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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Neuen Welt eine gesetzmäßige Ehe einzugehen. Die betreffende Dame war 1781 gerade an dem Tage geboren, wo die Capitulation des Lord Cornwallis im Befreiungskriege England zwang, die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anzuerkennen. In der Stunde aber, wo er um die Hand der ehrbaren Miß Anthonia Burgoyne anhalten wollte, wurde die Erkorene durch einen Anfall kindlichen Keuchhustens dahin gerafft. William I. Hypperbone konnte nicht einmal ein Jawort zu hören bekommen. Treu dem Andenken der ehrwürdigen Miß blieb er aber Junggesell, und das kann man doch für einen recht leidlich excentrischen Streich halten.
    Später vermochte nichts mehr sein ruhiges Leben zu stören, denn er gehörte nicht zur Schule jenes Dichters, der in prächtigen Versen sagt:
     
    O Tod, Du düstrer Gott, der alles an sich rafft,
    Nimm Deine Kinder auf an sternbesätem Herde.
    Befreie sie von Zeit, von Zahl, von Raum und Kraft,
    Gieb wieder all’n die Ruh, die einst ihr Leben störte.
     
    Ja, warum hätte William I. Hypperbone auch je daran denken sollen, den »düstern Gott« anzurufen? Zeit, Zahl, Raum hatten ihn hienieden ja niemals belästigt, Kraft hatte ihm niemals gefehlt und auf dieser Erde war ihm so gut wie alles nach Wunsch gegangen. Er durfte sich wirklich für den bevorzugten Günstling des Glückes ansehen, das sich ihm immer und überall hold erwiesen hatte. Schon mit fünfundzwanzig Jahren im Besitz eines ansehnlichen Vermögens, hatte er dieses durch glückliche Speculationen und ohne jedweden Mißerfolg zu verzehnfachen, zu verhundert-, zu vertausendfachen verstanden. Aus Chicago selbst gebürtig, hatte er nur der wunderbaren Entwickelung dieser Stadt zu folgen gehabt, deren sechsundvierzigtausend Hektare – wie ein Reisender versichert – 1823 zweitausendfünfhundert Dollars werth waren, heute aber im Preise von achttausend Millionen stehen. William I. Hypperbone konnte also, indem er Grund und Boden billig kaufte und davon vieles an Kauflustige, das Quadratyard zu zwei-bis dreitausend Dollars, zur Erbauung achtundzwanzig Stockwerke hoher Häuser wieder abtrat, und indem er sich daneben an Eisenbahngründungen, Petroleumbohrgeschäften und Goldbergwerken betheiligte, leicht so reich werden, daß er bei seinem Ableben ein ungeheures Vermögen hinterließ. Miß Anthonia Burgoyne hatte in der That unrecht daran gethan, sich eine so schöne Heirat entgehen zu lassen.
    Wenn es indeß nicht wundernehmen konnte, daß der unerbittliche Tod die Hundertjährige in einem solchen Alter dahingerafft hatte, konnte man doch darüber erstaunt sein, daß William I. Hypperbone als kaum Halbhundertjähriger, der noch in der Vollkraft des Lebens stand, sich mit ihr in jener Welt, die er für eine bessere zu halten gar keine Ursache hatte, so bald wieder vereinigen sollte.
    Jetzt, wo er nicht mehr war, tauchte nun die Frage auf, wem die Millionen des ehrenwerthen Mitgliedes des Excentric Club zufallen würden.
    Anfänglich kam man auf den Gedanken, daß der Club wohl zum Universalerben des ersten seiner Mitglieder, das seit dessen Gründung dieser Welt Ade gesagt hatte, eingesetzt sein könnte – was die übrigen Mitglieder vielleicht veranlaßte, diesem Beispiele zu folgen.
    William I. Hypperbone hatte nämlich schon lange Zeit weit mehr in den Clubräumen der Mohawk Street als in seinem Hause in der La Salle Street gelebt. Er speiste dort, ruhte dort aus und ging ebenda seinen Vergnügungen nach, von denen die beliebteste – darauf ist hier Gewicht zu legen – das Spiel war, doch nicht etwa das Schach-oder Puffspiel, nicht Trictrac oder ein Kartenspiel, nicht Baccarat noch Trente et Quarante, nicht Landsknecht oder Poker auch nicht Ecarté oder Whist, sondern ein Spiel, das er selbst erst im Club eingeführt hatte und dem er mit Vorliebe huldigte.
    Es war das das Gänsespiel, das vornehme, nur mehr oder weniger modernisierte Spiel der Griechen des Alterthums. So leidenschaftlich war er diesem ergeben, daß er schließlich seine Clubgenossen dafür zu begeistern vermochte. Er konnte es gar nicht erwarten, nach den Launen des Würfelfalls von Feld zu Feld zu springen, von einer Gans zur andern zu kommen, um die letzte dieser Bewohnerinnen des Geflügelhofs zu erreichen; es trieb ihn, auf der »Brücke« zu lustwandeln, im »Gasthofe« zu verweilen, sich im »Labyrinth. zu verirren, in den »Schacht. zu fallen, sich im »Gefängniß« einzumauern und an den »Todtenkopf« zu stoßen, sowie die Felder des »Seemanns, Fischers, des

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