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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihren Namen zum Andenken an die Karawanen erhalten haben, welche an dieser Unglücksstelle den Untergang gefunden hatten. An der nämlichen Stelle gebrauchte Urrican die Vorsicht, eine Urkunde aufzusetzen, die seine Anwesenheit im Death Valley am 3. Juni bescheinigte, ein Schriftstück, das, nachdem es von Turk und den beiden Führern des Automobils gegengezeichnet war, unter einem Felsblock verscharrt wurde.
    Hodge Urrican verweilte kaum eine Stunde an der Schwelle dieses Thales des Todes. Er mußte diese traurige Gegend auch in der That schnellstens wieder verlassen, um auf dem schon einmal befahrenen Wege nach Keeler zurückzukommen. Da that er zum erstenmale den Mund wieder auf.
    »Abfahren!« war das einzige Wort, das er hervorstieß.
    Immer von der Witterung begünstigt, rollte das Automobil über den höheren Theil der Wüste der Mohaws, dann durch die Pässe von Nevada hinunter und erreichte nach achtundvierzig Stunden, am 5. Juni, elf Uhr vormittags, ohne Unfall die Station Keeler.
    Mit drei Worten, doch drei sehr kräftigen Worten, erstattete Urrican seinen Dank dem Wagenführer und dessen Gehilfen, die bei der Erfüllung ihrer anstrengenden Aufgabe so viel Eifer und Geschicklichkeit bewiesen hatten. Darauf wendete er sich wieder an Turk.
    »Abfahren!« rief er.
    Der Sonderzug stand zur Abfahrt bereit im Bahnhofe und wartete nur auf die Rückkehr des Commodore. Hodge Urrican ging sofort auf den Locomotivführer zu.
    »Abfahren!« wiederholte er.
    Ein schriller Pfiff und die Locomotive flog über die Schienen bald mit größter Schnelligkeit dahin. Sieben Stunden später machte sie in Reno Halt.
     

    San Francisco. – Die Chinesenstadt.
     
    Die Union Pacific benahm sich unter den vorliegenden Verhältnissen in wünschenswerthester Weise. An ihren streng einzuhaltenden Fahrplan gebunden, hätte sie ihre Fahrzeiten auch nicht um eine Minute verkürzen oder verlängern können. Der Zug brauste über die Felsenberge, durch Wyoming, Nebraska, Yowa, nebst einem Theile von Illinois und langte am 8. Juni neun Uhr siebenunddreißig Minuten morgens in Chicago an.
    Welch guten Empfang fand hier der Commodore Urrican seitens derer, die ihm trotz allen Mißgeschicks treu geblieben waren! Die Verpflichtung, die Partie nun wieder von vorn anzufangen, zeugte freilich von recht außergewöhnlichem Pech. Mit dem Ausfall des Würfelns am Tage seines Eintreffens in Chicago schien Fortuna der orangefarbenen Flagge aber wieder freundlicher lächeln zu wollen.
     

    Der Commodore verscharrte das Schriftstück unter einem Felsblock. (S. 327.)
    Neun durch sechs und drei – es war das drittemal, daß diese Zahl seit dem Anfange des Match Hypperbone geworfen worden war – das erstemal für Lissy Wag, das zweitemal für den unbekannten X. K. Z. und das drittemal für den Commodore.
    Nachdem Hodge Urrican erst nach Florida und dann nach Californien gewiesen worden war, hatte er jetzt nur einen Schritt zu thun, um sich in das sechsundzwanzigste Feld, den an Illinois grenzenden Staat Wisconsin zu begeben, wo sich zur Zeit keiner der Partner aufhielt. In den Wettbureaus schnellte sein Curs wieder in die Höhe und stand bald mit dem Tom Crabbe’s und Max Real’s auf gleicher Stufe.

Siebentes Capitel.
Im Hause der South Halsted Street.
    Am 1. Juni um acht Uhr morgens öffnete sich die Thür des Hauses South Halsted Street Nr. 3997 in Chicago vor einem jungen Manne, der Malergeräthe auf dem Rücken trug und dem ein junger Neger mit einer Reisetasche in der Hand folgte.
    Welches Erstaunen und welche Freude für Frau Real, als ihr geliebter Sohn ins Zimmer trat und sie ihn in die Arme schließen konnte.
    »Du… Max… bist Du es wirklich?…
    – In eigener Person, Mutterherz!
    – Und jetzt in Chicago… wo Du in…
    – Richmond sein solltest? vervollständigte Max Real ihre Worte.
    – Jawohl… in Richmond!…
    – Beruhige Dich nur, liebe Mutter. Ich habe Zeit genug, nach Richmond zu kommen, da Chicago aber auf meiner Reiseroute lag, hatte ich – meiner Meinung nach – das Recht, hier einige Tage zu verweilen und sie mit Dir zu verleben…
    – Du läufst aber Gefahr, den Anschluß zu verfehlen, liebes Kind!
    – Ich würde es aber nie verfehlt haben, Dich unterwegs einmal zu umarmen, mein Mütterchen!… Bedenke nur, seit zwei langen Wochen hab’ ich Dich nicht gesehen!
    – Ach, Max, wie sehn’ ich mich danach, daß diese Partie beendigt wäre…
    – Und ich nicht minder!
    – Natürlich zu Deinen Gunsten!
    – Sei

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