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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Codicill erst auf die Bühne gebracht hatte, und man überließ es der Zukunft, zu enthüllen, wer jener X. K. Z. eigentlich wäre. Sollte er das Spiel gewinnen und damit der einzige Erbe der Millionen William I. Hypperbone’s werden, so hallte sein Name doch in allen fünf Erdtheilen nach. Gewann er aber nicht, welchen Werth hatte es dann zu wissen, ob er alt oder jung, groß oder klein, dick oder hager, blond oder braun, reich oder arm und unter welchem Familiennamen er in das Kirchenbuch der Gemeinde eingetragen sei?
    Der Verlauf des Spieles wurde nichtsdestoweniger von »der Welt, in der man speculiert«, von den Wettlustigen, den Verehrern des Boom mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt. Die finanziellen Theile der Zeitungen enthielten alltäglich Berichte über den Stand des Spieles ebenso wie über die Curse an der Börse. Nicht in Chicago allein, das ein Feuilletonist die »Wettenstadt« taufte, sondern auch in allen großen und kleinen Städten der Union, sogar in den Flecken, bis hinunter zu den kleinsten Dörfern, gab es Spieler, die für nichts anderes mehr als für den »großen Match« Gedanken hatten.
    Die bedeutendsten Städte, New York, Boston, Philadelphia, Washington, Albany, Saint-Louis, Baltimore, Richmond, Charleston, Cincinnati, Detroit, Omaha, Denver, Lake City, Savanah, Mobile, New Orleans, San Francisco und Sacramento hatten besondere Agenturen, die vortreffliche Geschäfte machten. Ja, man erwartete, daß diese sich noch verdoppeln, verdreifachen, vervier-, selbst verzehnfachen möchten, je nach den unberechenbaren Zwischenfällen, die durch die Würfel noch hervorgerufen werden könnten und von denen Max Real, Tom Crabbe, Hermann Titbury, Harris T. Kymbale, Lissy Wag, Hodge Urrican und X. K. Z. entweder begünstigt oder schwer geschädigt werden würden. Allmählich entwickelte sich ein wirklicher Markt, mit Sensalen und Agenten, eine Börse mit Angebot und Nachfrage, wo sehr viele Leute zu wechselnden Cursen, je nach den Aussichten des einen oder des anderen Partners, kauften und verkauften.
    Selbstverständlich blieb diese Strömung nicht auf die Vereinigten Staaten allein beschränkt. Sie hatte die Grenze überfluthet und verzweigte sich über Quebec, Montreal, Torento und andere größere Städte Canadas durch die ganze Dominion. Sie griff auch nach Mexiko hinüber und nach den kleineren Staaten, die am Golfe liegen. Dann wälzte sie sich nach Südamerika zu und drang nach Columbien, Venezuela, Brasilien, nach der Argentinischen Republik und schließlich nach Peru, Bolivia und Chile ein. Das Spielfieber entwickelte sich in der ganzen Neuen Welt zur richtigen Epidemie.
    Auf der anderen Seite des Atlantischen Oceans, in Europa, hatten sich übrigens Frankreich, Deutschland, England und Rußland, in Asien Ostindien, China und Japan, in Oceanien Australien und Neuseeland schon an dem tollen Treiben dieses Matches in beträchtlichem Maße betheiligt.
    Wenn das verstorbene Mitglied des Chicagoer Excentric Club bei Lebzeiten auch nicht viel von sich reden gemacht hatte, war doch der Lärm um so größer, den der Mann nach seinem Ableben überall erregte. Der hochachtbare Georges B. Higginbotham konnte nebst seinen Collegen auf ein Mitglied, dem ein solcher posthumer Ruhmesglanz zufiel, gewiß stolz sein.
    Wer war nun zur jetzigen Stunde der Favorit auf diesem neuartigen Turf?
    War es auch schwierig, zu Anfang einer Partie, von der man erst einige Züge kannte, sich über deren Ausgang ein Urtheil zu bilden, so schien es doch, als ob der vierte Partner, Harris T. Kymbale, die meisten Parteigänger auf sich vereinigte. Freilich wurde auch gerade ihm die meiste Aufmerksamkeit zugelenkt, da die Journale mit Vorliebe von ihm berichteten und ihm, durch seine täglichen Mittheilungen auf dem Laufenden gehalten, von Schritt zu Schritt folgten. Max Real, mit seiner Zurückhaltung, die er niemals ablegte, Hermann Titbury, der zu Anfang unter falscher Flagge gesegelt war, und auch Lissy Wag, deren Abreise sich bis zum letzten Tage verzögert hatte, konnten gegen den geistreichen, geschäftigen Berichterstatter der »Tribune« nicht in die Schranken treten.
    Uebrigens sei hier bemerkt, daß Tom Crabbe mit seinem Schrittmacher John Milner sich auch einer großen Zahl auf ihn Wettender rühmen konnte. Es erschien so natürlich, daß das gewaltige Vermögen dem gewaltigen Unthiere zufiel. Der Zufall liebt ja derartige Widersprüche oder, wenn man lieber will, Uebereinstimmungen, und wenn er darin auch

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