Das Testament eines Excentrischen
Hafens und des Hirsches, der Mühle, der Schlange, der Sonne, des Helms, des Löwen und Kaninchens, des Blumentopfes« u. s. w. u. s. w. zu überschreiten.
Unter den so geldbeutelschweren Leuten des Excentric Club waren die nach den Spielregeln zu zahlenden Strafen natürlich nicht gering; sie gingen bis in die Tausende von Dollars, und der Gewinner steckte, so reich er auch sein mochte, die sehr ansehnliche Summe derselben stets mit Vergnügen in die Tasche.
Seit zehn Jahren schon verbrachte William I. Hypperbone also seine Tage meist in den Clubräumen; höchstens machte er dann und wann einen Spaziergang am Ufer des Michigansees. Ohne die Liebhaberei der Amerikaner, die Welt zu durchstreifen, hatte er seine Reisen auf das Gebiet der Vereinigten Staaten beschränkt. Warum sollten ihn seine Collegen, mit denen er stets auf dem besten Fuße gestanden hatte, also nicht beerben?
William I. Hypperbone verbrachte seine Tage in den Clubräumen. (S. 27.)
Sie waren ja die einzigen lebenden Wesen, mit denen er durch die Bande geistiger Uebereinstimmung und bewährter Freundschaft verknüpft gewesen war. Sie hatten ja mit ihm die nie zu zügelnde Leidenschaft für das edle Gänsespiel getheilt, mit ihm gekämpft auf dem Felde, wo der Zufall so viele Ueberraschungen bereitet. Mindestens mußte William I. Hypperbone doch der Gedanke gekommen sein, einen jährlich zu vertheilenden Preis für den seiner treuen Partner zu stiften, der zwischen dem 1. Januar und dem 31. December die meisten Partien gewonnen hatte…
Wir müssen hier einschalten, daß der Verstorbene weder Familie noch einen directen oder einen Seitenerben hatte und daß auch keine erbberechtigten entfernten Verwandten vorhanden waren. Hatte er nicht letztwillig über sein Vermögen verfügt, so fiel dieses natürlich der Bundesrepublik zu, die es gewiß, wie jeder beliebige monarchische Staat, annahm, ohne sich erst darum bitten zu lassen.
Um zu erfahren, wie es mit einem etwaigen Testamente des Dahingeschiedenen stände, brauchte man sich übrigens nur in der Sheldon Street Nr. 17 an den Notar Tornbrock zu wenden und diesen zu fragen, erstens, ob ein Testament William I. Hypperbone’s überhaupt vorhanden sei, und zweitens, welche Klauseln und Bestimmungen es enthalte.
»Meine Herren, erklärte Meister Tornbrock den Herren Georges B. Higginbotham, dem Vorsitzenden, und Thomas R. Carlisle, die vom Excentric Club beauftragt waren, bei dem sehr ernsthaften Gerichtsschreiber Erkundigungen in der vorliegenden Angelegenheit einzuziehen – ich erwartete schon, durch Ihren Besuch beehrt zu werden…
– Ganz auf unserer Seite! antworteten die beiden Clubmitglieder mit einer leichten Verbeugung.
– Doch, ehe wir uns mit dem Testamente selbst beschäftigen können, fuhr der Notar fort, wird erst das Begräbniß des Verstorbenen zu ordnen sein.
– Nun, soll das nicht, fiel Georges B. Higginbotham ein, mit all dem Glanze vor sich gehen, der unseres seligen Collegen würdig ist?
– Ich habe mich nur an die Vorschriften meines Clienten zu halten, die in diesen Schriftstücken niedergelegt sind, erwiderte Tornbrock, indem er einen großen Briefumschlag, dessen Siegel er schon erbrochen hatte, vorwies.
– Und dieses Begräbniß wird…? fragte Thomas R. Carlisle.
– Gleichzeitig prunkhafter und freudiger Art sein, meine Herren; es wird unter Begleitung von Musikern und Sängern vor sich gehen und jedenfalls unter dem Zulauf einer gewaltigen Volksmenge, die es nicht unterlassen wird, dem Andenken William I. Hypperbone’s freudige Hurrahs darzubringen.
– Ich erwartete nichts anderes von einem Mitgliede unseres Clubs, äußerte der Präsident, zustimmend mit dem Kopfe nickend.
– Er konnte sich unmöglich wie ein gewöhnlicher Sterblicher begraben lassen, setzte Thomas R. Carlisle hinzu.
– Ferner hat, nahm Tornbrock wieder das Wort, William I. Hypperbone seinen Willen dahin kund gethan, daß die gesammte Bevölkerung Chicagos bei seiner Bestattung durch eine Abordnung von sechs Personen vertreten sei, die unter gewissen Bedingungen durch Auslosung erwählt worden sind. In Hinblick hierauf hatte er schon seit mehreren Monaten die Namen seiner Chicagoer Mitbürger beiderlei Geschlechts – aller, die zwischen zwanzig und sechzig Jahre zählten – in einer Urne gesammelt. Gestern – seine genauen Vorschriften verpflichteten mich dazu – hab’ ich diese Auslosung im Beisein des Bürgermeisters und einiger Rathsherren vorgenommen. Den sechs
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