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Das Testament der Götter

Das Testament der Götter

Titel: Das Testament der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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darüber verdutzt und entrüstet gab. »Einen Verdacht?«
    »Ich wage nicht, ihn auszusprechen.«
    »Ich bitte Euch darum!«
    »Man hat mich verfolgt.«
    »Habt Ihr Euren Verfolger erkannt?«
    »Nein.«
    »Könnt Ihr ihn beschreiben?«
    »Unmöglich.«
    »Bedauerlich. Meine Untersuchung wird nicht einfach sein.«
    »Das verstehe ich.«
    »Wie alle anderen Vorsteher der Ordnungskräfte des Bezirks habe ich eine Nachricht für Euch erhalten. Euer Gerichtsschreiber sucht Euch überall.«
    »Grund?«
    »Wurde nicht genannt. Er bittet Euch, schnellstmöglich nach Memphis zurückzukehren. Wann brecht Ihr auf?«
    »Nun ja … morgen.«
    »Wünscht Ihr einen Geleitschutz?«
    »Kem wird mir genügen.«
    »Wie Ihr beliebt, aber seid vorsichtig.«
    »Wer würde es wagen, sich an einem Richter zu vergreifen?«
     
    Der Nubier hatte sich mit einem Bogen, Pfeilen, einem Schwert, einem Knüttel, einem Speer und einem mit Ochsenleder bezogenen und beschlagenen Holzschild bewaffnet, kurzum, mit der mustergültigen Ausrüstung eines vereidigten Ordnungshüters, der heikle Aufgaben auszuführen für fähig befunden war. Der Babuin begnügte sich wie immer mit seinen Reißzähnen.
    »Wer hat diese neue Bewaffnung bezahlt?«
    »Die Händler vom Markt. Mein Pavian hat die Mitglieder einer Räuberbande, die mehr als ein Jahr ihr Unwesen trieb, einen nach dem anderen festgenommen. Die Händler legten Wert darauf, mir zu danken.«
    »Habt Ihr die Erlaubnis von Seiten der Obrigkeit der thebanischen Ordnungskräfte erhalten?«
    »Meine Waffen sind aufgenommen und mit Kennzahlen versehen, ich bin im reinen.«
    »Eine Verdrießlichkeit in Memphis, wir müssen heimkehren. Und der fünfte Altgediente?«
    »Auf dem Markt hat niemand etwas gehört von ihm. Und Ihr?«
    »Nichts.«
    »Er ist tot, wie die anderen.«
    »Wenn dem so ist, weshalb wurde dann mein Zimmer durchstöbert?«
    »Ich weiche keinen Fingerbreit mehr von Eurer Seite.«
    »Ihr steht unter meinem Befehl, erinnert Euch.«
    »Meine Aufgabe besteht darin, Euch zu beschützen.«
    »Wenn ich es für notwendig erachte. Wartet hier auf mich und macht Euch reisefertig.«
    »Sagt mir wenigstens, wohin Ihr geht.«
    »Ich werde nicht lange fortbleiben.«
    Neferet wurde zur Königin eines abgeschiedenen Dorfes des Westufers von Theben. Der ständigen Anwesenheit einer Heilkundigen teilhaftig zu sein, stellte für die kleine Gemeinde ein unschätzbares Geschenk dar. Der freundliche Einfluß der jungen Frau bewirkte Wunder; Kinder und Erwachsene hörten auf ihren Rat und brauchten Krankheit nicht mehr zu fürchten. Neferet bestand auf einer peinlichen Einhaltung der allen bekannten, doch manchmal vernachlässigten Richtlinien der Krankheitsverhütung und Sauberkeit: häufiges Händewaschen, vor jedem Mahle zwingend, tägliches Schwallbad, Waschung der Füße vor Betreten eines Hauses, Reinigung des Mundes und der Zähne, regelmäßiges Scheren der Körper- und Schneiden der Haupthaare, Verwendung von Salben, Mitteln für Schönheit und gegen Körpergeruch auf der Grundlage von Karobe. Bei den Armen wie den Reichen bediente man sich einer Masse aus Sand und Fett; wenn man dieser Natron zufügte, säuberte und läuterte sie die Haut.
    Auf Pasers Beharrlichkeit hin hatte Neferet eingewilligt, am Nilufer entlang zu wandeln. »Seid Ihr glücklich?«
    »Ich glaube, nützlich zu sein.«
    »Ich bewundere Euch.«
    »Andere Heilkundige würden Eure Achtung verdienen.«
    »Ich muß Theben verlassen. Man ruft mich nach Memphis zurück.«
    »Wegen dieser befremdlichen Angelegenheit?«
    »Mein Gerichtsschreiber hat sich nicht dazu geäußert.«
    »Seid Ihr vorangekommen?«
    »Der fünfte Altgediente bleibt unauffindbar. Falls er einer dauerhaften Beschäftigung am Westufer nachgegangen wäre, hätte ich es erfahren. Meine Untersuchung verläuft sich.«
    Der Wind wechselte, der Frühling wurde milder, wärmer. Bald würde der Sandwind wehen; für mehrere Tage würde er die Ägypter zwingen, sich in ihren Häusern zu vergraben. Überall erblühte die Natur. »Werdet Ihr wiederkommen?«
    »So bald als möglich.«
    »Ich spüre, daß Ihr besorgt seid.«
    »Man hat meine Kammer durchwühlt.«
    »Man wollte Euch sicher einschüchtern.«
    »Man hat geglaubt, ich besäße ein wichtiges Schriftstück. Jetzt weiß man, daß es nicht so ist.«
    »Geht Ihr nicht zu viele Gefahren ein?«
    »Wegen meiner Unfähigkeit begehe ich zu viele Fehler.«
    »Seid weniger unerbittlich gegen Euch selbst; Ihr habt Euch nichts

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