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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Milner, und der ist gefüllt, verschlossen, verschnürt und ich habe ihn nur noch zur Bahn zu schaffen.
    – Und was sagt er dazu?
    – Gar nichts. Wenn er seine sechste Mahlzeit beendet haben wird, gehen wir nach dem Bahnhofe, und ich würde ihn gern im Gepäckwagen untergebracht sehen, aber… aber… das bedeutende Uebergewicht!…
    – Ich habe so ein Vorgefühl, fuhr der Journalist fort, als ob Tom Crabbe vom Zufall begünstigt werden sollte.
    – Ich auch, erklärte John Milner.
    – Glückliche Reise!
    – Danke schön!«
    Dem Traineur kam gar nicht der Gedanke, dem Champion der Neuen Welt ein Incognito aufzuerlegen. Eine – vom materiellen Standpunkte betrachtet – so bedeutende Persönlichkeit wie Tom Crabbe, konnte ja unmöglich unbemerkt bleiben. Seine Abreise wurde also nicht im geringsten geheim gehalten. Am Abend drängte sich eine große Menschenmenge auf dem Bahnsteige des Stationsgebäudes, um jenen sich unter lauten Hurrahs in den Wagen hissen zu sehen. John Milner stieg nach ihm ein. Dann rückte der Zug an, vielleicht fühlte die Locomotive aber dessen größere Belastung, da sie den gewichtigen Boxer zu befördern hatte.
    Im Laufe der Nacht legte der Zug dreihundertfünfzig Meilen zurück und erreichte andern Tags Fulten am Ende von Illinois und nahe der Grenze von Kentucky.
    Tom Crabbe fiel es nicht ein, das Land, durch das er jetzt kam, zu betrachten – einen Staat übrigens, der im Bunde seiner Größe nach nur den vierzehnten Rang einnahm. Max Real und Harris T. Kymbale hätten es an seiner Stelle gewiß nicht unterlassen, wenigstens weiterhin Nashville, die heutige Hauptstadt von Tennessee, und das Schlachtfeld von Chattanooga zu besuchen, von dem aus Sherman den Bundestruppen den Weg nach Süden öffnete. Gewiß würde der eine als Künstler und der andre als Journalist einen Abstecher von hundert Meilen nach Great Junction gemacht haben, um Memphis mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Das ist nämlich die einzige bedeutendere Stadt, die der Staat am linken Ufer des Mississippi besitzt und die einen recht schönen Anblick bietet, da sie auf dem steil ansteigenden Uferlande erbaut ist, das den Lauf des prächtigen, mit grünen Inseln besäten Stromes beherrscht.
    Der Traineur glaubte sich aber nicht von dem einmal bestimmten Reisewege entfernen zu sollen, um Tom Crabbe auf seinen ungeheuern Füßen durch die Stadt mit dem ägyptischen Namen wandern zu lassen. Ebenso hatte er keine Gelegenheit, weder zu fragen, warum wohl, da Memphis vom Meere weit entfernt liegt, die Regierung hier vor sechzig Jahren habe Arsenale und Schiffswerften erbauen lassen, die jetzt übrigens gänzlich verlassen dastehen, noch darauf die Antwort zu hören: In Amerika begeht man eben Dummheiten, ganz wie in andern Ländern.
    Der Zug führte den zweiten Partner und seinen gegen alles gleichgiltigen Begleiter schnell durch die Ebenen des Staates Mississippi hin, wobei er Holly Springs, Grenada und Jackson berührte. Die letztgenannte Stadt ist die – übrigens ziemlich unbedeutende – Hauptstadt eines Gebietes, das infolge der ausschließlich betriebenen Baumwollcultur in Bezug auf Gewerbfleiß und Handel stark zurückgeblieben ist.
    Die Ankunft Tom Crabbe’s, der hier eine Stunde Aufenthalt hatte, brachte indeß eine starke Wirkung hervor. Hunderte von Neugierigen hatten den berühmten Faustkämpfer einmal sehen wollen. Freilich hatte er nicht die Größe Adams, die man, vor der Berichtigung durch den berühmten Cuvier, auf neunzig Fuß schätzte, noch die Abrahams (angeblich achtzehn), oder die des Moses (angeblich zwölf Fuß), er bildete jedoch immerhin ein riesiges Muster der Menschenrasse.
    Unter den Neugierigen befand sich ein Gelehrter, der hochachtbare Kil Kirney, der nach peinlich genauer Messung des Champions der Neuen Welt einige Bemerkungen über diesen nicht unterdrücken konnte und frischweg über den »Fall« zu docieren anfing.
    »Meine Herren! Bei den von mir angestellten historischen Untersuchungen ist es mir geglückt, die wichtigsten Ergebnisse der Messungen, die sich auf gigantographische Studien beziehen und in Zahlen nach dem Decimalsystem ausgedrückt sind, wieder zu entdecken. Im siebzehnten Jahrhundert gab es einen gewissen Walter Parson, der zwei Meter siebenundzwanzig Centimeter maß; im achtzehnten Jahrhundert tauchte ein Deutscher, Müller aus Leipzig, auf, der zwei Meter vierzig hoch war, ferner der Engländer Burnsfield, zwei Meter fünfunddreißig groß, der Irländer Magrath, zwei

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