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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie das ohne Bedenken unternehmen zu können.
    Daß Max Real gleich am Ufer des Stromes Halt machte, hatte seine Ursache in der lieblichen Landschaft, die sich hier plötzlich seinen Blicken darbot. An einer scharfen Biegung des Flusses, wo Schatten und Licht um den Vorrang stritten, erhob sich einer der letzten Bäume eines alten Cypressenhalus. An seinem Fuße lag eine alte, verlassene Hütte und dahinter dehnte sich eine weite Prairie mit vielen Blumen, vorzüglich mit Sonnenblumen, bis über Sehweite hinaus.
    Jenseits des Kansas zeigte sich ein Hintergrund von Grün mit tiefdunkeln Tönen, auf dem da und dort glänzendes Sonnenlicht spielte. Das Ganze erschien zu einem Bilde wie geschaffen.
    »Welch herrliches Stückchen Erde! sagte Max Real für sich. Binnen zwei Stunden werde ich mit seiner Skizzierung fertig sein!«
    Freilich war, wie wir sehen werden, er es, der dabei bald »fertig« geworden wäre.
    Sein Skizzenbuch im Deckel des Farbenkastens eingeklemmt, saß der junge Maler am Uferabhange und arbeitete schon drei Viertelstunden, ohne seine Aufmerksamkeit etwas anderem zuzuwenden, als sich ein entferntes Getöse – ein
quadrupedante sonitu
Virgil’s – in der Richtung nach Osten zu erhob. Man hätte glauben können, es rühre von einer gewaltigen Reitermasse her, die über die an das linke Stromufer grenzende Ebene galoppierte.
    Obwohl Tommy sich eben noch dem bei ihm beliebten Halbschlummer am Fuße eines Baumes hingab, war er es doch zuerst, der über den seltsamen Lärm stutzte.
    Während sein Herr noch nichts hörte, wenigstens nicht einmal den Kopf umwandte, erhob er sich und stieg am Ufer einige Schritte hinauf, um einen weiteren Ausblick zu haben.
    Das Geräusch verdoppelte sich und am Horizont wirbelte eine dichte Staubwolke auf, die eine ziemlich frische Brise nach Westen hin trieb.
    Tommy eilte erschrocken zurück und auf seinen Herrn zu.
    »Herr Real!« rief er.
    Der in seine Arbeit vertiefte Maler schien gar nicht daran zu denken, eine Antwort zu geben.
    »Herr Real! wiederholte der Neger mit unruhiger Stimme, seinem Herrn die Hand auf die Schulter legend.
    – Nun, was willst Du denn, Tommy? fragte dieser, während er sich nicht stören ließ, mit der Pinselspitze ein wenig Terra di Siena und Scharlach zu mischen.
    – Lieber Herr… hören Sie denn nichts?« rief Tommy ängstlich.
    Es hätte einer freilich taub sein müssen, um das Trappeln der geräuschvollen Galoppade nicht zu hören. Max Real legte jetzt sofort die Palette ins Gras nieder, sprang empor und eilte selbst den Uferabhang hinauf.
    Nur fünfhundert Schritt von ihm stürmte eine ungeheure Menge großer Thiere heran, die mächtige Staub-und Dampfwolken aufwirbelten… eine Art Lawine, die sich über die Ebene hinwälzte und aus der ein wüthendes Wiehern erschallte. In wenigen Augenblicken mußte diese Lawine das Stromufer erreichen. Nur nach Norden zu schien ein Entfliehen vor ihr möglich. Max Real raffte also seine Geräthe zusammen und eilte, Tommy schon vor ihm, in dieser Richtung hin…
    Die Thierherde, die sich mit größter Schnelligkeit näherte, bestand aus mehreren Tausenden von Pferden und Mauleseln, die der Staat früher auf einem besondern Weidegebiete am Ufer des Missouri gezüchtet hat. Seitdem aber die Automobilen und die Fahrräder in Aufnahme gekommen sind, sind die »Hyppomobilen« – man verirrte sich gelegentlich wirklich zu diesem Worte – sich selbst überlassen worden und schweifen nun beliebig durch das Land. Durch irgend etwas erschreckt, mochte die Herde wohl schon stundenlang umhergejagt sein und, da nichts sie aufhalten konnte, die Felder und jungen Anpflanzungen zerstört haben. Stellte auch der Strom ihr kein unüberwindliches Hinderniß entgegen. so konnte niemand sagen, bis wohin die tollen Thiere noch galoppieren möchten.
    Max Real und Tommy, die über Hals und Kopf davonliefen, erkannten, daß sie sehr bald eingeholt sein und unter den Hufen der Herde zermalmt werden würden. Da gelang es ihnen im letzten Augenblicke, auf die niedrigen Aeste eines Nußbaums zu klettern, des einzigen Baumes, der in der weiten Ebene aufragte.
    Es war jetzt fünf Uhr nachmittags.
    Auf den Aesten saßen beide gesichert und ließen so die ganze Thierherde nach dem Strome hin an sich vorübersausen.
    »Schnell!… Nun schnell!« rief Max Real, als jede Gefahr vorüber war.
    Tommy beeilte sich kaum, den Ast, worauf er rittlings saß, zu verlassen.
    »Schnell, sag’ ich Dir, oder ich komme um sechzig Millionen

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