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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Montana emporsteigt. Diese Linie kommt in kurzer Entfernung am Nationalpark vorbei, dessen Gebiet zum kleineren Theile den ersten beiden Staaten, zum größeren Theile dem letztgenannten Staate angehört.
    Die Entfernung von Cheyenne nach Ogden beträgt nur fünfhundertfünfzehn Meilen (828 3 / 4 Kilometer), und die von Ogden nach Monida, der dem Nationalpark am nächsten gelegenen Station, nur vierhundertfünfzig Meilen (724 Kilometer), die ganze Strecke ist also noch nicht tausend Meilen lang. Aus dem Vorstehenden ergiebt sich, daß Max Real, der auf kürzestem Wege den nordwestlichen Theil von Wyoming erreichen wollte, dieser zweiten Linie den Vorzug geben mußte, die, wenn er sie eine kleine Strecke weiter verfolgte, ihm auch zum Besuche Ogdens Gelegenheit bot.
    Noch am Abend – ebenso unerkannt bei ihrer Abreise wie bei ihrer Ankunft – bestiegen Max Real und Tommy den Zug und durchflogen die langen sumpfigen Ebenen von Laramie in ungestörtem Schlafe bis zur Station Benton City, einer jener Städte, die im Far West wie Pilze aus der Erde aufschießen und zuerst meist recht ungesund sind, bald aber durch die schnell fortschreitende Bodencultur entgiftet werden. Ohne daß die beiden Reisenden wieder erwacht wären, ließ der Zug längs des Bettes der Muddy Fork Laramie, Rawlins, Halville, Granger, Separation, die Buttes-Noires und den Green River hinter sich, der sich mit dem Grand River vereinigt und den Colorado bildet, gelangte nach der Station Aspen an der Grenze von Utah, drang auf das Gebiet dieses Territoriums ein und hielt am Morgen des 17. in Ogden.
    Hier sendet die Union Pacific, wie schon erwähnt, vor der Umkreisung des Großen Salzsees, nach Westen zu eine vierhunderfünfzig Meilen lange Seitenlinie bis Helena City aus. Von demselben Punkte aus verläuft noch eine zweite nach Süden, die Ogden mit der Great Salt Lake City verbindet, mit der Hauptstadt des Staates, der großen Mormonenansiedelung, die so viel, doch nicht immer zu ihrem Vortheil, von sich reden gemacht hat.
    Mit einem kleinen Umweg von sechsunddreißig Meilen hätte Max Real diese berühmteste unter allen Binnenstädten des Westens besuchen können. Er sah dennoch davon ab, schon im Hinblick auf die Möglichkeit, daß die Wechselfälle der Partie ihn noch einmal nach der Stadt der Heiligen der letzten Tage, nach dem Ehefrauenparadies Brigham Young’s und seiner mehrfach beweibten Glaubensgenossen führen könnten.
    Der 17. Mai diente ihm nur dazu, bis Idaho zu gelangen. Der Zug rollte dabei im Osten der Grenze von Wyoming längs des Fußes der Bear River Mountains hin, kam an den Utah Hot Springs (heißen Quellen von Utah) vorüber und überschritt bei Oxford die Grenze von Idaho.
    Dieses gehört zu dem Becken der Columbia. Reich an Bodenschätzen, lockt es eine lärmende Menge von Goldwäschern heran, doch siedelten sich auch immer mehr Landwirthe daselbst an, die die südlichen Ebenen in naher Zukunft in ertragreiches Ackerland verwandelt haben dürften. Die jetzt zweitausendfünfhundert Einwohner zählende Boise City ist die Hauptstadt des Territoriums, das auch noch verschiedene Reservationen umschließt, die den Schwarzfüßen, den Lochnasen und den Aleneherzen-Indianern überlassen sind. Außerdem leben hier noch zahlreiche Chinesen inmitten der Bevölkerung von Weißen.
    Montana wieder ist, wie schon sein Name andeutet, ein bergerfülltes Land. Eines der größten der Union, ungeeignet für den Landbau, dagegen sehr geeignet für die Viehzucht, ist es auch reich an Gold-, Silber-und Kupferlagern. Unter allen Staaten ist es der, in dem die Indianer des Far West die ausgedehntesten, ihnen reservierten Gebiete bewohnen, vor allem die Stämme der Plattköpfe, der Dickbäuche, der Raben, Modoks, der Cheyennen und Assiniboinen, deren unbequeme Nachbarschaft der Amerikaner freilich mit recht scheelen Augen ansieht.
    Virginia City, die Hauptstadt des Staates, schien anfänglich ebenso aufblühen zu sollen, wie so viele andere Städte in den Gebieten des Westens. Heute ist sie hinter Butte City und Helena auffällig zurückgeblieben, obwohl auch bei der ersten dieser zwei wieder eine Abnahme der Bevölkerung zu beobachten ist.
    Selbstverständlich giebt es schnelle und bequeme Beförderungsmittel zwischen dem Nationalpark und der Station Monida, wo der erste Partner den Zug verließ, und diese werden sich noch vermehren, je nachdem der Strom von Touristen aus der Alten und der Neuen Welt anschwillt, die von der Bundesregierung

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