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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Californien, wenn auch nur flüchtig, zu besuchen. Max Real und vielleicht auch Harris T. Kymbale würden freilich, wenn ihnen die nöthige Zeit dazu zur Verfügung stand, ihre Neugierde und ihren Wissensdrang allseitig befriedigt haben. Auf einer der zahlreichen Bahnlinien oder mittelst Dampfers hätten sie sich gewiß nach Mariposa in der Nähe des unvergleichlich schönen Yosemitethals begeben, wo so zahllose Fremde zusammenströmen, oder nach Oakland, gegenüber von Frisco an der Küste der Bai, von dem aus ein jetzt schon fast vier Kilometer langer Hafendamm in Zukunft noch von einem Ufer bis zum anderen wachsen zu sollen scheint, ferner nach der Straße von Carquinez und nach Benicia, wo die Dampffähren die Eisenbahnen gleichsam verlängern, indem sie gleich ganze Züge über das Wasser befördern, nach dem reizenden Santa Clara, dessen Vereinigung mit dem benachbarten San José in kurzer Zeit bevorsteht, ferner nach der weitberühmten Sternwarte von Hamilton, nach dem spanischen Monterey, das schon wegen des Schattens seiner uralten Cedern zu einer gesuchten Genesungsstation geworden ist, oder nach Los Angelos an der Südküste, der zweiten Stadt des Staates, die sich eines herrlichen Klimas erfreut und überall von Baumbeständen mit Eucalypten, Pfefferbäumen, Ricinusarten, Orangenbäumen, Bananen, Kaffeebäumen, Theeplantagen, nebst Kautschukbäumen umgeben ist, wo das ganze Jahr über Früchte reisen, so daß die Stadt den Amerikanern des Westens als beliebtes Sanatorium gilt. Bei sorgsamer Ausnutzung der Fahrpläne hätten der junge Maler und der Berichterstatter der »Tribune« auch bis zur Südgrenze des Staates gelangen können, wo die hübsche Stadt San Diego, die sehr reine und heilsame Luft hat und am Ufer einer für tiefgehende Schiffe fahrbaren Einbuchtung liegt, der Ausbeutung ihrer Borax-und Sodalager entgegensieht.
    Nein… Hodge Urrican hatte nichts gesehen, hatte gar nicht daran gedacht, etwas zu sehen, und verhielt sich voraussichtlich ebenso gleichgiltig auf der Fahrt durch das mittlere Californien. Er sagte sich, es sei genug, eigentlich schon zuviel, die Gegenden zwischen Keeler und dem Thale des Todes durchmessen zu haben.
    Das von Sacramento gesendete Automobil erwies sich als ein vorzügliches Gefährt. Es war mit den neuesten Verbesserungen versehen und nach dem in Amerika fast allgemein eingeführten Adamson’schen System gebaut. Seine Triebkraft lieferte das Petroleum, von dem es Vorrath für eine ganze Woche mitführen konnte. Selbst in dem Falle, daß unterwegs kein Ersatz für das verbrauchte Mineralöl zu finden war, mußte das Automobil die vierhundertachtzig Kilometer des Hin-und Rückweges also ohne Schwierigkeiten zurücklegen können.
    Jetzt saßen beide, Hodge Urrican und Turk, auf dem Rücksitze eines bequemen Wagens mit Halbverdeck, der Führer mit einem Gehilfen auf einem Vordersitze, von dem aus sie die Arbeit der Maschine und die Lenkung des Gefährtes überwachten. Ganz aus seiner Gewohnheit gerissen, zog sich der Commodore sozusagen völlig in sich selbst zurück, und Turk vermochte ihm nicht ein einziges Wort zu entlocken. Er dachte an nichts als an die Erreichung seines Zieles, immer gleichsam hypnotisiert von dem jetzt so fernen dreiundsechzigsten Felde, dem er doch schon so nahe gewesen war. Es handelte sich für ihn nicht um das Geld, das ihm der letzte Würfelfall kostete, nicht um die Ausgaben für den Sonderzug und die Automobilfahrt, von dem dreifachen Einsatze, den in Chicago zu erlegenden dreitausend Dollars, ganz zu schweigen, nein, es war für ihn eine Sache der Eigenliebe und der Ehre… es war die Scham, sich von den sechs anderen Partnern überholt zu wissen und – gestehen wir es nur ein – die Befürchtung, an der Hinterlassenschaft William I. Hypperbone’s »vorbeizuschießen«.
    Schnell und regelrecht rollte das Automobil von Keeler aus ins Land hinaus, anfänglich auch auf ziemlich guter Straße, die der Führer bis zum Death Valley bereits befahren hatte. Sie verlief durch mehr einsam liegende Flecken nahe den letzten Ausläufern der Sierra Nevada, unter denen hier der Whineyberg mit seinem fast vierzehntausend Fuß (4267 Meter) hohen Gipfel aufragte. Nachdem es mehrere Creeks an seichten Stellen passiert hatte, lenkte das Automobil nach Südosten ein und überschritt den Chay-o-poo-vapahfluß, wonach es am Ausgang der Walkerpässe das Dorf der Indian Wells erreichte.
    Bis hierher war das Land nicht ganz menschenleer gewesen, wenn die

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