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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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auf!«
    Endlich setzte sich der Zug in Bewegung, ohne daß sich jemand um die Anwesenheit Lissy Wag’s gekümmert hätte. Da hörte man keine Hurrahs, keine Hipps, höchstens brachte Jovita Foley solche im stillen für ihre Freundin aus.
    Die Bahnlinie folgt dem Ufer des Michigansees. Lake View, Evanston, Glenoke und andere Stationen wurden im Fluge durcheilt. Das Wetter war herrlich. Bis weit hinaus glitzerte das von Dampfern und Segelschiffen belebte Wasser… das Wasser, das sich von See zu See, vom Obern durch den Huron-, Michigan-, Erie-und Ontariosee in das breite Bett des St. Lorenzostromes und endlich in den Atlantischen Ocean ergießt. Nachdem der Zug Vankegan, eine bedeutendere Stadt am Seeufer, verlassen hatte, überschritt er an der Station der State Line die Grenze von Illinois und gelangte damit auf den Boden von Wisconsin. Etwas weiter im Norden hielt er in Racine, einer mächtig aufblühenden Fabriksstadt, und es war noch nicht zehn Uhr, als er in den Bahnhof von Milwaukee einlief.
    »Wir sind da… sind an Ort und Stelle! jubelte Jovita Foley mit einem solchen Seufzer der Befriedigung, daß sich ihr Schleier wie ein Segel vor dem Winde aufblähte.
    – Und noch gut zwei Stunden vor der letzten Frist, bemerkte Lissy Wag, die nach ihrer Uhr gesehen hatte.
    – Nein, vierzehn Tage zu spät!« entgegnete Jovita, als sie auf den Bahnsteig hinaussprang.
    Sofort beeilte sie sich, ihren Koffer in der Unmasse von Gepäckstücken zu erspähen.
    Der Koffer hatte sich nicht verirrt, ja man weiß eigentlich nicht, warum Jovita Foley diese Befürchtung hegte. Jetzt fuhr ein Miethwagen vor. Die beiden jungen Mädchen stiegen ein und ließen sich nach einem guten Hôtel fahren, das im Guide-book besonders empfohlen war. Auf die Frage, ob sie sich in Milwaukee längere Zeit aufzuhalten gedächten, antwortete Jovita Foley. daß sie das nach ihrer Zurückkunft vom Postamte sagen werde, daß sie aber wahrscheinlich noch am heutigen Tage weiterreisen würden.
    Dann wendete sie sich an Lissy Wag.
    »Verspürst Du denn keinen Hunger?
    – O, ich frühstückte gern ein wenig, Jovita.
    – Nun gut, so wollen wir erst etwas genießen und machen danach unseren Gang ab.
    – Du weißt aber, zu Mittag…
    – Ja freilich, ich weiß es, meine Liebe!«
    Da sie sich noch nicht ins Fremdenbuch eingetragen hatten und das auch erst nach der Rückkehr vom Postamte thun wollten, konnte Milwaukee nicht ahnen, daß sich die fünfte Partnerin vom Match Hypperbone in seinen Mauern befand.
    Dreiviertel zwölf Uhr betraten die beiden reisenden Damen das Postamt und Jovita Foley fragte den Schalterbeamten, ob eine Depesche für Miß Lissy Wag eingetroffen sei.
    Bei Nennung dieses Namens erhob der Beamte den Kopf, und seine Augen drückten die größte Befriedigung aus.
    »Für Miß Lissy Wag? wiederholte er.
    – Ja… aus Chicago, antwortete Jovita Foley.
    – Die Depesche ist hier, sagte der Beamte, indem er das Telegramm der Adressatin einhändigte.
    – Bitte… gieb es mir! rief Jovita Foley. Du brauchtest zu lange Zeit, es zu öffnen, und ich könnte wieder einem nervösen Anfalle unterliegen!«
    Mit vor Ungeduld zitternden Händen öffnete sie das Papier und las darin:
    »Lissy Wag, Post Office, Milwaukee, Wisconsin.
    Zwanzig durch zweimal zehn; sechsundvierzigstes Feld, Staat Kentucky, Mammuthhöhlen.
    Tornbrock.«
Dreizehntes Capitel.
Abenteuer des Commodore Urrican.
    Am 11. Mai um acht Uhr morgens hatte der Commodore Urrican erfahren, wie viel Augen bei dem ihn angehenden sechsten Würfeln gefallen waren, und fünfundzwanzig Minuten nach neun Uhr dampfte er schon von Chicago ab.
    Er hatte, wie man sieht, keine Zeit verloren und durfte auch keine verlieren wegen der Verpflichtung, sich nach Verlauf von vierzehn Tagen am südlichsten Ende der Halbinsel von Florida zu befinden.
    Neun durch vier und fünf Augen – einer der besten Würfe der Spielpartie! Mit einem Sprunge wurde der glückliche Spieler dadurch nach dem dreiundfünfzigsten Felde versetzt. Freilich war es nach der von William I. Hypperbone beliebten Eintheilung der Landkarte der Staat Florida, der für jenes Feld galt, derjenige Staat, der in der Nordamerikanischen Republik am weitesten im Südosten lag.
    Die Freunde Hodge Urrican’s – richtiger seine Parteigänger, denn Freunde hatte er eigentlich nicht, wenn auch gewisse Leute gerade auf den Sieg eines so schlecht beleumundeten Mannes hofften – wollten ihn beim Verlassen des Auditoriums beglückwünschen.
    »Aber

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