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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erste ausfallen werde!«
    Der brave Mann sprach hierauf von verschiedenen, unterwegs zu beobachtenden Vorsichtsmaßregeln, von der Nothwendigkeit, die Fahrpläne sorgsam zu studieren und mit peinlicher Sorgfalt die besten Züge der Bahnlinien auszuwählen, die das Gebiet der Union mit so engmaschigem Netze bedecken.
    »Im übrigen, setzte er hinzu, ist es mir sehr angenehm zu wissen, Miß Wag, daß Sie nicht allein reisen.
    – Nein, meine Freundin begleitet mich, oder richtiger, sie nimmt mich ins Schlepptau…
    – Das ist recht von Ihnen, Miß Foley, meinte Weldon. Es ist allemal besser, zu Zweien zu reisen. Es ist auch angenehmer…
    – Und klüger obendrein, wenn es darauf ankommt, keine Züge zu verfehlen, erklärte Jovita Foley.
    – Ich rechne auch nicht wenig mit auf Sie, sagte der Besucher, Sie werden Ihr Möglichstes thun. damit Miß Wag gewinnt…
    – Darauf können Sie sich verlassen. Herr Weldon!
    – Ich begleite Sie mit den besten Wünschen, meine Damen, denn Ihr Erfolg sichert ja auch den meinigen!«
    Der Besuch hatte gegen zwanzig Minuten gedauert, und nachdem er um die Erlaubniß gebeten hatte, Miß Wag und dann auch ihrer liebenswürdigen Freundin die Hand drücken zu dürfen, wurde Humphry Weldon wieder nach dem Aufzug geleitet, von dem aus er noch einen letzten Gruß heraufwinkte.
    »Der arme Mann, sagte hierauf Lissy Wag, und wenn ich mir vorstelle, daß ich es sein soll, durch die er sein Geld verliert…
     

    Die Frachtstücke lagerten auf den Quais. (S. 205.)
     
    – Na ja… ist schon gut, fiel ihr Jovita ins Wort. Denk’ aber daran, was ich Dir sage, meine Liebe: Diese alten Herren haben meist eine richtige Ahnung… einen Spürsinn, der sie auf keine falsche Fährte leitet. Der wackere Mann, der eben bei uns war, ist für Dich ein Glücksbote im Spiele!«
    Alle Vorbereitungen waren beendet – der Leser weiß ja, schon seit langer Zeit – die beiden hatten sich nur noch einmal für die Nacht schlafen zu legen und mit dem nächsten Morgenroth aufzustehen. Noch einmal erwarteten sie jedoch den Arzt, der am Abend wiederzukommen versprochen hatte. Doctor M. P. Pughe stellte sich auch richtig ein und konnte versichern, daß der Gesundheitszustand seiner Clientin nichts zu wünschen übrig lasse, daß jede Befürchtung ernster Complicationen nun hinfällig geworden sei.
    Am nächsten Tage, dem 23. Mai, war die ungeduldigere der beiden Reisenden schon um fünf Uhr morgens auf den Füßen.
    Die zuweilen unberechenbare Jovita Foley erdichtete sich jetzt in ihrer Erregtheit aber noch eine ganze Reihe von Verhinderungen und unglücklichen Zufällen.
    Wenn nun der Wagen, der sie nach dem Bahnhofe bringen sollte, unterwegs umstürzte… wenn ein Verkehrshinderniß ihm den Weg versperrte… wenn vielleicht die Abgangszeit des Zuges verlegt worden wäre… wenn eine Entgleisung stattfände…
    »O, beruhige Dich doch, Jovita, redete ihr Lissy Wag zu, ich bitte Dich, werde ruhiger!
    – Ich kann’s nicht, mein Herz, ich kann’s einmal nicht!
    – Wirst Du während der ganzen Reise in solcher Gemüthsverfassung sein?
    – Die ganze Zeit über!.
    – Dann bleib’ ich lieber hier.
    – Der Wagen steht unten, Lissy! Schnell… vorwärts!«
    In der That wartete vor dem Hause ein Wagen, der gut um eine Stunde zu zeitig bestellt war. Die beiden Freundinnen begaben sich hinab, begleitet von den Glückwünschen des ganzen Hauses, an dessen Fenstern sich trotz der frühen Morgenstunde einige hundert Köpfe zeigten.
    Das Gefährt nahm den Weg durch die North Avenue nach der North Branch, bog dann nach dem rechten Ufer des Chicagoflusses ab, rollte über dessen Brücke am Ende der Van Burenstraße und setzte die Reisenden zehn Minuten nach sieben Uhr am Bahnhofe ab.
    Jovita Foley empfand wohl eine gewisse Enttäuschung, als sie bemerkte, daß die Abfahrt der fünften Partnerin keine große Ansammlung von Neugierigen veranlaßt hatte. Offenbar war Lissy Wag im Match Hypperbone nicht der Günstling der Menge. Das bescheidene junge Mädchen selbst beklagte sich darüber jedoch nicht, sie zog es beiweitem vor, Chicago ohne Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit zu verlassen.
    »Sogar der zuvorkommende Herr Weldon ist nicht zur Stelle!« konnte Jovita zu bemerken nicht unterlassen.
    In der That hatte es der Besucher von gestern nicht für nöthig erachtet, die Partnerin, an der er doch ein sehr großes Interesse hatte, im Waggon unterzubringen.
    »Da siehst Du es ja, meinte Lissy Wag, auch er giebt mich

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