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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Indiana gehörigen Vororten New Albany und Jefferson verbindet, mit denen zusammen sie zweimalhunderttausend Seelen zählt. Dagegen vermieden die beiden jungen Mädchen die Industrieviertel mit ihren zahlreichen Werkstätten, Tabakfabriken, Rauchwaarenzurichtereien, Spinnereien, Destillieranstalten, den Werften für den Bau von Flußschiffen und den Fabriken für den von landwirthschaftlichen Maschinen.
    Louisville liegt übrigens auf einem Plateau mit fast senkrecht abfallender Wand etwa hundert Fuß über dem Ohio. Von der Stadt aus umfaßt der Blick deshalb den unregelmäßigen Verlauf des Stromes, den Canal, der dessen linkes Ufer begleitet, die Inseln Sand und Coose, die Bahnlinie, die ihn schneidet, und auch die schönen Fälle, die das brodelnde Wasser des Stromes bildet.
    Sehr ermüdet, was Jovita Foley zwar ableugnete, Lissy Wag aber ehrlich zugestand, kehrten sie endlich gegen neun Uhr abends in ihr Hôtel zurück.
    »Gute Nacht, sagte Jovita Foley sich niederlegend.
    – Und wann fahren wir weiter? fragte Lissy Wag.
    – Morgen früh…
    – So zeitig, Jovita, wo doch einige Stunden genügen, unser Reiseziel zu erreichen?… Wir haben ja noch Zeit…
    – Zeit hat man niemals, wenn es sich um die Mammuthhöhlen handelt! antwortete Jovita Foley. Schlaf nur recht ruhig, meine Liebe, ich werde Dich schon wecken.«
    Wirklich führte der Zug schon am Morgen des 30. die beiden jungen Damen nach Süden zu hinweg – eine Strecke von etwa hundertfünfzig Meilen (230 Kilometer) bis zu den berühmten Grotten und durch eine ziemlich ebene, mit tiefen Wäldern bedeckte Landschaft, in der nur da und dort Getreidefelder und Tabakanpflanzungen sichtbar wurden.
    Jenseit der kleinen Stadt Maufort, der einzigen, die in diesem Landestheile an der Bahnlinie liegt, thut sich das herrliche Thal des Green River auf. Dieser Nebenfluß des Ohio mit sehr klarem Wasser gleitet unter einer Decke von grünen Seerosen und von Pontederias mit gelben und blauen Blüthen dahin – das sind Farben, die an die Hermann Titbury’s, Harris T. Kymbale’s und auch Lissy Wag’s erinnern.
    Noch vor der Mittagsstunde stiegen die beiden Freundinnen im Mammoth Hotel, einem Gasthause ersten Ranges ab, das sich fast am Eingange zu den Grotten inmitten der prächtigsten Umgebung erhebt.
    Trotz der sie verzehrenden Neugier mußte Jovita Foley mit dem Besuche der Mammuthhöhlen bis zum nächsten Tage warten, da heute alle Führer bereits in Anspruch genommen waren. Dafür benutzte sie ihre Muße, in der Umgebung spazieren zu gehen, lang hin durch das reizende Thal und an dem schattigen Ufer des Rio hinauf zu wandern, der sich, tausend Cascaden bildend, in den Green River ergießt.
     

    Der Besuch endigt vor einem bodenlosen Abgrunde… (S. 308.)
     
    Das Hôtel ist ganz vortrefflich eingerichtet, das Wohlbefinden der hier zusammenströmenden Lustreisenden zu sichern. Es umfaßt mehrere Landhäuser im Schweizerstil, die verschiedenen Zwecken dienen und alle schön eingerichtet sind. Die jungen Mädchen erhielten hier ein nach dem Thale zu gelegenes Zimmer; sie waren offenbar – und das befriedigte vorzüglich die eine von ihnen – bereits mit Ungeduld erwartet worden.
    Zu dieser Jahreszeit finden sich hier gewöhnlich sehr viele Ausflügler ein, die die Mammuthhöhlen besichtigen wollen; davon konnte sich Jovita Foley überzeugen, als der Klang des schrecklichen, in den amerikanischen Hôtels gebräuchlichen Gongs die Gäste des Hauses nach dem Speisesaale gerufen hatte.
     

    Indianopolis. – Der Bahnhof.
     
    Der Gouverneur des Staates Illinois, John Hamilton, der ebenfalls als Tourist hier verweilte, ließ es sich nicht nehmen, daß Lissy Wag zur Rechten und Jovita Foley zur Linken von ihm sitzen mußten Das genügte ja, um der zweiten den Kopf noch ein wenig mehr zu verdrehen.
    Bereiteten übrigens der Gouverneur von Illinois, seine Begleiter, sowie die übrigen Gäste der fünften Partnerin und ihrer Gefährtin einen so ehrenvollen Empfang, so wurden diese auch von den Damen, die zum Besuche der Mammuthhöhlen hierhergekommen waren, nicht minder herzlich willkommen geheißen. Die Actien Lissy Wag’s hatten eben einen hohen Cursstand erreicht… ließ das nicht auf einen glücklichen Enderfolg hoffen? Muß man es da Jovita Foley, die ja ihren Theil an diesen Aufmerksamkeiten, diesem Wohlwollen hatte, nicht nachsehen, wenn sie sich mehr und mehr mit ihrer Lissy identificierte, da es dieser ja selbst nicht in den Sinn kam, ihr daraus einen

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