Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
keiner Regel folgt, so hat man doch immer mit seinen Launen zu rechnen.
    Was den Commodore Urrican betrifft, hatte dieser auf den Märkten anfangs hoch im Curs gestanden. Durch den ihm geltenden Wurf neun – fünf und vier – war er ja schon nach dem dreiundfünfzigsten Felde gelangt – gewiß ein glänzender Anlauf! Durch den zweiten Wurf aber nach dem achtundfünfzigsten Felde, nach Californien, verwiesen und damit genöthigt, die Partie wieder von vorn anzufangen, hatte er alle Gunst eingebüßt. Uebrigens wußte man allgemein von seinem Schiffbruche vor Key West, wie seine Ausschiffung unter so kläglichen Umständen stattgefunden und daß er auch am Morgen des 23. das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt habe. Obendrein blieb es fraglich, ob er sich überhaupt werde nach dem Death Valley (Todtenthal) begeben können,. und eigentlich war er ja schon – als Mensch und als Partner – fast so gut wie zweimal todt.
    So wäre nur X. K. Z. noch übrig, und man hatte Ursache zu vermuthen, daß die Spitzfindigen, die Schlauköpfe, denen eine besondere Veranlagung gestattet, häufig auszuspüren, wohin die Glücksgöttin sich wendet – daß diese sich ihn als Günstling erwählen würden. Daß er augenblicklich vernachlässigt wurde, lag nur daran, daß noch niemand wußte, ob er bereits nach Wisconsin abgereist war oder nicht. Diese Frage mußte jedoch sofort entschieden werden, wenn er sich auf dem Postamte von Milwaukee meldete, um sein Telegramm abzuholen.
    Dieser Tag war nicht mehr fern. Schon näherte sich der 27. Mai, der Termin für das vierzehnte Auswürfeln, das dem Manne mit der Maske galt. An genanntem Tage sendete Meister Tornbrock nach gefallener Entscheidung durch die Würfel eine Depesche an das Amt in Milwaukee, bei dem jener sich noch am Vormittage persönlich einzufinden hatte. Man kann sich leicht vorstellen, daß sich auf dem Amte dann auch eine Menge Leute sammeln würden, die begierig waren, den nur durch Buchstaben bezeichneten Herrn zu sehen. Hörte man da auch nicht seinen Namen, so lernte man doch seine Person kennen, und Augenblicks-Photographen waren gewiß zur Stelle, ein Bild von ihm zu erhaschen, das dann sicherlich in allen Blättern Verbreitung fand.
    Man beachte wohl, daß William I. Hypperbone die verschiedenen Staaten der Union auf seiner Karte ganz willkürlich vertheilt hatte. Die Staaten waren weder alphabetisch noch geographisch geordnet. So entsprachen z. B. Florida und Georgia, die aneinandergrenzen, das eine dem achtundzwanzigsten, das andere dem dreiundfünfzigsten Felde. Ebenso hatten Texas und Südcarolina die Nummern zehn und elf, obwohl sie um acht-bis neunhundert Meilen von einander entfernt liegen. Mit den übrigen Staaten war das ganz ähnlich. Diese Vertheilung schien also nicht auf überlegter Auswahl zu beruhen, vielleicht waren die Plätze für die Staaten vom Testator auch einfach durch Auslosung bestimmt worden.
    Doch gleichviel; jedenfalls hatte der geheimnißvolle X. K. Z. in Wisconsin die Depesche zu erwarten, die ihm den Ausfall des zweiten Würfelns verkündigte. Da nun Lissy Wag und Jovita Foley in Milwaukee erst am Morgen des 23. hatten eintreffen können, waren sie eiligst weitergefahren, um nicht mit dem siebenten Partner zusammenzustoßen, wenn dieser sich auf dem Telegraphenamt der Stadt einfand.
    Endlich kam der 27. Mai, und wieder wendete sich die öffentliche Aufmerksamkeit dem Manne zu, der aus wer weiß welchen Gründen sich hütete, seinen Namen zu verrathen.
    Eine gewaltige Menschenmenge füllte an diesem Tage also den Saal des Auditoriums, und sie wäre gewiß noch weit größer gewesen, wenn nicht schon Tausende die Frühzüge nach Milwaukee benutzt hätten, um dort im Postamt anwesend zu sein, wenn X. K. Z. dahin kam, um sein Telegramm abzufordern. Dort sähen sie ihn doch endlich!
    Um acht Uhr schüttelte Meister Tornbrock mit gewohnter Feierlichkeit und umgeben von den Mitgliedern des Excentric Club, den Lederbecher, ließ die Würfel auf den Tisch rollen und verkündete dann unter allgemeinem Schweigen mit weithin schallender Stimme:
    »Vierzehnter Wurf, siebenter Partner, zehn durch vier und sechs Augen!«
    Dieser Ausfall brachte folgendes mit sich:
    Da X. K. Z. sich zur Zeit im sechsundzwanzigsten Felde, im Staate Wisconsin, befand, wäre er dadurch nach dem sechsunddreißigsten gewiesen worden. Bei diesem – es war der Staat Illinois – hatte die Zahl der Augen aber doppelt zu gelten, und der siebente Partner hatte sich deshalb

Weitere Kostenlose Bücher