundiger geworden, gibt sich jedoch wollüstigen Tänzen mit seinen Landesgenossen hin; Hattusa mag ihr neues Dasein nicht und bewahrt ihre ganze Zuneigung für ihr Volk: Scheschi, der Einzelgänger, betreibt befremdliche Forschungen. Da haben wir die Verschwörung! Hinter ihnen steht Ascher und lenkt sie.«
    Branir hüllte sich in Schweigen. Paser fragte sich, ob Sethi nicht soeben die Lösung des Rätsels geliefert hatte, das sie so ängstigte. »Du gehst zu schnell zu Werke. Wie könnte man sich irgendeine Verbindung zwischen Hattusa und Scheschi, zwischen ihr und Qadasch vorstellen?«
    »Haß auf Ägypten.«
    »Sie verabscheut Ascher.«
    »Was weißt du schon?«
    »Sie hat es mir versichert, und ich habe ihr geglaubt.«
    »Leg deine Arglosigkeit ab, Paser, deine Einwände sind kindisch! Sei unvoreingenommen, und du wirst ohne Zögern deine Schlüsse ziehen. Hattusa und Ascher sind die denkenden Köpfe, Qadasch und Scheschi die Ausführenden. Die Waffen, die der Metallkundler fertigt, sind nicht für unser Heer bestimmt.«
    »Eine Empörung?«
    »Hattusa wünscht einen feindlichen Einfall, Ascher setzt ihn ins Werk.«
    Gespannt, sein Urteil zu vernehmen, wandten Sethi und Paser sich Branir zu.
    »Ramses’ Macht ist nicht geschwächt. Ein Versuch dieses Ausmaßes wäre zum Scheitern verurteilt.«
    »Und dennoch bahnt er sich an!« meinte Sethi. »Wir müssen handeln, diesen Aufruhr im Keim ersticken. Wenn wir auf dem Rechtswege ein Verfahren gegen sie einleiten, werden sie Angst bekommen, da sie sich enttarnt wüßten.«
    »Falls unsere Beschuldigungen als unbegründet und verleumderisch bewertet werden, würden wir schwer bestraft, und sie hätten freie Bahn. Wir müssen zielgenau und hart zuschlagen. Wenn wir den fünften Altgedienten zur Hand hätten, wäre Heerführer Aschers Glaubwürdigkeit zutiefst erschüttert.«
    »Willst du erst das Unheil abwarten?«
    »Gib mir eine Nacht zum Überlegen, Sethi.«
    »Nimm dir ein Jahr Zeit, wenn du es wünschst! Du bist nicht mehr in der Lage, ein Gericht zusammenzurufen.«
    »Diesmal«, sagte Branir, »kann Paser meine Wohnung nicht mehr zurückweisen. Er muß seine Schulden tilgen und sein Amt schnellstmöglich wieder ausüben.«
     
    Paser ging allein durch die Nacht. Das Leben packte ihn an der Kehle, nötigte ihn, seine Aufmerksamkeit ganz auf die Windungen und Schlingen einer Verschwörung zu richten, deren Tragweite sich ihm Stunde um Stunde deutlicher erschloß, während er doch an die geliebte und unerreichbare Frau denken wollte. Er entsagte seinem Glück, der Gerechtigkeit jedoch nicht.
    Sein Schmerz machte ihn reifer; eine Kraft im tiefsten Innern seiner selbst weigerte sich zu erlöschen. Eine Kraft, welche er in den Dienst all der Wesen stellen wollte, die er innig liebte. Der Mond, »der Kämpfer«, war ein Messer, das das Gewölk durchschnitt,

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