Das Testament eines Excentrischen
herrlicher Gedanke des wackeren Herrn Hypperbone, uns dahin zu schicken…
– Das hat er nicht gethan, Jovita, sondern die Würfel mit ihren als zwölf geltenden Augen…
– Ich bitte Dich… er wär’ es also nicht gewesen, der die Mammuthhöhlen im Staate Kentucky ausgewählt hätte? Ich würde ihm dafür Dank wissen, mein Leben lang, und auch so lange er immer leben möchte, wenn er nicht schon im Oakswoods-Friedhofe schlummerte! Freilich, wäre er nicht in der anderen Welt, so könnten wir jetzt nicht um seine Hinterlassenschaft wettlaufen. Doch nochmals, wann reisen wir ab?
– Sobald Du willst…
– Also… morgen früh…
– Einverstanden… indeß, setzte Lissy Wag hinzu, wir sollten doch wohl Herrn Marshall Field erst noch einen Besuch abstatten…
– Ja, da hast Du recht, Lissy.«
Bei Gelegenheit dieses Besuches überbot sich Marshall Field ebenso wie das Personal seiner Magazine fast in Glückwünschen und ermunternden Worten für die fünfte Partnerin und deren von ihr unzertrennliche Gefährtin.
Am folgenden Morgen entführte ein Schnellzug, auf einer Fahrt von hundertdreißig Meilen (209 Kilometer), die beiden Reisenden durch Illinois nach Danville, nahe der Westgrenze von Indiana. Am Nachmittag überschritten sie diese Grenze und verließen den Zug zur Zeit des Mittagsessens in Indianopolis, der hundertzwanzigtausend Bewohner zählenden Hauptstadt des Staates.
An Stelle Jovita Foley’s und ihrer Gefährtin hätte Harris T. Kymbale sicherlich einige Zeit darauf verwendet, diesen Staat etwas näher kennen zu lernen, wo man die Ausrottung der Eingeborenen schon seit dem letzten Jahrhundert anfing und in dem französische Colonisten mehrfach Niederlassungen gegründet haben. Jovita Foley glaubte sich aber auf Indianopolis beschränken zu sollen, das der White River durchströmt, ehe er sich in den Wabash ergießt. Indianopolis ist übrigens eine der bestverwalteten Städte der Union, die sich vor allem durch größte Sauberkeit auszeichnet.
In dem recht guten Hôtel, das die beiden Reisenden bezogen, verwechselte man sie, als sie ihre Namen angegeben hatten, häufig miteinander, jedenfalls weil in dem großen, im Gange befindlichen Spiele Jovita Foley weit mehr eine Rolle zu spielen geschaffen schien, als die bescheidene Lissy Wag.
Am 29. um acht Uhr fünfzehn fuhren sie mit dem ersten Zuge nach Louisville, das am linken Ufer des Ohio an der Grenze zwischen Indiana und Kentucky, d. h. des Staates liegt, der am eifrigsten für die Aufhebung der Sclaverei eingetreten war. Um elf Uhr neunundfünfzig war ihre Reise beendigt.
Man hätte Jovita Foley nun getrost sagen können, daß Kentucky einen Besuch verdiene, weil es, vorzüglich seit Louisiana ihm die Mündungen des Mississippi abgetreten hat, einer der reichsten Staaten der Union sei, ihre Antwort hätte doch nur gelautet: Mammuthhöhlen! – daß es für Ackerbau und Viehzucht ganz besonders geeignet sei, die besten Pferde in ganz Amerika und den dritten Theil des Tabaks der Vereinigten Staaten liefere, sie hätte doch nur: Mammuthhöhlen! geantwortet, – daß es die größten Industriestädte längs des Ohio und Kohlengruben im Gebiet der Alleghanyberge besitze, sie hätte unverändert nur das Wort: Mammuthhöhlen! darauf erwidert. Völlig gefangen genommen von jenen berühmten Grotten, dachte Jovita Foley nicht einmal mehr an Covington und Newport,. die beiden zu Kentucky gehörigen Vororte von Cincinnati, die schon Tom Crabbe und John Milner besucht hatten, nicht an Middlesborough, das auf bestem Wege ist, eine große Stadt zu werden, auch nicht an Frankfort, die heutige, oder an Lexington, die ehemalige Hauptstadt des Staates. Und doch ist die letztere so schön mit ihrem Netze breiter Straßen, ihrem grünen Laubwerk mit der köstlichen Kühle darunter, mit ihrer im ganzen Süden berühmten Universität und ihrem im besten Rufe stehenden Hippodrom, auf dem das erlesenste Pferdematerial der Neuen Welt zu starten pflegt. Was bedeutete freilich dieses Hippodrom bei seinem beschränkten Umfang gegenüber dem ungeheueren Rennplane der amerikanischen Republik, auf dem jetzt die Theilnehmer am Match Hypperbone unter den sieben Farben des Regenbogens um den großen Preis kämpften?
Am heutigen Nachmittag beschränkten sich die beiden Freundinnen darauf, die schönsten Bezirke von Louisville zu besuchen und die achthundertzwölf Toisen lange, den Ohio überspannende Brücke zu überschreiten, die die Stadt mit ihren zum Territorium
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