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Das Testament eines Excentrischen

Das Testament eines Excentrischen

Titel: Das Testament eines Excentrischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kein Mensch. Die so zweifellose Klausel des Codicills konnte natürlich nicht außer Acht gelassen werden. Jener Herr X. K. Z. – der Mann mit der Maske – genoß dieselben Rechte wie die alten »Sechs«, und wenn er die ungeheure Nachlassenschaft gewann, konnte es niemand einfallen. sie ihm streitig zu machen.
    In Beachtung jener Klausel hatte Meister Tornbrock also am 13. dieses Monats um acht Uhr morgens zum siebentenmale öffentlich gewürfelt und dabei, man vergesse das nicht, durch sechs und drei Augen neun Punkte erhalten, die dem Herrn X. K. Z. auferlegten, sich nach Wisconsin zu begeben. Erfreute sich dieser siebente Partner auch keiner so ungezügelten Reiselust, wie der Berichterstatter der »Tribune«, fehlte ihm jede Leidenschaft für eine Ortsveränderung, so konnte er mit jener Entscheidung doch recht zufrieden sein. Mit einer Bahnfahrt von wenigen Stunden erreichte er Milwaukee, und wenn sich Lissy Wag bei seinem Eintreffen noch immer hier aufhielt, mußte diese ihm weichen und die Partie von vorn an wieder beginnen.
    Ob der Mann mit der Maske sich nun beeilt hatte, sofort nachdem ihm der Ausfall des Würfelns bekannt geworden war, nach Wisconsin zu fahren, obgleich ihm dazu noch volle vierzehn Tag Zeit blieben, das wußte niemand.
    Anfänglich hatte sich das Publicum über den neuen Theilnehmer am Match vielfach den Kopf zerbrochen. Wer mochte er sein? Jedenfalls ein Chicagoer, da der Testator nur Kinder der Stadt zugelassen hatte. Etwas weiteres wußte man aber nicht und die Leute blieben deshalb um so neugieriger.
    Am 13. dieses Monats, dem Tage des siebenten Würfelns, strömte denn auch zu allen von Chicago nach Milwaukee verkehrenden Zügen eine gewaltige Menschenmenge auf dem Bahnhofe zusammen.
    Die Leute hofften, jenen X. K. Z. an seinem Gange, seiner Haltung, irgend einer Einzelheit oder Originalität zu erkennen, täuschten sich aber gründlich. Man sah hier weiter nichts als die gewohnten Gestalten von Reisenden aus allen Gesellschaftsschichten, die sich durch nichts von dem gemeinen Sterblichen unterscheiden. Im Augenblicke der Abfahrt wurde aber doch ein wackerer Mann, der es sehr eilig zu haben schien, für den mit der Maske gehalten und ihm eine ganz unverdiente Huldigung dargebracht.
    Am nächsten Tage stellten sich auch noch recht viele Neugierige ein, am zweitfolgenden schon weniger und an den weiteren Tagen nur ein winziges Häuflein, keiner bemerkte aber eine Persönlichkeit, die so aussah, als ob sie sich um den Großen Preis im Match Hypperbone bewürbe.
    Alle, die nun ihr Vertrauen gerade auf den geheimnißvollen X. K. Z. setzten und bereit waren, auf ihn große Summen zu verwetten, thaten nun, was ihnen zu thun allein übrig blieb, das heißt, sie suchten bei Meister Tornbrock Auskunft zu erhalten. Dieser wurde denn auch mit Fragen über jene Persönlichkeit fast überschwemmt.
    »Sie müssen doch wissen, woran man sich bezüglich jenes X. K. Z. zu halten hat, behauptete der eine.
    – Ich weiß nicht das geringste, versicherte der Notar.
     

    »Sie müssen doch wissen, woran man sich zu halten hat…« (S. 225)
     
    – Sie kennen ihn aber jedenfalls…
    – Ich kenne ihn nicht, und wenn es der Fall wäre, würde mir wohl kaum das Recht zustehen, sein Incognito zu lüften.
     

    Sofort ergreift der siebente Partner die Depesche… (S. 230.)
     
    – Sie müssen aber mindestens wissen, wo er sich aufhält, erklärte ein anderer, ob er seinen Wohnsitz in Chicago oder anderswo hat, da Sie ihm doch das Ergebniß des Würfelns mitgetheilt haben…
    – Nichts hab’ ich ihm mitgetheilt. Entweder hat er den Ausfall durch die Tageszeitungen und die Maueranschläge erfahren, oder er hat es selbst mit gehört, als ich im Saale des Auditoriums die Anzahl der Augen verkündigte.
    – Sie sind doch aber gezwungen, ihm ein Telegramm über das ihn betreffende Ergebniß des nächsten Würfelns am 27. dieses Monates zugehen zu lassen.
    – Das werde ich selbstverständlich absenden.
    – Doch wohin?
    – Dahin, wo er dann sein wird oder doch sein soll… nach Milwaukee… Wisconsin.
    – Und unter welcher Adresse?
    – Poste restante, unter den Buchstaben X. K. Z.
    – Wenn er aber nicht dort ist?
    – Wenn er nicht dort ist, desto schlimmer für ihn, da geht er aller seiner Rechte verlustig.«
    Auf alle »Aber« der Anfragenden hatte Meister Tornbrock immer nur dieselbe Antwort: er wußte nichts und konnte nichts sagen.
    So erlahmte nach und nach das Interesse an dem Mann, den das

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