Das Testament
sei, sondern irgendwo in der Stadt einen Termin wahrnähme. Valdir hatte ein Mobiltelefon. Warum hatte er nicht angerufen?
Ein Mitarbeiter legte ihm eine zweiseitige Zusammenfassung über Denguefieber vor, die er aus dem Internet gefischt hatte. Er teilte ihm mit, dass er einen Termin bei Gericht habe, und wollte wissen, ob Mr. Stafford noch mehr medizinische Aufgaben für ihn habe. Mr. Stafford fand das nicht lustig.
Josh las die Zusammenfassung, während er sein Brötchen aß. Darin hieß es, dass es sich bei Denguefieber um eine Virusinfektion handelt, die sich in allen tropischen Gebieten der Erde findet. Sie wird von einer Mücke der Gattung Ae’des übertragen, die vorwiegend tagsüber sticht. Das erste Anzeichen der Krankheit ist Abgeschlagenheit, darauf folgen rasch starke Kopfschmerzen hinter den Augen sowie leichtes Fieber, das sich bald verstärkt und von Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen begleitet wird. Während das Fieber steigt, beginnen die Waden- und Rückenmuskeln zu schmerzen. Volkstümlich wird die Krankheit wegen der entsetzlichen Muskel- und Gelenkschmerzen auch als »Knochenbrecherfieber«
bezeichnet. Nachdem alle anderen Symptome aufgetreten sind, zeigt sich ein Hautausschlag. Das Fieber kann durchaus etwa einen Tag außetzen, kehrt aber gewöhnlich verstärkt zurück. Nach etwa einer Woche klingen die Symptome ab, und die Gefahr ist vorüber. Es gibt weder ein Heilmittel noch einen Impfstoff. Nach einmonatiger Bettruhe und reichlich Flüssigkeitsaufnahme kann der Patient als wiederhergestellt gelten.
So verläuft die Krankheit in einem minder schweren Fall, doch kann sie auch als hämorrhagisches Denguefieber oder Dengue-Schocksyndrom auftreten. In dieser Form verläuft sie bisweilen tödlich, besonders bei Kindern.
Josh war bereit, Mr. Phelans Privatjet mit einem Arzt, einer Schwester und allem anderen, was nötig wäre, nach Corumba zu schicken.
»Mr. Ruiz«, sagte eine Sekretärin durch die Gegensprechanlage. Keine anderen Anrufe wurden durchgestellt.
Valdir rief aus dem Krankenhaus an. »Ich war gerade bei Mr. O’Riley«, sagte er langsam und deutlich. »Es geht ihm gut, aber er ist nicht vollständig bei Bewusstsein.«
»Kann er sprechen?« fragte Josh.
»Nein. Noch nicht. Er bekommt Mittel gegen seine Schmerzen.«
»Hat er einen guten Arzt?«
»Den besten. Es ist ein Bekannter von mir. Er ist gerade bei ihm.«
»Fragen Sie ihn, wann Mr. O’Riley nach Hause fliegen kann. Ich schicke ein privates Düsenflugzeug mit einem Arzt nach Corumba.«
Man hörte, wie im Hintergrund gesprochen wurde. »Nicht so bald«, berichtete Ruiz. »Er braucht Ruhe, wenn er aus dem Krankenhaus kommt.«
»Wann wird das sein?«
Wieder eine Unterhaltung. »Das kann er jetzt noch nicht sagen.«
Josh schüttelte den Kopf und warf die Reste seines Brötchens in den Papierkorb.
»Haben Sie Mr. O’Riley etwas gesagt?« knurrte er ins Telefon.
»Nein«, sagte Ruiz. »Ich glaube, er schläft.«
»Hören Sie, es ist sehr wichtig, dass ich so bald wie möglich mit ihm rede. Ist das klar?«
»Das verstehe ich. Aber Sie müssen Geduld haben.«
»Ich bin kein geduldiger Mensch.«
»Das verstehe ich. Aber Sie müssen es versuchen.«
»Rufen Sie mich heute Nachmittag noch einmal an.«
Josh knallte den Hörer auf die Gabel und begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
Es war nicht klug gewesen, Nate in seinem anfälligen Zustand den Gefahren der Tropen auszusetzen. Diese Entscheidung war von reiner Bequemlichkeit diktiert worden. Man konnte ihn für einige Wochen aus dem Weg schaffen, ihn woanders beschäftigen, während die Kanzlei das von ihm hinterlassene Chaos ordnete. Es gab außer Nate noch vier von Josh handverlesene Juniorpartner in der Kanzlei, die er selbst eingestellt und angelernt hatte. Er hatte sie in einigen Fragen der Geschäftsführung um ihre Ansicht gebeten. Als einziger hatte sich Tip für Nate ausgesprochen. Die drei anderen wollten, dass er aus der Kanzlei ausschied.
Nates Sekretärin war einem anderen Anwalt zugeteilt worden. Ein aufstrebender Kollege hatte in jüngster Zeit Nates Büro belegt, und es hieß, er fühle sich dort ganz heimisch.
Für den Fall, dass das Denguefieber dem armen Nate nicht den Garaus machte, wartete bereits der IRS auf ihn.
Ohne dass jemand etwas davon merkte, lief der Tropf um die Mitte des Tages leer, und es kümmerte sich auch niemand darum. Mehrere Stunden später wurde Nate wach.
Sein Kopf fühlte sich leicht an, er spürte weder
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